Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Lina Hohmann, Associate Director Market Access bei Bristol Myers Squibb. Design: Pharma Fakten. Hintergrundbild: iStock.com / Jacob Wackerhausen
Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Lina Hohmann, Associate Director Market Access bei Bristol Myers Squibb. Design: Pharma Fakten. Hintergrundbild: iStock.com / Jacob Wackerhausen

Arbeiten in der Pharmabranche: Damit Patient:innen Zugang zu Arzneimittelinnovationen erhalten

Wenn ein Wirkstoffkandidat im Kampf gegen eine Krankheit wie Krebs nach Jahren der Forschung und Entwicklung die Zulassung in Europa erhält, ist das ein großer Meilenstein. Die nächste Herausforderung ist dann: Ihn den Patient:innen so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen – und dafür zu sorgen, dass die Innovation ans Krankenbett gelangt. Industrie, Politik, Krankenkassen und Organisationen der Arzneimittelbewertung müssen dazu an einem Strang ziehen. Im Interview erklärt Lina Hohmann von Bristol Myers Squibb, welche Aufgaben sie als „Associate Director Market Access“ in diesem Prozess übernimmt.
Lina Hohmann, Associate Director Market Access bei Bristol Myers Squibb
Lina Hohmann, Associate Director Market Access bei BMS. Foto: BMS

Sie arbeiten für die forschende Pharmaindustrie. Warum ausgerechnet Pharma?

Lina Hohmann: Ich arbeite in der forschenden Pharmaindustrie, weil ich fest davon überzeugt bin, dass diese Branche einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheit von Menschen leistet. Gesundheit ist maßgeblich dafür, dass wir leben, produktiv sind, unsere individuellen Träume verfolgen können. Wie wertvoll dieses Gut ist, begreift man manchmal erst, wenn man selbst oder jemand im näheren Umfeld erkrankt. Gesundheit ist Leben und ich wünsche mir, dass unsere besten und klügsten Köpfe daran arbeiten, in diesem dynamischen und vielseitigen Feld Fortschritt, Innovation und positive Veränderung herbeizuführen.

„Associate Director Market Access“ lautet Ihre Berufsbezeichnung. Was genau heißt das – was ist Ihre Aufgabe?

Hohmann: Meine Verantwortung als „Associate Director Market Access“ ist es, den Entscheidungsträgern unseres Gesundheitssystems aufzuzeigen, welchen medizinischen Mehrwert die von Bristol Myers Squibb entwickelten Medikamente haben und warum es wichtig ist, Patient:innen Zugang zu diesen Behandlungen zu ermöglichen. Gleichzeitig stehe ich als Vertreterin des Unternehmens dafür ein, dass eine angemessene Vergütung für unsere Produkte erzielt wird, die den Wert der medizinischen Innovation widerspiegelt und uns auch in Zukunft weitere Forschungsvorhaben ermöglicht. Insgesamt betrachtet befasst sich unsere Abteilung „Market Access“, in der ich tätig bin, mit dem gesamten Wertschöpfungsprozess eines Arzneimittels. So bringen wir uns beispielsweise bei klinischen Entwicklungsprogrammen ein, um sicherzustellen, dass die erhobenen Daten in internationalen Studien auch den Anforderungen der lokalen Nutzenbewertung entsprechen. Wir kümmern uns zudem um die Aufbereitung, Analyse und Interpretation der Studiendaten für Stakeholder wie den Gemeinsamen Bundesausschuss oder Krankenkassen und grenzen den Mehrwert unserer Produkte vom existierenden Standard der medizinischen Versorgung ab. Im Anschluss sind wir dafür verantwortlich auszuhandeln, welcher Preis für diese Leistung angemessen ist. Für jeden Therapiebereich und jeden Aspekt dieses Aufgabenspektrums gibt es Spezialist:innen im Team, zum Beispiel Kolleg:innen aus Natur- und Wirtschaftswissenschaften, Biostatistik, Medizin, Politik und Recht.

Zugang zu Arzneimittelinnovationen
Gesundheitsversorgung: Den Wert von Innovationen erkennen. Foto: ©iStock.com/ipopba

Was treibt Sie tagtäglich in Ihrer Arbeit für ein forschendes biopharmazeutisches Unternehmen an?

Hohmann: Ich wünsche mir eine bestmögliche Versorgung von Patient:innen. Dafür möchte ich mit den Akteuren des Gesundheitssystems gemeinsam und pragmatisch arbeiten. Mein Herz schlägt für eine Gesundheitsversorgung, die den Wert von Innovationen, insbesondere für schwere Erkrankungen, erkennt und anerkennt und diese nicht nur als Kostenfaktor sieht. Gleichzeitig sehe ich, dass die standardisierten und starren Bewertungsmethoden heute oftmals dem stetigen Fortschritt nicht mehr standhalten – mit Risiken für Innovation und Paradigmenwechsel in der Medizin. Deshalb arbeite ich aus meiner Liebe zum Leben und der Gesundheit als wertvollstem Gut jeden Tag gerne und mit Stolz in der forschenden Pharmaindustrie.

Weitere Artikel aus der Serie „Ausgerechnet Pharma? Die Menschen und ihre Jobs“ lesen Sie hier.

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