Eine Patientenbefragung zeigt: Zu wenige immunsupprimierte Menschen wissen um ihr erhöhtes Infektionsrisiko. Foto: ©iStock.com/Esben_H
Eine Patientenbefragung zeigt: Zu wenige immunsupprimierte Menschen wissen um ihr erhöhtes Infektionsrisiko. Foto: ©iStock.com/Esben_H

Jährliches Impfen ist hocheffektiv

Gegen die Grippe impfen oder nicht? Vor dieser Frage stehen gerade ältere Menschen vor oder während jeder Influenza-Saison. Immer öfter lautet die Antwort darauf: Nein. Laut Robert Koch-Institut schützt sich nur rund ein Drittel der ab 60-jährigen gegen Influenza. Dabei ist die Grippeimpfung besser als ihr Ruf: Eine Studie, durchgeführt in Spanien, zeigt, dass wiederholte Impfungen ältere Menschen vor schweren Krankheitsverläufen und Einweisungen ins Krankenhaus schützen können.

Die Influenza wird einfach nicht ernst genommen: 34,8 Prozent beträgt die Impfquote der ab 60-jährigen Menschen in Deutschland laut den jüngsten Daten des Robert Koch-Instituts. Es ist ein Trend, denn es werden immer weniger: In der Saison 2008/09 waren es noch 47,9 Prozent. Die Wissenschaftler beim Versorgungsatlas sehen vor allem als Ursache, dass die Grippe nicht hinreichend als ernstzunehmende Krankheit wahrgenommen und mit einer Erkältung verwechselt wird. Tatsache bleibt: Von der Vorgabe von Weltgesundheitsorganisation und EU-Kommission – demnach sollten sich 75 Prozent der älteren Menschen impfen lassen – ist das alles weit entfernt.

Dabei sind offenbar gerade „Serientäter“ besonders geschützt: Wer über Jahre wiederholt zur Grippeimpfung geht, kann mit weniger schweren Krankheitsverläufen und weniger Krankenhausaufenthalten rechnen. Das ergibt sich aus einer Studie, die in Spanien durchgeführt und nun im Canadian Medical Association Journal veröffentlicht wurde. Dafür haben sich die Wissenschaftler die Daten von Patienten aus 20 spanischen Krankenhäusern in den Saisons 2013/14 und 2014/15 angeschaut.

Wiederholtes Impfen „boostet“ das Immunsystem

Bei Erkrankten mit mindestens vier Impfungen in Jahresfolge war der Schutz vor einer leichten Grippe im Mittel um 30 Prozent höher als in der Kontrollgruppe. Der Schutz vor einem Krankenhausaufenthalt war sogar um 74 Prozent, vor einem tödlichen Verlauf der Influenza um 70 Prozent höher: „Wiederholtes Impfen gegen die Influenza in der Prävention vor einer schweren oder tödlichen Infektion war hocheffektiv“, so fassen die Autoren ihre Ergebnisse zusammen. Wiederholtes Impfen „boostet“ offenbar das Immunsystem, nehmen sie an. Wer sich also gegen die aktuell zirkulierenden Viren schützt, tut damit auch schon etwas für den Schutz vor den Viren kommender Grippewellen.

190.000 Menschen sind nach Angaben der Bundesregierung in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren an Krankheiten gestorben, gegen die man sich impfen lassen kann. Gerade „bei Erkrankungen, die besonders im höheren Lebensalter schwere Krankheitsverläufe verursachen (Influenza, Pneumokokken), ist die Anzahl an Todesfällen […] beträchtlich“, wie sie in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der FDP-Fraktion schreibt. Tatsache ist: Die Impfung ist kein perfekter Schutz gegen Influenzaviren – aber der beste, der zur Verfügung steht. Und: Die Wirkung der Impfung ist offenbar besser als ihr Ruf.

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