Der Kampf der Menschheit gegen krankheitsverursachende Mikroben ist so alt wie die Menschen selbst. Erst die Wissenschaft machte es möglich  die Oberhand zu gewinnen. Foto: ©iStock.com/wildpixel
Der Kampf der Menschheit gegen krankheitsverursachende Mikroben ist so alt wie die Menschen selbst. Erst die Wissenschaft machte es möglich die Oberhand zu gewinnen. Foto: ©iStock.com/wildpixel

Wissenschaft, Forschung, Entwicklung: Die Killer für Krankheitserreger

Der Kampf der Menschheit gegen krankheitsverursachende Mikroben ist so alt wie die Menschen selbst; ein Kampf, der für sie übrigens meistens nicht gut ausging: Allein der „Schwarze Tod“, die Pest, raffte im 14. Jahrhundert in nur wenigen Jahren die Hälfte von Europas Bevölkerung dahin. Umgeschlagen ist das Pendel erst, seit man verstanden hat, wie Krankheiten entstehen. Wissenschaft, Forschung und Entwicklung führten zu neuartigen medizinischen Interventionen – seien das Operationsmöglichkeiten, Impfstoffe oder Medikamente. Sie machten es möglich, dass sich die Lebenserwartung, die Anfang des 19. Jahrhunderts noch bei rund 30 Jahren lag, mehr als verdoppelt hat.

Wie sich die Geschichten gleichen: Der Erreger des Schwarzen Todes – das Bakterium Yersinia pestis – ist aus einer Zoonose entstanden; also aus einer vom Tier zum Menschen und umgekehrt übertragbaren Krankheit. Die Menschen im 14. Jahrhundert wussten das nicht, obwohl sie mit den Hauptüberträgern, den Ratten, eng zusammenlebten. Aber bis man darauf kam, dass es Bakterien gab und diese Krankheiten auslösen können, sollte es noch einmal 500 Jahre dauern. Bis dahin galt: Schuld waren wahlweise schlechte Luft, ein rachsüchtiger Gott, Hexen oder Menschen jüdischen Glaubens. Auch das aktuelle Pandemievirus hat seinen Ursprung wohl in der Tierwelt (Pharma Fakten berichtete); und gibt antisemitischen Wahnvorstellungen Auftrieb.

Impfstoffe: Die vielleicht wichtigste Innovation zur Bekämpfung von Pathogenen. Foto: ©iStock.com/MarianVejcik
Impfstoffe: Die vielleicht wichtigste Innovation zur Bekämpfung von Pathogenen. Foto: ©iStock.com/MarianVejcik

Wer eine Krankheit wirksam bekämpfen will, muss an die Wurzeln heran: Er muss verstehen, wie sie entsteht, um dann herauszufinden, wie man sie am besten angreift. Dafür war das 19. Jahrhundert ein „game changing century“. „Dank einiger Ärzte und Chemiker in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lernte die Menschheit, dass nicht ungesunde Luft, sondern bestimmte Krankheitserreger Infektionskrankheiten hervorrufen“, schreibt der in Oxford forschende deutsche Wissenschaftler Max Roser. „Die Keimtheorie von Krankheiten war der Durchbruch im Kampf gegen Mikroben. Wissenschaftler identifizierten die Pathogene, die die verschiedenen Krankheiten auslösen und legten dabei die Grundlage für die vielleicht wichtigste Innovation, um sie zu bekämpfen: Impfstoffe.“

Gegen die Pest erfolgreich: Quarantänen, Sperrgürtel, Kontaktverfolgung

Bereits im 17. Jahrhundert war es in Europa gelungen, die erste Infektionskrankheit Stück für Stück auszurotten: die Pest. Ein Bündel von Maßnahmen wie Quarantänen, Sperrgürtel und sogar das Verfolgen von Kontaktpersonen, das in der Renaissance entwickelt wurde, verbannten die Pest in die medizinischen Geschichtsbücher. Impfstoffe gab es noch nicht.

Als sie entwickelt wurden, veränderten sie die Welt.

  • Beispiel Pocken – einer der schlimmsten Killer der Menschheitsgeschichte: Schätzungen gehen davon aus, dass Pockenviren rund eine halbe Milliarde Menschen auf dem Gewissen haben und dass weit mehr noch durch sie entstellt wurden. „Trotz aller Anstrengungen konnte die Menschheit nie eine Behandlung finden“, schreibt Roser. „Aber wir fanden etwas Besseres: Eine Impfung, die erste Impfung überhaupt.“ Die Pocken sind heute ausgerottet.
  • Beispiel Polio: Wer erinnert sich noch an die Folgen dieser Infektion, die meist Kinder befiel und für viele in einer „eisernen Lunge“ endete, die für die gelähmten Muskeln das Atmen übernahm? 1955 war das Jahr der Wende – die Virologen Jonas Salk und Albert Sabin entwickelten den Polioimpfstoff. Als er eingeführt wurde, läuteten in den USA die Glocken. Im Jahr 2018 zählte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit noch 33 Neuinfektionen mit dem Wildtyp-Virus. Die Ausrottung der Kinderlähmung ist fast geschafft.

Und auch das haben viele Menschen heute vergessen: Vor der Einführung des ersten Masernimpfstoffes 1963, registrierte die WHO alle zwei bis drei Jahre eine größere Masern-Epidemie. Es starben rund 2,6 Millionen Menschen im Jahr. 1990 waren es noch rund 700.000, 2017 noch 95.000 Menschen – die meisten davon übrigens Kinder unter fünf Jahren. Max Roser schreibt dazu: „Auch die Masernimpfung hat Weltgeschichte geschrieben – und die Geschichte von vielen Millionen Menschen verändert.“

Wissenschaft: Die beste Strategie gegen das Corona-Virus

Wissenschaft, Forschung, Entwicklung gegen Infektionskrankheiten. ©iStock.com/wildpixel
Wissenschaft, Forschung, Entwicklung gegen Infektionskrankheiten. ©iStock.com/wildpixel

Gegen rund 30 Krankheiten sind heute Impfstoffe verfügbar. „Mit das beste Training, das Sie jemals erhalten haben, sind die Impfungen, die Sie als Kind verabreicht bekamen“, schreibt Roser. „Ohne es überhaupt zu merken, haben Sie gelernt, Pathogene zu bekämpfen, die die Leben unserer Vorfahren über viele Jahrhunderte zerstört haben.“

Ein Fortschritt, von dem wir heute auch im Angesicht der Pandemie profitieren. Innerhalb von nur zwei Wochen gelang es Wissenschaftlern, SARS-CoV-2 zu sequenzieren. Seitdem läuft die Suche nach einem sicheren und wirksamen Impfstoff weltweit auf Hochtoren – manche Projekte mit vielversprechenden Zwischenergebnissen. „Unsere beste Strategie im uralten Kampf gegen Krankheitserreger“, resümiert Max Roser, „ist die Wissenschaft.“

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