Welche Bedeutung hat die Magnetresonanztomographie und warum wird Kontrastmittel eingesetzt?
Prof. Michael Forsting: Die Magnetresonanztomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, ist ein modernes radiologisch bildgebendes Verfahren, das weltweit bei vielen Millionen von Untersuchungen eingesetzt wird. Es ist sehr sicher und gut verträglich. Ein großer Vorteil ist, dass die MRT mit keinerlei Strahlenbelastung oder Radioaktivität verbunden ist. Sie arbeitet mit Magnetfeldern und mit Radiowellen. Sie ist eine unverzichtbare Methode in der medizinischen Diagnostik geworden, mit der Aufnahmen des Körperinneren gemacht werden. Die MRT eignet sich vor allem dazu, Weichteilgewebe, innere Organe wie beispielsweise Gehirn, Herz, Leber, Nieren, aber auch Knochenmark, Gelenke und Blutgefäße darzustellen.
Durch das Kontrastmittel werden besonders stark durchblutete Gewebe gut sichtbar, also zum Beispiel dort, wo eine Entzündung oder verstärktes Zellwachstum vorliegt. Dadurch können krankhafte Veränderungen von gesundem Gewebe abgegrenzt und bewertet werden. Beginnende Krankheitsherde werden auf der Aufnahme wesentlich besser erkannt. Kontrastmittel erhöhen deutlich die diagnostische Aussagekraft. In der MR-Angiographie dient das Kontrastmittel dazu, die Gefäße und krankhafte Veränderungen wie zum Beispiel Verengungen deutlich abzubilden.
Nur die genaue Diagnose und Kenntnis über das Ausmaß der Erkrankung ermöglichen eine gezielte Therapie. Das ist eine grundlegende Voraussetzung für den Behandlungserfolg. Auch im Anschluss an eine Behandlung liefert die MRT dem Arzt wertvolle Hinweise darauf, ob seine Therapie Erfolg hat oder verändert werden muss.
Bei welchen Erkrankungen ist die Anwendung eines MRT-Kontrastmittels besonders wichtig?
Prof. Forsting: Mit dem Kontrastmittel werden krankhafte Veränderungen im Körper sichtbar, die ohne Kontrastmittel unentdeckt geblieben wären oder die man ohne Kontrastmittelgabe diagnostisch nur schlecht oder gar nicht bewerten kann. Besonders wichtig ist der Einsatz von Kontrastmitteln, wenn es darum geht, Tumoren oder Entzündungsherde zu untersuchen und zu beurteilen. Hier kann das Kontrastmittel wesentliche Zusatzinformationen liefern in der Unterscheidung von krankhaftem und gesundem Gewebe, von gutartigem und bösartigem Tumor, wo genau sich der Tumor befindet und wie groß er ist. Das ist wiederum wichtig für den Chirurgen, damit er den chirurgischen Eingriff exakt planen kann.
Bei chronischen Erkrankungen ist es wichtig, den Verlauf und den Therapierfolg zu kontrollieren. Das ist beispielweise bei Patienten mit Multipler Sklerose der Fall.
Bei Patienten, die an Krebs erkrankt sind und eine Operation, Chemotherapie oder Bestrahlungstherapie erhalten haben, ist ebenfalls eine Kontrolluntersuchung wichtig. So lässt sich der Therapierfolg beurteilen und der Heilungsprozess verfolgen. Bei einem möglicherweise erneuten Tumorleiden kann rechtzeitig die adäquate Therapieentscheidung getroffen werden.
Was könnte passieren, wenn der Patient die Kontrastmittelgabe verweigert, obwohl ein Kontrastmittel für die MRT-Untersuchung erforderlich wäre?
Prof. Forsting: Ob ein Kontrastmittel für die Untersuchung medizinisch notwendig ist oder nicht, entscheidet der Radiologe. Häufig wird erst mit Einsatz eines Kontrastmittels krankhafte Veränderungen im Organismus erkennbar. Das heißt, wenn ein Patient die Anwendung eines Kontrastmittels verweigert, obwohl der Radiologe dies dringend für die richtige Diagnosestellung benötigt, können dann keine adäquaten Therapie-Maßnahmen getroffen werden, um die Erkrankung zu behandeln. Ohne genaue Diagnose kann es keine Therapie geben. Bei Krebspatienten etwa ist es wichtig, in regelmäßigen Abständen eine Verlaufskontrolle durchzuführen. Würde der Patient hier eine Kontrastmittel-Gabe ablehnen, können wiederauftretende Tumoren nicht erkannt werden, um eine sofortige Therapie einzuleiten.
Welche Subtanzen werden als MRT-Kontrastmittel benutzt und wie sicher und verträglich sind sie?
Prof. Forsting: Für die MRT-Untersuchungen werden weltweit Gadolinium-haltige Kontrastmittel eingesetzt. Das Kontrastmittel wird in die Vene injiziert und verteilt sich im Körper. Besonders bei Risikopatienten achtet der Radiologe darauf, dass die niedrigste Kontrastmittel-Dosis angewendet wird, die für eine gute diagnostische Bildgebung ausreicht.
MRT-Kontrastmittel sind im Allgemeinen sehr gut verträglich. Das Risiko akuter Reaktionen ist bei MRT-Kontrastmitteln bis zu zehnmal niedriger als im Vergleich zu jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln. Die meisten Nebenwirkungen sind mild oder moderat und nur vorübergehend. Dazu zählt Übelkeit, zum Teil mit Erbrechen. Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautrötung, Juckreiz, Hautausschlag sind selten.
Was sagen Sie Ihren Patienten vor der Anwendung eines Kontrastmittels?
Prof. Forsting: Häufig sieht der Radiologe den Patienten zu der geplanten radiologischen Untersuchung das erste Mal, da er vom Haus-oder Facharzt überwiesen wird. Deshalb ist es sehr wichtig, dass vor jeder MRT-Untersuchung der Radiologe mit dem Patienten ein Gespräch führt. Dabei klärt er ihn über die MRT-Untersuchung sowie über den Nutzen und das mögliche Risiko bei Anwendung eines Kontrastmittels auf.
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