Nach einer Brustkrebserkrankung bleibt ein Rückfallrisiko. Doch es gibt Möglichkeiten, dieses Risiko zu reduzieren. Foto: ©iStock.com/littlekop
Nach einer Brustkrebserkrankung bleibt ein Rückfallrisiko. Doch es gibt Möglichkeiten, dieses Risiko zu reduzieren. Foto: ©iStock.com/littlekop

Brustkrebs entfernt – Rückfall nicht ausgeschlossen

Der Tumor wurde operativ entfernt – und trotzdem ist die Erkrankung eines Tages wieder da. So geht es nicht wenigen Patient:innen. Beim hormonrezeptorpositiven (HR+) Brustkrebs kommt es oft sogar erst nach fünf oder mehr Jahren zu einem Rückfall. Zu wenige Betroffene wissen darüber Bescheid – dabei ist es möglich, das Risiko für ein sogenanntes Rezidiv zu senken.

„Sie sind krebsfrei.“ Oder: „Sie sind geheilt.“ Mit solchen Aussagen müssen Ärzt:innen vorsichtig sein. Gynäkologe Prof. Dr. med. Michael Patrick Lux erklärt: „Erstmal ist das entfernt, was man sieht.“ Das bedeute aber nicht, „dass wirklich alle Krebszellen im Körper entfernt sind. Es können noch woanders Krebszellen sein und die können auch erstmal schlafen – schlafende Krebszellen, die irgendwann wieder aufwachen, und dann kann der Krebs zurückkommen.“ Möglich ist das als sogenanntes lokales Rezidiv – also direkt an der Brust bzw. den nahegelegenen Lymphknoten – oder auch als Fernrezidiv an anderen Körperstellen wie Lunge oder Leber. Das Risiko für einen Rückfall „ist grundsätzlich bei allen Patientinnen da“, so der Experte, „es ist nur unterschiedlich hoch.“

Brustkrebs: Immer besser behandelbar

Dr. André Schmidt, Medizinscher Direktor bei Novartis Deutschland. Foto: Novartis Deutschland
Dr. André Schmidt. Foto: Novartis Deutschland

Mit fast 71.000 neuen Fällen pro Jahr ist das Mammakarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Frauen und mit circa 18.000 Todesfällen pro Jahr auch ihre häufigste krebsbedingte Todesursache. „Früherkennung, präzisere Diagnostik und verbesserte Behandlungsmöglichkeiten haben dazu geführt, dass sich die Prognosen seit den 1990er-Jahren deutlich verbessert haben – selbst in fortgeschrittenen Stadien“, sagt Dr. André Schmidt, Medizinscher Direktor bei Novartis Deutschland. Im Frühstadium sei das Ziel der Behandlung zwar „kurativ“, also langfristig auf Heilung ausgerichtet. „Aber selbst nach operativer Entfernung des Tumors und nach Rückbildung aller Krankheitssymptome ist ein Rückfall nicht ausgeschlossen“, so Dr. André Schmidt.

Viele Patientinnen fühlen sich über ihr individuelles Rezidivrisiko jedoch nicht ausreichend informiert. Das hat eine von Novartis durchgeführte Befragung von Betroffenen in Deutschland aus dem Jahr 2023 gezeigt. „Dies kann zu Unsicherheit, geringerer Therapietreue und damit auch zu einer verschlechterten Langzeitprognose führen“, erläutert Dr. André Schmidt. Auch deshalb würde Patientenvertreterin Renate Haidinger es begrüßen, wenn Mediziner:innen nicht von tumorfrei sprächen, sondern dass der Tumor „nicht mehr nachweisbar“ sei: Mit „ziemlicher Sicherheit“ habe das „einen Einfluss darauf“, ob eine Patientin bei einer adjuvanten Therapie, welche nach abgeschlossener Erstbehandlung das Rückfallrisiko senken soll, bleibt oder sie abbricht. Aufklärung ist das A und O.

Brustkrebs: Das Rückfallrisiko ist individuell

Brustkrebs: Das Rückfallrisiko ist individuell
Brustkrebs: Das Rückfallrisiko ist individuell. Foto: ©iStock.com/gorodenkoff

Wie wahrscheinlich es ist, dass eine vermeintlich überstandene Erkrankung irgendwann wieder zurückkehrt, ist sehr individuell und von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu gehören unter anderem die Art und Größe des Tumors bei der Erstdiagnose, die biologischen Eigenschaften wie der Rezeptorstatus (z.B. HR+), das Alter und der allgemeine Gesundheitszustand der Patientin.

„Zum Beispiel der sogenannte tripel-negative Brustkrebs – das ist eine sehr aggressive Form: Da wissen wir, in den ersten ein bis zwei Jahren passiert am meisten“, betont Dr. Lux. Doch rund 70 Prozent aller Patientinnen erkranken an sogenanntem Hormonrezeptorpositiven (HR+), HER2-negativen Brustkrebs. Über die Hälfte aller Rückfälle treten bei HR-positiven Tumoren erst nach fünf oder mehr Jahren auf. Jede dritte Patientin im Stadium II und mehr als jede zweite Patientin im Stadium III erleiden innerhalb von 20 Jahren nach Beginn einer Antihormontherapie einen Rückfall.

Rückfallrisiko bei Brustkrebs reduzieren

Rückfallrisiko bei Brustkrebs reduzieren
Brustkrebs: Das Rückfallrisiko minimieren. Foto: ©iStock.com/Lars Neumann

Auf Basis des individuellen Rückfallrisikos können Mediziner:innen gemeinsam mit den Patient:innen planen, wie sich diese Gefahr mindern lässt. Das Ziel einer sogenannten adjuvanten Therapie: mikroskopisch kleine, unbemerkte Krebszellen eliminieren. Bei HR-positivem Brustkrebs kommt in der Regel eine antihormonelle Behandlung über mehrere Jahre zum Einsatz. Auch auf zielgerichtete Medikamente wie sogenannte CDK4/6-Inhibitoren können die Ärzt:innen unter Umständen ergänzend zurückgreifen: Sie adressieren bestimmte Eigenschaften der Krebszellen und sollen so deren Wachstum bremsen oder blockieren.

„Für die Betroffenen ist die Angst vor einem Rückfall eine große Belastung“, so Dr. André Schmidt. „Wichtig ist die konsequente Medikamenten-Einnahme – die Therapietreue ist entscheidend, um den größtmöglichen Nutzen aus der Behandlung zu ziehen. Außerdem können Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung oder regelmäßige Bewegung den Therapieerfolg unterstützen. Dranbleiben lohnt sich – denn das Risiko für einen Rückfall lässt sich reduzieren.“

Weiterführender Link:
https://www.leben-mit-brustkrebs.de/diagnose-brustkrebs/rueckfallrisiko

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