Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Sanja Njegic, Head of International Patient Affairs bei BioMarin. Foto: BioMarin
Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Sanja Njegic, Head of International Patient Affairs bei BioMarin. Foto: BioMarin

Arbeiten in der Pharmabranche: Mit den Patient:innen im Mittelpunkt

Menschen mit seltenen Erkrankungen eine Stimme geben: Das ist die Aufgabe von Sanja Njegic innerhalb der globalen Pharmafirma BioMarin. Im Interview erzählt sie von ihrem Traumberuf – und was sie als Head of International Patient Affairs tut, damit die Patient:innen im Mittelpunkt von Unternehmensentscheidungen stehen.

Sie arbeiten für die forschende Pharmaindustrie. Warum?

Sanja Njegic, Head of International Patient Affairs bei BioMarin
Sanja Njegic, BioMarin. Foto: BioMarin

Sanja Njegic: Schon als Kind wusste ich, dass ich irgendwann im Gesundheitssektor tätig sein möchte. Nach meiner Ausbildung zur Pharmazeutin war es für mich naheliegend in die pharmazeutische Industrie zu gehen. In der Pharmabranche zu arbeiten gibt einem die Chance ein Teil davon zu sein, dass Arzneimittel, die das Leben von Menschen grundlegend verändern können, entwickelt und in die Versorgung gebracht werden. Das ist für mich große Motivation – und über die vergangenen Jahre bekam ich die Gelegenheit in ganz unterschiedlichen Funktionen zu arbeiten. Vor 10 Jahren bot man mir eine Stelle als „Patient Advocacy Lead“ an – für mich ein Traumberuf. Das ermöglichte mir, mit Patienten und Patientenorganisationen weltweit im Austausch zu stehen. Ich war für mehrere, unterschiedliche Unternehmen im Bereich „Patient Advocacy“ tätig – und bin stolz darauf, was ich alles in dieser Funktion erreicht habe. Mein Wechsel zu BioMarin war für mich etwas ganz Besonderes: Denn nun liegt mein Fokus auf seltenen, genetischen Erkrankungen, wo der ungedeckte medizinische Bedarf riesig ist. Ich sehe das als eine unglaubliche Gelegenheit, in den Leben der Patientinnen, Patienten und der Pflegenden wirklich etwas zu bewegen.

Sie arbeiten im Bereich „Patient Advocacy“. Was genau sind Ihre Aufgaben?

Njegic: Meine Aufgabe ist es sicherzustellen, dass die Patienten-Perspektive schon in den sehr frühen Stadien und über den gesamten Prozess der Arzneimittelentwicklung berücksichtigt wird. Schließlich sind es die Patienten, die mit den jeweiligen Erkrankungen leben – ihre Sichtweise zu verstehen kann uns helfen, bessere Entscheidungen zu treffen. Wir bauen starke Partnerschaften mit Patientenorganisationen weltweit auf – das ermöglicht es uns, die Bedürfnisse und Einstellungen der Patienten und Pflegenden wirklich begreifen zu können. Außerdem arbeiten wir mit Patienten-Vertretern zusammen, um mit ihnen wirkungsvolle Angebote für die Patienten zu entwickeln, die auf die wichtigsten Bedürfnisse ausgerichtet sind. Dadurch, dass wir kontinuierlich im Austausch mit den Patienten-Communities stehen, können wir Möglichkeiten der Kollaboration in Bereichen gemeinsamer Interessen identifizieren. Ich arbeite auf globaler Ebene – ein entscheidender Teil meines Jobs ist es, die Kolleginnen und Kollegen auf nationaler Ebene, die mit nationalen Patientenorganisationen in Kontakt stehen, zu unterstützen. Es ist wichtig, dass die Art und Weise, wie wir als Unternehmen mit Patientengruppen interagieren, aufeinander abgestimmt ist.

