75 Prozent der Patient:innen mit Darmkrebs bekommen laut IQVIA-Daten eine Biomarker-Testung, bei der untersucht wird, ob eine Veränderung im sogenannten KRAS-Gen vorliegt. Mit dem daraus gewonnen Wissen können Mediziner:innen ggf. besser abschätzen, ob ein Arzneimittel Erfolgschancen hat: Denn manche Therapien schlagen nicht an, wenn eine KRAS-Mutation vorliegt. Ist das im Vorfeld bekannt, können die Ärzt:innen andere Optionen in Erwägung ziehen – die Wahrscheinlichkeit, dass die Betroffenen eine Therapie machen, die bei ihnen nicht wirkt, sinkt.
Anderes Beispiel: Bei 74 Prozent der Betroffenen mit Eierstockkrebs wird inzwischen eine „BRCA1/2-Testung“ durchgeführt. Ergibt sich daraus, dass eine Mutation in den BRCA-Genen vorliegt, könnte etwa ein bestimmter „PARP-Inhibitor“ vielversprechend sein: Diese Substanz hemmt zielgerichtet verschiedene Eiweißstoffe, die das Krebswachstum beeinflussen.
IQVIA resümiert: „In den letzten Jahren werden immer mehr Krebspatienten auf indikationsspezifische Biomarker getestet. Mehr Testung bedeutet, dass immer mehr personalisierte Therapien eingesetzt werden können.“ Die von den forschenden Pharmaunternehmen „angebotenen Wirkstoffe sind also auf immer kleinere Patientengruppen zugeschnitten. Diese Diversifikation wird weiterwachsen.“ Künftig dürften also noch mehr Menschen als bisher von personalisierter Medizin profitieren.
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