Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Dr. Sieglinde Modell, Medizinische Leitung beim Biotechnologieunternehmen Vertex. Design: Pharma Fakten. Hintergrundbild: iStock.com / Jacob Wackerhausen
Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Dr. Sieglinde Modell, Medizinische Leitung beim Biotechnologieunternehmen Vertex. Design: Pharma Fakten. Hintergrundbild: iStock.com / Jacob Wackerhausen

Arbeiten in der Pharmabranche: Zwischen Wissenschaft und medizinischer Praxis

Sie ist Medizinerin: Dr. Sieglinde Modell hat einst als Ärztin in einer Klinik gearbeitet und selbst Patient:innen behandelt, bevor sie in die Pharmaindustrie ging. Heute ist sie Medizinische Leitung beim Biotechnologieunternehmen Vertex. Im Interview erklärt sie, warum sie ihren Job liebt.

Sie arbeiten für die forschende Pharmaindustrie. Warum ausgerechnet Pharma?

Dr. Sieglinde Modell, Medizinische Leitung beim Biotechnologieunternehmen Vertex
Dr. Sieglinde Modell, Vertex. Foto: privat

Dr. Sieglinde Modell: Forschende Pharmaunternehmen sind der Motor bei der Entwicklung bahnbrechender Medikamente. Hinter der Forschung und Entwicklung stehen umfangreiche Anstrengungen und Investitionen der Firmen, um Lösungen für dringende medizinische Bedürfnisse zu finden. Nur durch diesen Willen zur Investition können sie wichtige Fortschritte in der Behandlung von Krankheiten erzielen und das Leben vieler Menschen verbessern. Pharma ist nicht gleich Pharma: Hier gibt es eine große Bandbreite an Unternehmen, vom etablierten Großkonzern bis zu Start-Ups, die eher an ein Labor erinnern. Im Bereich der vergleichsweise kleinen, forschenden Biotechnologieunternehmen gibt es oft innovative Ansätze und Technologien, die zu neuen Therapien führen können. Ein Beispiel ist Vertex Pharmaceuticals, das in den letzten 30 Jahren hartnäckig an einer Behandlung für Mukoviszidose gearbeitet hat – bis nun insgesamt 4 Therapien, teilweise schon für Kinder ab einem Jahr, zur Verfügung stehen. Diese Erfolgsgeschichte bei der Behandlung einer seltenen, genetischen Erkrankung zeigt, wie Forschung und Engagement neuartige Entwicklungen ermöglichen können. Über viele Jahre habe ich als Ärztin im Bereich Neurologie und Psychiatrie in der Klinik gearbeitet, Patienten und Patientinnen behandelt und ich war auch in der klinischen Forschung tätig. Ich konnte also zu den Erkenntnissen über die Grundlagen von Erkrankungen beitragen und auch individuelle Behandlungserfolge erzielen. Was mich an der Pharmaindustrie fasziniert, ist, dass ich auch hier durch Forschung einen direkten Beitrag zur Gesundheit erzielen kann, allerdings bei wesentlich mehr Patienten und Patientinnen.

Sie sind „Medizinische Leitung“. Was ist Ihre Aufgabe? 

Arbeiten in der Pharmabranche
Arbeiten in der Pharmabranche: Betroffenen helfen können. Foto: ©iStock.com/Inside Creative House

Modell: Als medizinische Leitung habe ich die Verantwortung für die Leitung der medizinischen Abteilung einer ganzen Region, in unserem Fall 40 Länder außerhalb der USA. Unser regionaler Hauptstandort ist München. Zu den Kernaufgaben und Prioritäten der medizinischen Abteilung gehört die Kommunikation, Information und Fortbildung von Behandlern in den Therapiegebieten, in denen wir tätig sind und forschen, wie zum Beispiel in der Behandlung von Mukoviszidose und Hämoglobinopathien. Darüber hinaus nehmen wir an wissenschaftlichen Kongressen teil und präsentieren dort Studienergebnisse. Wir unterstützen auch die klinischen Arzneimittelstudien in den Ländern der Region und überprüfen Informationsmaterialien bzw. geben diese frei. Zusätzlich arbeiten wir eng mit nationalen Behörden zusammen, um Zulassungs- und Erstattungsfragen zu klären. Eine enge Zusammenarbeit und Beratung mit anderen Fachabteilungen, wie Vertrieb, Arzneimittelsicherheit und Zulassung, ist ebenfalls ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Letztendlich ist mir besonders wichtig, dass wir immer im Blick behalten, wie die Ärzte und Behandler durch unsere Arbeit ihren Patienten und Betroffenen am besten helfen können.