Arbeiten in der Pharmabranche: Mit den Patient:innen im Mittelpunkt
Patient:innen im Mittelpunkt. Foto: ©iStock.com/nortonrsx

Was treibt Sie tagtäglich in Ihrer Arbeit an?

Njegic: In erster Linie spornen mich die Patienten-Vertreter, mit denen wir arbeiten, dazu an, jeden Tag härter zu arbeiten: Sie sind unglaublich engagiert und wollen einen Unterschied in den Leben und den Zukunftsaussichten von Menschen mit unterschiedlichen Krankheiten machen. Außerdem inspirieren mich die Geschichten der Patienten, die unsere Arzneimittel einnehmen – gerade, wenn ich erfahre, wie sich ihre Leben durch den Zugang zu einer wirksamen Therapie verändert haben. Wenn ich diese Patienten-Geschichten höre, wird mir nochmal mehr bewusst, wie wichtig es ist, dass die Patienten-Perspektive in unserem gesamten Handeln repräsentiert wird und dass wir zusammenarbeiten. Ich bin begeistert, dass ich für BioMarin tätig sein kann – die Firma stellt die Patienten ins Zentrum ihres Tuns und setzt den Fokus darauf, lebensverändernde Therapien für Menschen mit seltenen Erkrankungen zu entwickeln.

Weitere Interviews aus der Serie „Ausgerechnet Pharma? Die Menschen und ihre Jobs“ lesen Sie hier.

Weitere News

Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz in der Bundesrepublik, der Entwurf für ein EU-Pharma-Paket auf europäischer Ebene: Leidtragende sind letztlich die Patient:innen – wie Menschen mit seltenen Erkrankungen. Foto: ©iStock.com/Andrzej Rostek

Seltene Erkrankungen: Wie Politik Innovationen die Vorfahrt nimmt

Gesundheitspolitik geht alle an: Das zeigt das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz. Eigentlich soll es vor allem eines tun: Geld auf Seiten der Krankenkassen einsparen. Aber es hat Folgen, die schon heute die Gesundheitsversorgung der Menschen in Deutschland verschlechtern. Auch auf europäischer Ebene arbeitet die Politik an einem neuen Gesetz: Das „EU-Pharma-Paket“ könnte laut einem Gutachten dazu führen, dass Forschung und Entwicklung zurückgeschraubt und deutlich weniger Orphan Drugs zugelassen werden. Rund 1,5 Millionen Menschen mit seltenen Erkrankungen würden in der Folge einer neuartigen Behandlungsoption beraubt.

Weiterlesen »
Gentherapien gegen die Blutgerinnungsstörung Hämophilie sind eine medizinische Sensation. Nun ist im Gesundheitssystem Netzwerkzusammenarbeit auf höchstem Niveau gefragt. Foto: ©iStock.com/champpixs

Gentherapien gegen Hämophilie: Vernetzung ist das A und O

Gentherapien gegen die Blutgerinnungsstörung Hämophilie sind eine medizinische Sensation. Die Hoffnungen sind groß. Damit alles bestmöglich funktioniert, braucht es unter allen Beteiligten im Gesundheitssystem Netzwerkzusammenarbeit auf höchstem Niveau. Im Mittelpunkt: die Patient:innen.

Weiterlesen »
In Deutschland leben rund 100.000 von Kleinwuchs betroffene Menschen. Ihr größter Verband: der BKMF. Foto: ©iStock.com/YakobchukOlena

Kleinwuchs: „Vielfalt sollte selbstverständlich sein“

Rund 100.000 Menschen leben in Deutschland mit Kleinwuchs. Mit Patricia Carl-Innig und Florian Innig vom „Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e. V.“ (BKMF) haben wir über die alltäglichen Herausforderungen der Betroffenen gesprochen – von immer höher werdenden Kassenbändern und Bankautomaten, über gesellschaftliche Normvorstellungen, bis hin zu Hürden in Sachen Inklusion.

Weiterlesen »

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten: