„Die pharmazeutische Industrie wird auch im 21. Jahrhundert eine Schlüsselindustrie für den medizinischen Fortschritt sein“, betonte Gröhe bei der Veranstaltung des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) bei Bayer. Er ergänzte: Der Pharmastandort Deutschland müsse im internationalen Wettbewerb weiterhin stark bleiben. Dafür sieht der Gesundheitsminister eine erfolgreiche Weichenstellung durch den vorläufigen Abschluss des Pharmadialogs.
Birgit Fischer, vfa-Hauptgeschäftsführerin, zeigte sich bei der Diskussion erfreut über die Wertschätzung gegenüber der pharmazeutischen Industrie. Sie forderte jedoch „konkrete Lösungen für konkrete Probleme“. Es gelte, gemeinsam ein ausgewogenes und zukunftsfähiges Maßnahmenpaket zu erarbeiten. Die Voraussetzungen dafür seien gegeben. „Denn die Bundesregierung setzt die Gespräche mit den Akteuren fort“, sagte Fischer zur angestrebten Fortsetzung des Pharmadialogs.
AMNOG hat großen Verbesserungsbedarf
Weiterhin wesentlichen Verbesserungsbedarf sieht Frank Schöning, Geschäftsführer von Bayer Vital, beim Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG), damit Deutschland für forschende Pharmaunternehmen weiterhin attraktiv bleibe. „Eine reine Betrachtung der Arzneimittelkosten im Vergleich zu alten, oft generischen Substanzen, ist zu kurz gegriffen“, monierte er. Viele Beschlüsse der frühen Nutzenbewertung würden außerdem aus formalen Gründen getroffen.
„Wir sehen nach wie vor ein Problem in den divergierenden Anforderungen zwischen Zulassungs- und AMNOG-Evidenz“, so der Bayer-Vital-Geschäftsführer. Durch die guten Absichtserklärungen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) und den Zulassungsbehörden sähe man dieses Problem noch nicht gelöst. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, das Paul-Ehrlich-Institut und der G-BA hatten vor kurzem eine engere Zusammenarbeit angekündigt, um die Kriterien von Zulassungs- und Nutzenbewertungskriterien besser aufeinander abzustimmen. Die Pharmaverbände haben dies grundsätzlich begrüßt, jedoch gleichzeitig eine entsprechende praktische Umsetzung gefordert.
Innovative Arzneimittel müssen schnell in die Versorgung
Gröhe sagte zum Thema AMNOG: „Wir brauchen einen Ausgleich zwischen den Interessen der Unternehmen, die den Fortschritt mit neuen Produkten vorantreiben und erfolgreich am Markt bestehen wollen, und den Erfordernissen eines solidarischen Gesundheitswesens.“ Dies müsse nachhaltig finanzierbar bleiben und den Patientennutzen in den Mittelpunkt stellen. Dabei müsse die Politik als Anwalt des Gemeinwohls für die richtige Balance sorgen. Er und alle Teilnehmer des Podiums einte letztlich eine Forderung: Arzneimittelinnovationen müssen schnell beim Patienten ankommen.
Wissenschaftliche Studien haben jedoch nachgewiesen, dass das AMNOG in einigen Fällen genau das Gegenteil bewirkt. Neue Medikamente kommen zu spät oder gar nicht bei Patienten an – und das sogar trotz Nachweis eines Zusatznutzens. Vor diesem Hintergrund erscheint es nur allzu logisch, dass der Dialog zwischen politischen Entscheidungsträgern und der pharmazeutischen Industrie fortgesetzt wird.
Foto: Bayer Vital