Im Jahr 2022 rechnet der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) mit mehr als 45 Medikamenten mit einem neuen Wirkstoff. Foto: ©iStock.com/Zerbor
Im Jahr 2022 rechnet der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) mit mehr als 45 Medikamenten mit einem neuen Wirkstoff. Foto: ©iStock.com/Zerbor

vfa-Prognose 2022: Mehr als 45 neue Medikamente erwartet

Im kommenden Jahr rechnet der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) mit mehr als 45 Medikamenten mit einem neuen Wirkstoff. Das geht aus dem „Innovationsausblick“ hervor, den der Verband veröffentlicht hat. Damit dürfte auch 2022 ein Rekordjahr werden: Im Jahr 2021 hatten forschende Unternehmen 46 Medikamente bzw. Impfstoffe eingeführt.

Die Botschaft des Verbandes: Die intensive Forschung und Entwicklung der Pharma-Unternehmen zu COVID-19 geht nicht auf Kosten anderer Therapiegebiete. Mehr als ein Viertel der neu erwarteten Therapien richtet sich gegen Infektionskrankheiten, ein weiteres Viertel gegen Krebserkrankungen. Auch gegen seltene Gendefekte werden neue Behandlungsmöglichkeiten erwartet. Mit einem breit gefächerten Spektrum neuer Medikamente – etwa gegen HIV, Wachstumsstörungen oder Migräne – dürfte 2022 an das erfolgreiche Vorjahr anknüpfen: In seiner „Innovationsbilanz“ für 2021 hatte der vfa von einem „Ausnahmejahr“ gesprochen. Es waren insgesamt 46 Medikamente mit neuen Wirkstoffen zur Behandlung einer Vielzahl an Erkrankungen in Deutschland in die Versorgung gekommen (Pharma Fakten berichtete).

Prognose: Mehr als 45 neue Medikamente in 2022. Foto: ©iStock.com/Panuwat Sikham
Prognose: Mehr als 45 neue Medikamente in 2022. Foto: ©iStock.com/Panuwat Sikham

Dem Ausnahmejahr dürfte demnach ein Ausnahmejahr folgen: Die vfa-Prognose stützt sich auf die in der Europäischen Union (EU) beantragten oder kürzlich erteilten Zulassungen für neue Medikamente sowie die beschleunigten Entwicklungsprogramme für COVID-19-Medikamente. „Trotz intensiver Entwicklungstätigkeit zur Bekämpfung der Pandemie bringen Pharma-Unternehmen unvermindert viele Medikamente für Patienten und Patientinnen mit anderen Krankheiten zur Zulassung. Für 2022 sind neben Corona-Vakzinen und -Therapeutika auch zahlreiche Medikamente gegen andere Infektionen sowie gegen Krebs, Stoffwechselkrankheiten und weitere Leiden zu erwarten,“ erklärt vfa-Chef Han Steutel.

Infektionskrankheiten vermehrt im Fokus der Pharma-Unternehmen

Die COVID-19-Pandemie hat die Bekämpfung von Infektionskrankheiten in den Fokus von Öffentlichkeit und Forschung gerückt: Der vfa rechnet damit, dass mehr als ein Viertel der Medikamente mit neuem Wirkstoff, die 2022 in Deutschland verfügbar werden, der Behandlung von Infektionen dienen dürften. Darunter sind mehrere Impfstoffe, die auf Virusproteinen oder abgetöteten Viren beruhen, sowie erste Medikamente gegen eine COVID-19-Infektion, die nicht infundiert oder gespritzt werden müssen, sondern geschluckt werden können. „Neue Mittel mit antiviralen Antikörpern könnten unter anderem beitragen, Menschen zu schützen, die keinen ausreichenden Impfschutz aufbauen können.“

Mit neuen Impfstoffen rechnet der vfa unter anderem gegen das Dengue-Fieber, gegen Cholera, Hepatitis B, Grippe und Pneumokokken-Infektionen. Zudem sollen gegen problematische, weil gegen gängige Medikamente resistente Bakterien neue Antibiotika verfügbar werden.

Krebs: Schwerpunkt der forschenden Pharma-Unternehmen

Dass Forschung und Entwicklung gegen onkologische Erkrankungen ein Schwerpunkt der Unternehmen ist, zeigt die Erwartung des vfa, dass jedes vierte in 2022 eingeführte neue Medikament ein Krebsmittel sein dürfte. Allein bis zu fünf Präparate könnten Patient:innen mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) zugutekommen. „Und auch bei Blasen-, Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, gastrointestinalen Stromatumoren, Gliomen, Neuroblastomen, verschiedenen Leukämien und Lymphomen, Multiplem Myelom und Melanom am Auge stehen die Chancen auf neue Behandlungsmöglichkeiten gut“, heißt es beim vfa, der mit unterschiedlichen Arzneimittelklassen rechnet. „Neben einigen Kinasehemmern könnten beispielsweise mehrere Antikörper-Wirkstoff-Konjugate eingeführt werden. Bei diesen bringen Antikörper einen Giftstoff oder radioaktive Atome gezielt in Krebszellen, unter weitgehender Schonung des gesunden Gewebes. Auch weitere CAR-T-Zell-Therapien könnten kommen – zur Therapie verschiedener hämatologischer Tumore.“ CAR-T steht für eine Krebsbekämpfung, die Gen-, Zell- und Immuntherapie zugleich ist. Dabei werden die Immunzellen der Patient:innen im Labor gentechnisch so ausgerüstet, „dass sie nach Rückführung in den Körper bestimmte Tumorzellen bekämpfen können.“ (Pharma Fakten berichtete)

Forschung gegen seltene Erkrankungen

F&E 2022: Neue Gentherapien könnten verfügbar werden. Foto: ©iStock.com/metamorworks
F&E 2022: Neue Gentherapien könnten verfügbar werden. Foto: ©iStock.com/metamorworks

Fibrodysplasia ossificans progressiva, kurz: FOP, ist eine sehr seltene Erberkrankung, die zu einer fortschreitenden Verknöcherung des Binde- und Stützgewebes des menschlichen Körpers führt; Knorpel und andere Arten von Bindegewebe wandeln sich allmählich in Knochen um. Etwa 600 Fälle sind weltweit bekannt; gerechnet wird mit rund 3.000 Erkrankten. Für die betroffenen Menschen könnte 2022 ein erstes Medikament zur Verfügung stehen. Auch könnte ein Medikament herauskommen, das die Lebenserwartung von Patient:innen mit beschleunigten Alterungsvorgängen verbessert. Und neue Gentherapien könnten verfügbar werden; etwa gegen seltene Augenkrankheiten wie die Lebersche hereditäre Optikusneuropathie oder für Patient:innen mit Hämophilie A.

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