Biopharmazeutische Medikamente: Eine „Erfolgsgeschichte“

Biopharmazeutische Medikamente werden immer wichtiger für die Patient:innen und den Standort Deutschland. Das zeigt der „Biotech-Report 2022“ der Managementberatung Boston Consulting Group (BCG) und des Pharmaverbands vfa bio. Demnach hat sich die Zahl der zugelassenen Präparate seit 2011 fast verdoppelt – auf 362. Darunter sind zum Beispiel COVID-19-Impfstoffe oder „Orphan Drugs“ gegen seltene Erkrankungen.

„Gegen die Coronapandemie haben Unternehmen in Rekordzeit eine Reihe von Impfstoffen, Therapeutika und prophylaktisch einsetzbaren Antikörpern entwickelt und großtechnisch produziert. Das hat wesentlich dazu beigetragen, Menschenleben zu retten und vielen Infizierten eine intensivmedizinische Behandlung zu ersparen“, heißt es im Biotech-Report. Viele der Präparate beruhen „auf der Anwendung modernster medizinischer Biotechnologie.“ Es sind sogenannte Biopharmazeutika – sie werden in aufwändigen Verfahren mit Hilfe gentechnisch veränderter, lebender Organismen (z.B. Zellen) hergestellt.

Die Welt der Biopharmazeutika ist groß: Dazu zählen Antikörper-Präparate wie „Antibody-Drug-Conjugates“ (ADC), die als eine Art Taxi funktionieren. Sie binden an ein Protein, das sich etwa auf der Oberfläche von Krebszellen befindet – und nehmen als „Passagier“ eine chemische Substanz mit, die die Krebszellen zerstören soll. Auch Insulin als „Blutzuckersenker“ gehört zu den Biopharmazeutika. Oder die sogenannten CAR-T-Zelltherapien: Sie sind Gen-, Zell- und Immuntherapie in einem (s. Pharma Fakten). Inzwischen sind bereits 6 Vertreter in Europa zugelassen. Schwerkranken Menschen schenken sie eine Lebensperspektive, die es vor Einführung dieses neuen Ansatzes in der Krebsbekämpfung nicht gab.

Biopharmazeutische Medikamente: Wachsende Bedeutung

Biopharmazeutische Medikamente: Wachsende Bedeutung
Biopharmazeutika: Die Forschung läuft auf Hochtouren. Foto: @iStock.com/Shutter2U

„Der 10-Jahres-Vergleich ausgewählter Wirtschaftsdaten für die Jahre 2011 und 2021 macht die wachsende Bedeutung der Biopharmazeutika für die Patient:innen und den Standort Deutschland gleichermaßen deutlich“, schreiben die Autoren des Biotech-Reports (s. Grafik). Nicht nur ist die Zahl der zugelassenen Medikamente von 197 auf 362 gewachsen. „Ebenfalls deutlich, nämlich um 20 % – von 556 auf 669 –, konnte die Biopharmazeutika-Pipeline […] ausgeweitet werden.“ Eingerechnet sind Wirkstoffe, die von in Deutschland tätigen Unternehmen in klinischen Studien weltweit erprobt werden. Die Forschung läuft auf Hochtouren – etwa gegen Krebs, Infektionskrankheiten oder Atemwegsleiden. Und: „Die Zahl der Beschäftigten in den biopharmazeutischen Unternehmen in Deutschland mit eigenen Produkten am Markt oder in der Entwicklung wuchs um 64 % von 28.100 auf rund 46.000 Mitarbeiter:innen.“

Biopharmazeutika sind „medizinisch wie kommerziell eine Erfolgsgeschichte“, so die Branchen-Experten. Die Umsätze mit biopharmazeutischen Produkten haben sich in Deutschland in den vergangenen 10 Jahren fast verdreifacht (2021: 16,1 Mrd. Euro); ihr Anteil am Gesamtmarkt wuchs von 19 % auf 31 % an. 

Das Fazit: „Die Unternehmen der medizinischen Biotechnologie sind somit nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern zudem auch Fortschrittstreiber. Angesichts der langen Dauer und hohen Kosten für die Entwicklung dieser Medikamente sind verlässliche Rahmenbedingungen und ein innovationsfreundliches Umfeld essenzielle Voraussetzungen für Investitionen, Forschung und Fortschritt“.

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