Für das Jahr 2030 hat sich die Weltgemeinschaft ja bekanntlich einiges auf den Aufgabenzettel geschrieben: Die HIV-Epidemie? Möglichst beenden. Hepatitis B- und C-Viren? Möglichst eliminieren. Und auch SDG 3.4 hat es in sich: In den Sustainable Development Goals (Nachhaltige Entwicklungsziele) haben die Vereinten Nationen für das Jahr 2030 das Ziel ausgegeben, „die Frühsterblichkeit aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten durch Prävention und Behandlung um ein Drittel senken und die psychische Gesundheit und das Wohlergehen fördern.“ Nichtübertragbare Erkrankungen – das sind Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, chronische Atemwegserkrankungen oder Krebs. Sie sind für dreiviertel aller vorzeitigen Todesfälle verantwortlich. Allein durch Krebs – weltweit die Todesursache Nummer 2 – sterben laut Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 9,3 Millionen Menschen vorzeitig, also vor dem 70. Lebensjahr. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren steigen – darüber besteht in der medizinischen Welt kein Zweifel (s. Pharma Fakten).
Krebs: Mehr Prävention, Früherkennung und Behandlung
Die Studie, die im Fachblatt The Lancet Oncology veröffentlich ist und von der WHO finanziert wurde, ist nach Angaben der Autor:innen die erste ihrer Art; sie will eine umfassende Datenlage schaffen, um den Status für das Erreichen der ehrgeizigen Gesundheitsziele bei Krebs messen zu können. Zusammengetragen wurden die Daten zwischen 2000 und 2019; das Ergebnis: Die vorzeitige Sterblichkeitsrate sank in 138 (75 Prozent) von 183 Ländern – und zwar über alle Einkommensniveaus der Weltbank und WHO-Regionen hinweg. Aber nur 8 Länder (4 Prozent) werden wahrscheinlich die SDG 3.4-Ziele für alle Krebsarten zusammen erreichen; also die Reduktion um ein Drittel. Und: Länder mit hohem Einkommen verzeichnen einen stärkeren Rückgang der vorzeitigen Mortalität als Länder mit niedrigerem und mittlerem Einkommen. „Obwohl in den vergangenen Jahren einige Fortschritte erzielt wurden, wie die Erhöhung der Lebenserwartung bei Krebserkrankungen (z. B. Lungen-, Brust-, Gebärmutterhals-, Prostata- und Blutkrebs), besteht nach wie vor eine ausgeprägte Lücke in der Krebsprävention, -behandlung, -Remission oder -heilung“, kommentiert der Wissenschaftler Andrew Toyin Olagunju die Ergebnisse.
Doch es sind nicht nur die politischen Kräfte gefragt. Denn eine Studie aus den USA, die die American Cancer Society veröffentlicht hat, zeigt, dass 40 Prozent der Krebsfälle und fast die Hälfte der Todesfälle vermieden werden könnten, wenn die Menschen gesünder leben würden. Dazu untersuchten die Wissenschaftler:innen 30 Krebsarten im Zusammenhang mit 18 beeinflussbaren Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, Alkoholkonsum, aber auch Bewegungsmangel, UV-Strahlung oder eine HPV-Infektion. Rauchen steht ganz oben auf der Liste; es ist in den USA für 20 Prozent aller Krebsfälle und 30 Prozent aller Krebstodesfälle verantwortlich. „Diese Ergebnisse zeigen“, so heißt es in der Studie, „dass die Morbidität und vorzeitige Mortalität durch Krebs in den Vereinigten Staaten durch eine breite Umsetzung von Präventionsinitiativen wie Verbrauchssteuern auf Zigaretten zur Reduzierung des Rauchens, das Screening auf und die Behandlung von HCV-Infektionen und die Impfung gegen HPV-Infektionen erheblich reduziert werden können.“ Die Autor:innen mahnen gezielte Maßnahmen an, um gerade auch sozial benachteiligte Gruppen zu erreichen.
Das die Ergebnisse aus den USA übertragbar sind, zeigt dieses Factsheet des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ): Demnach ist „fast jede zweite Krebserkrankung in Deutschland vermeidbar.“
Weiterführende Links:
Weitere News
Mehr Krebsfälle, mehr Forschung und Entwicklung
Die Krebslast wird künftig stark ansteigen – weltweit um 61 Prozent bis 2050. Dann werden mehr als 30 Millionen Neudiagnosen jährlich zu verzeichnen sein. Die Antwort darauf kann nur mehr Forschung und Entwicklung sein. Und es braucht Strategien, um weltweit die Versorgungsgerechtigkeit zu erhöhen.
Schwarzer Hautkrebs: Mehr Prävention und Früherkennung gefragt
32.000 gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren erhielten im Jahr 2022 erstmals die Diagnose „Schwarzer Hautkrebs“, auch bekannt als Malignes Melanom. „Sorgfältiger Sonnenschutz und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können Hautkrebs-Risiko verringern bzw. Heilungschancen deutlich verbessern“, betont das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi).
Krebs: Wann heilbar?
Wer in der Google-Suche „Wann wird Krebs heilbar sein“ eingibt, erhält rund 300.000 Ergebnisse. Doch eine kurze, einfache Antwort ist da eher nicht dabei – zumindest, wenn die Quelle seriös ist. „Krebs“ meint schließlich eine Vielzahl an bösartigen Tumor-Erkrankungen, die äußerst komplex sind und je nach Stadium und Patient:in ganz unterschiedlich verlaufen. Trotzdem ist Optimismus berechtigt.