Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Stefanie Gruber, Lab Scientist bei Boehringer Ingelheim. Design: Pharma Fakten. Hintergrundbild: iStock.com / Jacob Wackerhausen
Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Stefanie Gruber, Lab Scientist bei Boehringer Ingelheim. Design: Pharma Fakten. Hintergrundbild: iStock.com / Jacob Wackerhausen

Arbeiten in der Pharmabranche: Begeisterung für Naturwissenschaften

Röntgenkristallographie? Kryoelektronenmikroskopie? Klingt kompliziert – ist es auch: Es sind Methoden, die Wissenschaftlerin Stefanie Gruber bei Boehringer Ingelheim nutzt, um krankheitsverursachende Proteine im menschlichen Körper genau zu untersuchen. Ihre Erkenntnisse sind die Basis, um Arzneimittel entwickeln zu können, die an die entsprechenden Proteine binden und eine therapeutische Wirkung entfalten. Im Interview spricht Gruber über ihren Job als „Lab Scientist“.
Stefanie Gruber, Lab Scientist bei Boehringer Ingelheim
Stefanie Gruber, Boehringer Ingelheim. Foto: privat

Sie arbeiten für die forschende Pharmaindustrie. Warum ausgerechnet Pharma?

Stefanie Gruber: Die Forschung in einem Pharmaunternehmen wie Boehringer Ingelheim bietet mir ein abwechslungsreiches Arbeitsspektrum, in das ich mein Fachwissen, meine Begeisterung für Naturwissenschaften und meine Fähigkeiten im Labor optimal einbringen kann. Eine sehr gute technische Ausstattung ermöglicht mir zudem eine effiziente Durchführung und Auswertung meiner Versuche. Gleichzeitig bietet mir die Beschäftigung in der forschenden Pharmaindustrie ein stabiles Arbeitsumfeld mit vielfältigen Möglichkeiten zur Weiterbildung, finanzieller Sicherheit, Flexibilität und guter Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es ist ein langer Weg, bis ein neues Medikament Patienten erreicht, und es gibt viele Projekte, an denen ich heute arbeite, die morgen vielleicht scheitern werden – trotz allem, bin ich fest davon überzeugt, dass ich mit meiner Arbeit in der Forschung dazu beitragen kann, neue Wirkstoffe zu entwickeln, um die Gesundheit und Lebensqualität vieler Patienten positiv zu beeinflussen.

Sie sind für Boehringer Ingelheim am Standort Biberach in der Strukturforschung tätig. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Gruber: Proteine sind die Hauptakteure unseres Stoffwechsels. Wenn hier etwas nicht in Ordnung ist, geraten die komplexen Vorgänge in unserem Körper aus dem Gleichgewicht und Erkrankungen können entstehen. Der Fokus der Strukturforschung liegt unter anderem darin, das molekulare Aussehen dieser Proteine zu bestimmen. Dadurch wird die Entwicklung von Wirkstoffen, die an diese Proteine binden sollen, auf atomarer Ebene bestmöglich unterstützt. Im Labor arbeite ich als Lab Scientist an zwei unterschiedlichen Methoden zur Strukturaufklärung der Zielproteine: der Röntgenkristallographie und der Kryoelektronenmikroskopie. Die Herstellung der Proteinproben für diese Methoden ist sehr aufwendig und erfordert ein hohes Maß an Präzision und Konzentration. Ich plane und führe diese Versuche durch und analysiere die Ergebnisse, die dann ins Projektteam eingebracht und diskutiert werden. Meine Kollegen und ich arbeiten an Projekten aus den unterschiedlichsten Therapiegebieten, dazu zählen Herz- und Stoffwechselerkrankungen, Erkrankungen des zentralen Nervensystems, Immunologie und Atemwegserkrankungen, Onkologie und Immunonkologie. Ich bin schon sehr gespannt, welche neuen Erkenntnisse wir hier in den nächsten Jahren gewinnen werden.

Arbeiten in der Pharmabranche
Arbeit im Labor: Entwicklung von Wirkstoffen. ©istock.com/gorodenkoff

Was treibt Sie tagtäglich in Ihrer Arbeit an?

Gruber: Kurz gesagt: eine abwechslungsreiche Arbeit, großartige Kollegen, Wertschätzung, neue Herausforderungen und natürlich spannende Ergebnisse im Labor, die offene Fragestellungen klären und die Projektarbeit Schritt für Schritt voranbringen. Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, wie vielseitig und komplex die Stoffwechselvorgänge in unserem Körper ablaufen. Hier gibt es immer noch sehr viel zu erforschen und zu bestaunen. Je mehr wir über eine Erkrankung wissen und verstehen, welche molekularen Mechanismen hierfür entscheidend sind, umso höher ist die Chance eine passende Behandlungsmöglichkeit zu entwickeln.

Weitere Interviews aus der Serie „Ausgerechnet Pharma? Die Menschen und ihre Jobs“ lesen Sie hier.

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