First-in-Class? Solche Arzneimittel sind die „Streber“ unter den neuen Wirkstoffen, die jedes Jahr das Licht der (Zulassungs-)Welt erblicken. Sie definieren sich über einen neuen Wirkmechanismus; sprich: einen bisher nicht dagewesenen Ansatz, eine bestimmte Erkrankung zu behandeln. In den USA zählte die Zulassungsbehörde FDA 24 solcher Sprunginnovationen – fast jedes 3. neue Arzneimittel revolutioniert ein Stück weit die Art und Weise, wie eine bestimmte Krankheit bisher behandelt wurde. Darunter waren im vergangenen Jahr neue Therapien zur Behandlung der Alzheimer-Erkrankung oder von verschiedenen Krebsarten. Für Menschen mit der sehr seltenen genetischen Erkrankung Alpha-Mannosidose hat die Forschung erstmals ein Medikament entwickelt und zugelassen, das am Verursacher der Krankheit (einem Enzym-Mangel) angreift und nicht nur die Symptome behandelt.
Die Pharmaforschung liefert. Nachzulesen ist das in dem Bericht „Global Trends in R&D 2024“ vom IQVIA-Institut. Weitere Trends waren:
- Die meisten Neueinführungen sind aus den Bereichen Onkologie, Neurologie und Immunologie. Sie machen im 5-Jahres-Zeitraum (2019 bis 2023) 56 Prozent aller neuen Wirkstoffe aus.
- Die Zahl der klinischen Studien erreicht mit 4.873 Studien wieder Vor-Pandemie-Niveau – 2022 war aufgrund der fieberhaften Suche nach Arzneimitteln und Impfstoffen gegen das SARS-CoV-2-Virus ein absolutes Rekordjahr gewesen (6.250 Studien).
- Die Produktivität der Pharmaforschung steigt; sie lag 2023 bei 10,8 Prozent. IQVIA misst sie über die „Composite Success Rate“. Dort wird nachgezählt, wie viele der Wirkstoffkandidaten jeweils die nächste Hürde schaffen. Das zeigt: Nur jeder 10. neue Wirkstoff schafft es durch die 3 Studienphasen und den anschließenden Zulassungsprozess.
Die 15 größten forschenden Pharmaunternehmen haben vergangenes Jahr 161 Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung gesteckt – gegenüber dem Jahr 2018 ein Anstieg von 49 Prozent. Das Ziel dieser Investitionen: Das Verständnis der menschlichen Biologie zu verbessern und daraus neue Therapeutika zu entwickeln.
Weiterführender Link:
IQVIA Institute: Global Trends in R&D 2024
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