US-Pharmafirmen: Mehr als 100 Milliarden Dollar für Forschung

Es ist ein neuer Rekord. US-Pharmafirmen haben im vergangenen Jahr 102,3 Milliarden US-Dollar in die Forschung und Entwicklung neuer Arzneimittel und Impfstoffe investiert. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind es rund 1,1 Billionen Dollar gewesen. Das Ergebnis: Wirksame und sichere Arzneimitteltherapien sind für immer mehr Indikationen verfügbar, Impfstoffe schützen uns mittlerweile vor mehr als 30 Krankheiten.

Noch nie haben die im US-Pharmaverband organisierten Unternehmen mehr Geld in die Hand genommen, um Forschung und Entwicklung (F&E) voranzutreiben. Das berichtet PhRMA, basierend auf einer Umfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen (s. Grafik). Waren es im Jahr 2001 noch rund 30 Milliarden Dollar, die in die pharmazeutische Spitzenforschung flossen, hatte sich der Betrag bis 2015 verdoppelt (59,6 Mrd. US-$) und bis zum vergangenen Jahr mehr als verdreifacht. Die Umfrage ergab auch, dass von jedem fünften Dollar Umsatz, einer für Forschung ausgegeben wurde. Kein Industriezweig investiert mehr in F&E wie die pharmazeutische Industrie.

Neue Arzneimittel – neue Lebensperspektiven

Neue Arzneimittel – neue Lebensperspektiven
Investitionen in F&E: Neue Therapien, wo es keine gab. Foto: ©iStock.com / shironosov

Insgesamt hat dieses Investment in den USA seit dem Jahr 2000 zur Zulassung von rund 900 Arzneimitteln geführt; allein im vergangenen Jahr waren es 60. Davon war jedes zweite ein so genanntes „First-in-class“-Medikament; das sind Therapien mit einem gänzlich neuen Wirkprinzip. Darunter sind Arzneien gegen die chronische Autoimmunkrankheit Lupus, gegen Lungenkrebs, chronische Migräne und natürlich Covid-19. Auch die neue Krebstherapie auf CAR-T-Basis findet Anwendung in einer steigenden Zahl von Blutkrebsindikationen wie Multiples Myelom oder Mantelzell-Lymphomen. Für die Betroffenen bedeutet das: Es gibt eine Therapie, wo es vorher keine gab. Die Ansprechraten in der CAR-T-Therapie haben selbst Expert:innen überrascht. Die erste Immuntherapie dieser Art kam im Jahr 2018 – mittlerweile stehen den Behandler:innen 6 Präparate zur Verfügung.

Aber die Forschung der Pharmaunternehmen konzentriert sich nicht nur darauf, Neues zu entwickeln, sondern auch bereits Bewährtes zu verbessern bzw. für andere Krankheiten verfügbar zu machen. Dazu gehören Studien, ob es sinnvoll ist, einen Wirkstoff bereits früher als bisher im Krankheitsgeschehen einzusetzen (das gilt vor allem bei Krebs). Geforscht wird auch an neuen Formulierungen, die es ermöglichen, Medikamente einfacher einzunehmen, wie das bei langwirksamen HIV-Präparaten zunehmend gelingt.

102 Milliarden Dollar – das ist viel Geld. Ob es finanziell gut angelegt ist, wird sich vielfach erst in ein paar Jahren zeigen. Denn der Entwicklungsprozess von der ersten Idee bis zur Zulassung eines Wirkstoffes dauert zwischen 8 und 12 Jahre (s. Pharma-Daten des BPI). 

„Forschung entsorgt Unerklärliches.“

Sicher ist jetzt schon, dass es aus wissenschaftlichen Gründen gut angelegt ist. Denn aus jedem Forschungsprogramm, jeder klinischen Studie entsteht Wissen, selbst wenn der jeweilige Wirkstoff an den hohen Hürden scheitert. Schließlich ist nichts so zukunftsorientiert wie Forschung. Oder um es in den Worten des deutschen Bauingenieurs Erhard Horst Bellermann auszudrücken: „Forschung entsorgt Unerklärliches.“

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