Was treibt Sie tagtäglich in Ihrer Arbeit an?

Modell: Was mich tagtäglich in meiner Arbeit antreibt, ist die persönliche Faszination für den Transfer von Grundlagenforschung in die klinische Praxis. Es ist ein Privileg, an vorderster Front des medizinischen und wissenschaftlichen Fortschritts beteiligt zu sein und transformative Therapien zu erleben. Rückmeldungen von Patienten, insbesondere von schwerkranken Patienten, die keine anderen Behandlungsoptionen hatten, zeigen mir immer wieder, wie wichtig unsere Arbeit ist. Hinzu kommen ein inspirierendes Arbeitsumfeld mit hochqualifizierten Wissenschaftlern und eine Unternehmenskultur, die den Beitrag der einzelnen Mitarbeiter schätzt. Die pharmazeutische Industrie spielt eine essenzielle Rolle innerhalb unserer Gesellschaft und für die Gesundheitsversorgung – ich bin gerne ein Teil davon.

Weitere Artikel aus der Serie „Ausgerechnet Pharma? Die Menschen und ihre Jobs“ lesen Sie hier.

Weitere News

Gen- und Zelltherapien revolutionieren die Medizin. Aber Deutschland leistet sich den Luxus, diesem Fortschritt erhebliche Hürden entgegenzusetzen. Foto: ©iStock.com/Sviatlana Lazarenka

Gen- und Zelltherapien: Vom Ausbremsen der „absoluten Zukunft“

Gen- und Zelltherapien revolutionieren die Medizin: 18 dieser neuartigen Arzneimittel sind in Europa bereits zugelassen, 15 davon sind Orphan Drugs – für Menschen mit seltenen Erkrankungen. Deutschland leistet sich den Luxus, diesem Fortschritt erhebliche Hürden entgegenzusetzen – zu Lasten der Patient:innen, aber auch zu Lasten des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes. Das war Thema auf einem parlamentarischen Frühstück, das die LAWG Deutschland durchgeführt hat – ein Zusammenschluss von 16 forschenden Pharmaunternehmen.

Weiterlesen »
Führende Pharmaunternehmen fordern die Umsetzung einer politischen Strategie, „die die industrielle Gesundheitswirtschaft als Leitindustrie versteht.“ Foto: ©iStock.com/ismagilov

Standort Deutschland: Mehr Biotech – mehr Zukunft

Gesundheitspolitik ist auch Wirtschaftspolitik. Denn Medikamente können nicht nur Menschen wieder gesund machen oder – wie im Falle von Impfstoffen – das Krankwerden verhindern. Ihre Forschung und Entwicklung setzt für den Standort Deutschland wichtige Impulse: Führende Pharmaunternehmen fordern von der Politik deshalb die Umsetzung einer ganzheitlichen Strategie, „die die industrielle Gesundheitswirtschaft als Leitindustrie versteht.“

Weiterlesen »
Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Dr. Corinna Jacob, Head of Corporate Affairs bei Amgen. Design: Pharma Fakten. Hintergrundbild: iStock.com / Jacob Wackerhausen

Arbeiten in der Pharmabranche: Wissenschaft kommunizieren

Rund 140.000 Menschen in Deutschland sind in Unternehmen beschäftigt, die pharmazeutische Erzeugnisse herstellen. Sie alle leisten – auf unterschiedlichste Art und Weise – einen Beitrag zur Gesundheit, zum Wohlstand und der Innovationskraft der Bundesrepublik. Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie wollen wir Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort kommen lassen. Heute: Dr. Corinna Jacob, Head of Corporate Affairs, beim Biotechnologie-Unternehmen Amgen.

Weiterlesen »

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten: