Krebserkrankungen sind auf dem Vormarsch: Die Inzidenz wird in den kommenden Jahren stark steigen – und das vor allem in Ländern mit niedrigem Einkommen. Das geht aus dem Report „Global Oncology Trends 2024“ des IQVIA-Instituts hervor.
Die Projektionen von IQVIA lassen sich so zusammenfassen (s. Grafik):
- Die Krebslast steigt bis 2050 rasant um 61 Prozent – das bedeutet: 32 Millionen Neudiagnosen im Jahr weltweit. 2022 waren es 20 Millionen.
- Der Zuwachs wird auch in Ländern mit niedrigem Einkommen massiv zu spüren sein – eine Folge von wirtschaftlicher Entwicklung und höherer Lebenserwartung.
Krebs: Neue Therapien, neue Behandlungsstandards
„Die in diesen Projektionen berechnete Krankheitslast zeigt, dass neue Behandlungsmöglichkeiten eine entscheidende Bedeutung dabei spielen, um das Überleben und die Lebensqualität zu verbessern“, heißt es in dem Bericht. Die gute Nachricht ist: Die Onkologie ist und bleibt für Pharmaunternehmen das Forschungsgebiet mit der höchsten Priorität. Und: „Neue Therapien für fortgeschrittene Krebserkrankungen basierend auf den allerneusten wissenschaftlichen Erkenntnissen befinden sich in der Entwicklung oder wurden bereits zugelassen. Neue Therapien in der Onkologie werden zunehmend hochgradig zielgerichtet und bieten Präzisionsmedizin für Subpopulationen von Patient:innen, die möglicherweise bisher nicht von traditionellen Behandlungsstandards profitiert haben.“
In Zahlen ausgedrückt, bedeutet das (s. Grafik):
- Global betrachtet wurden im Jahr 2023 25 neue Arzneimittel eingeführt, die auf neuen Wirkansätzen beruhen.
- In den vergangenen 5 Jahren (2019 – 2023) waren es insgesamt 125 neue Substanzen. Dies ist ein gewaltiger Sprung – fast eine Verdopplung – gegenüber den 5 Jahren (2014 – 2018) zuvor, in denen lediglich 67 neue Medikamente auf die Märkte kamen.
Krebs: Die Überlebensraten steigen
Daten aus den USA zeigen, was für einen Effekt die neuen Therapien haben. Die 5-Jahresüberlebensraten steigen kontinuierlich; das gilt besonders dort, wo die Therapiemöglichkeiten bisher bescheiden waren. Bei einer der tödlichsten Tumorerkrankungen – Bauchspeicheldrüsenkrebs – machten die Überlebensraten seit 2007 einen Sprung um 160 Prozent: von 6,15 Prozent auf 16 Prozent. Bei Krebs der Brust (91 Prozent) oder Prostata (98 Prozent) ist die Forschung schon viel weiter.
Seit 2019, so das IQVIA-Institut in seinem Bericht, ist die Zahl der durchgeführten Krebstherapien jährlich um 9 Prozent gestiegen. Das ist die Folge der zunehmenden Krebslast und von besserem Zugang zu Therapien – gerade auch in Ländern mit niedrigerem Einkommen. Trotzdem bleiben große regionale Unterschiede; so variieren die Behandlungsraten mit CAR-T-Zelltherapien zwischen 70 Prozent in Italien und 25 Prozent in Brasilien. Auch molekulare Testkapazitäten sind oft nicht ausreichend vorhanden, um Präzisionsmedikamente gezielt einsetzen zu können. Es brauche „maßgeschneiderten Strategien“, um die Versorgung auch in diesen Regionen zu verbessern, so das Institut.
Weiterführender Link:
IQVIA-Institute: Global Oncology Trends 2024
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