Obwohl der Anteil von Arzneimitteln an den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) „seit vielen Jahren konstant“ ist, so der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH), steigt die Belastung für Pharmaunternehmen, Apotheken und Patient:innen. Inzwischen summieren sich Herstellerabschläge, Rabattverträge, Apothekenabschlag sowie gesetzliche Zuzahlungen auf rund 11 Milliarden Euro. Ein Fünftel der Arzneimittelausgaben (19,6 %) trägt also nicht die GKV, sondern schultern Andere. Das geht aus einer Zahlenbroschüre des BAH hervor. Die zunehmenden Einsparungen, die sich durch die im „Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz“ (AMNOG) geregelten Preisrabatt-Verhandlungen zwischen Kassen und Pharmaunternehmen ergeben, sind da nicht einmal eingerechnet.
Dennoch hat die Politik im vergangenen Jahr das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz verabschiedet: Es gefährde die „Versorgung mit innovativen Arzneimitteln massiv“ und sollte „dringend korrigiert werden“, schreibt Dr. Cranz im Vorwort der aktuellen Broschüre. Tatsächlich bringt dieses Gesetz radikale Einschnitte bei der Vergütung neuer Medikamente mit sich. Zudem „steigen – und zwar häufig wesentlich stärker als die allgemeine Inflationsrate – die Ausgaben, etwa für Energie, Logistik, Verpackungsmaterialien oder Wirkstoffe. Die Effizienzreserven der Hersteller sind ausgereizt und die Menschen spüren zunehmend Angebots- und Sortimentsverschlankungen. Neue Therapieoptionen können seltener entwickelt werden“. Längst sei es „an der Zeit, den Wert der Arzneimittelversorgung anzuerkennen und als Investition in die Gesundheit eines Einzelnen sowie die Widerstandskraft einer Volkswirtschaft zu verstehen“, resümiert Cranz.
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