Innovationsmaschine Pharma

Mehr als 9.000 Wirkstoffe gegen die verschiedensten Erkrankungen befinden sich zurzeit weltweit in der Entwicklung. Das geht aus einer Publikation der IFPMA hervor, dem Weltverband der Pharmaunternehmen und ihrer Verbände.

9.000 Wirkstoffe (s. Grafik): Gut ein Drittel davon sollen in Zukunft bei der besseren Behandlung von Krebserkrankungen helfen. Jeweils rund 1.500 Substanzen könnten in den kommenden Jahren das Leben von Patient:innen mit neurologischen Erkrankungen, Infektionskrankheiten und Leiden des Verdauungstrakts verbessern. Die Zahlen stammen aus dem Bericht „The Pharmaceutical Industry and Global Health“, den der Pharma-Weltverband IFPMA herausgegeben hat.

Forschende Pharmaunternehmen haben im Jahr 2020 geschätzt 198 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert. Das entspricht ungefähr den Staatsausgaben von Ländern wie Norwegen oder Österreich. IFPMA-Chef Thomas Cueni: „Die COVID-19-Pandemie hat die unverzichtbare Rolle der biopharmazeutischen Industrie belegt, wenn es um die Bekämpfung einer solchen Krise geht – durch Expertise, Innovation und Ressourcen.“ Aber auch von COVID-19 abgesehen sei die Industrie einer der innovativsten Sektoren überhaupt. „Sie ist eine einzigartige Industrie“. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hat allein zwischen 2016 und 2020 228 Arzneimittel neu zugelassen. Der Innovationszyklus beschleunigt sich: Zwischen 2011 und 2015 waren es 182.

Pharmaindustrie: Keine Industrie forscht mehr

Vergleicht man die Innovationskraft von Hightech-Industrien miteinander, so zeigt sich, dass forschende Pharmafirmen jährlich rund 8-mal mehr in F&E investieren als Luftfahrt- oder Rüstungsunternehmen. Auch gegenüber den Chemie-Unternehmen ist der Faktor rund 7-mal höher. Ähnlich hohe Investitionsvolumina hat nur die Computer- und Software-Industrie, aber auch hier liegt Pharma vorne (1,2-mal höher).

Forscherin im Labor
Pharmaindustrie: Keine Industrie forscht mehr. Foto: ©iStock.com/Jevtic

Diese Forschungskraft ist kein Selbstzweck, sondern wird dringend gebraucht: Die Zahl der Krebsfälle wird allein schon altersbedingt steigen, HIV ist weiterhin nicht heilbar, die Zahl der weltweiten Diabetes-Fälle steigt und steigt, die Antibiotikaresistenzkrise ist bisher nur erkannt, aber nicht bekämpft, und Infektiologen sagen über die Möglichkeit einer weiteren Gesundheitskrise á la COVID-19: „Nach der Pandemie ist vor der Pandemie.“ Momentan haben wir noch nicht einmal „nach der Pandemie“, weshalb laut IFPMA weltweit immer noch 489 Impfstoffkandidaten gegen das SARS-CoV-2-Virus entwickelt werden.

Auch viele Tropenerkrankungen sind bisher nicht oder nicht gut behandelbar – Erkrankungen, die durch die Klimakrise auch in Regionen einwandern werden, in denen tropische Erreger bisher keine Chance hatten. So prognostizieren Wissenschaftler:innen, dass sich die Zahl der Menschen mit dem Risiko, an Malaria oder Dengue-Fieber zu erkranken, in den kommenden Jahrzehnten verdoppeln könnte. Laut dem Bericht haben Mitglieder der IFPMA im Jahr 2019 rund eine halbe Milliarde Dollar in die F&E sogenannter vernachlässigter Tropenerkrankungen investiert. Schließlich ist auch hier die Liste der noch unerledigten Dinge lang.

Gegen all das, das dürfte eine Lehre aus den vergangenen 2 Jahren sein, gibt es nur eine Versicherung: eine erfolgreich arbeitende, forschende biopharmazeutische Industrie.

Weiterführende Links:
IFPMA: Facts and Figures 2022: The Pharmaceutical Industry and Global Health.

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