
Pflege- und Gesetzliche Krankenversicherung haben massive strukturell bedingte Finanzprobleme. Was sind die Pläne, um das in der nächsten Legislaturperiode in den Griff zu bekommen?
Prof. Dr. Andrew Ullmann: Wir streben eine stärkere Kapitaldeckung in der gesetzlichen Rentenversicherung und sozialen Pflegeversicherung an, um die sozialen Sicherungssysteme nachhaltig zu stabilisieren. Bei der Gesetzlichen Krankenversicherung setzen wir auf mehr Wettbewerb zwischen den Kassen, aber auch und vor allem auf eine bessere Patientensteuerung und die Vermeidung unnötiger Arztbesuche sowie auf einen streng auf Evidenz basierenden Leistungskatalog. Das Ziel ist, die Sozialabgaben dauerhaft unter 40 Prozent zu halten und eine faire Lastenverteilung zwischen den Generationen zu gewährleisten.
Sind Spargesetze mit dem Fokus auf Arzneimittel geplant?
Ullmann: Wir legen den Fokus auf Wettbewerb und Innovation, insbesondere in der Forschung und Entwicklung. Wir wollen Bürokratie abbauen und damit auch die Forschung im Arzneimittelbereich fördern. Wir stehen dafür, dass Innovation schnell beim Patienten ankommt. Wir wollen und werden nicht an therapeutisch sinnvollen Arzneien sparen, sondern an überbordender Bürokratie und Fehlversorgung. Deshalb ist auch eine Reform des AMNOG dringend indiziert.
Wollen Sie die Umsetzung der Nationalen Pharmastrategie, welche die Ampel-Regierung auf den Weg gebracht hat, weiterführen?
Ullmann: Wir haben die Nationale Pharmastrategie mit auf den Weg gebracht, um innovative Forschung im Gesundheitsbereich zu fördern. Es ist ganz klar unser Ziel, auch in der kommenden Legislatur dafür zu sorgen, dass Pharmaforschung und -produktion in Deutschland wieder einen starken Standort findet.
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