Laut Daten aus den USA ist das Risiko, an einer Krebserkrankung zu sterben, seit 1991 um 33 Prozent gesunken. Es ist in erster Linie das Ergebnis immer besserer Behandlungsmöglichkeiten. Foto: ©iStock.com/Pornpak Khunatorn
Laut Daten aus den USA ist das Risiko, an einer Krebserkrankung zu sterben, seit 1991 um 33 Prozent gesunken. Es ist in erster Linie das Ergebnis immer besserer Behandlungsmöglichkeiten. Foto: ©iStock.com/Pornpak Khunatorn

Krebssterblichkeit sinkt weiter – wegen Therapiefortschritten

Das Risiko, an einer Krebserkrankung zu sterben, ist in den USA zwischen 1991 und 2020 um 33 Prozent zurückgegangen. Insgesamt konnten dadurch geschätzte 3,8 Millionen Todesfälle verhindert werden. Das geht aus Daten der „American Cancer Society“ hervor. „Dieser Fortschritt spiegelt zunehmend die Fortschritte in der Behandlung wider“, so die Expert:innen. Das gelte insbesondere für Leukämie, schwarzen Haut-, Nieren- und Lungenkrebs.
Altersstandardisierte Krebssterberaten
Krebs: Eine typische Alterskrankheit. Foto: ©iStock.com/Ridofranz

Fast 2 Millionen Menschen in den USA werden in diesem Jahr den Satz hören: „Sie haben Krebs.“ Das sind mehr als 5.000 neue Fälle pro Tag, prognostiziert die „American Cancer Society“ (ACS) in ihren aktuellen „Cancer Statistics“. Rund 610.000 Betroffene werden 2023 daran sterben. „Krebs ist ein großes Problem der öffentlichen Gesundheit weltweit“, heißt es in der Veröffentlichung. Wie in Deutschland ist er auch in den USA die zweithäufigste Todesursache. Die Bevölkerung wächst, gleichzeitig werden Gesellschaften wie die der USA oder Deutschlands immer älter. Das heißt: Immer mehr Menschen erreichen ein Alter, in dem sie mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit Krebs entwickeln werden – es ist eine typische Alterskrankheit

Dieser Tatsache ist die Menschheit nicht machtlos ausgeliefert. Stichworte: Prävention, Früherkennung, Therapie. Und tatsächlich: Es gelingt uns immer besser, Krebs in seine Schranken zu weisen. Das zeigen die sogenannten altersstandardisierten Krebssterberaten, die die Expert:innen der ACS ermittelt haben. Hier werden Effekte von Bevölkerungswachstum und -alterung herausgerechnet – dadurch wird sichtbar, wie sich die Sterberate entwickelt hätte, wenn die Altersstruktur der Bevölkerung über die Zeit unverändert geblieben wäre. In anderen Worten: Sie deckt auf, ob die Menschheit Fortschritte gegen Krebs erzielt – unabhängig von der demografischen Entwicklung. Lag die altersstandardisierte Krebssterberate in den USA 1991 bei 215,1 pro 100.000 Personen, betrug sie 2020 nur noch 143,8 pro 100.000 (-33 %). Und: In den 1990ern ging die Sterblichkeit jährlich um etwa 1 Prozent zurück – in den 2000ern waren es 1,5 Prozent und zwischen 2015 bis 2020 sogar 2 Prozent. Das Risiko, an Krebs zu sterben, sinkt und sinkt – und zwar immer schneller.

Krebs: Fortschritte in Prävention, Früherkennung, Therapie

Krebs: Fortschritte in Prävention, Früherkennung, Therapie
Krebs: Fortschritte in Prävention und Früherkennung. Foto: ©iStock.com/filmfoto

Der „stete Fortschritt“ ist laut den Autor:innen der Studie auf „weniger Rauchen“, auf mehr „Screening für Brust-, Dickdarm- und Prostatakrebs“ und „Verbesserungen in der Behandlung“ zurückzuführen. Sie verweisen insbesondere auf „Fortschritte in der Entwicklung von zielgerichteten Therapien und Immuntherapien“, die sich positiv auf die Sterberaten von Lungen-, Haut-, Nierenkrebs und Leukämie auswirken. „Durchbrüche in der Therapie haben vor allem auch das Management mancher schwerbehandelbarer Krebsarten wie nichtkleinzelliges Lungenkarzinom oder metastasiertes Melanom verbessert.“

  • Die Sterberaten sind gerade bei Lungenkrebs im Sinkflug: Zwischen 2005 und 2014 gingen sie um jährlich 3,1 Prozent (Männer) bzw. 1,8 Prozent (Frauen) zurück; zwischen 2014 und 2020 um 5,3 Prozent (Männer) bzw. 4,3 Prozent (Frauen). Zwischen 1990 und 2020 sank die Mortalität in der männlichen Bevölkerung um insgesamt 58 Prozent. Bei den Frauen war es zwischen 2002 und 2020 ein Minus von insgesamt 36 Prozent. Der Grund: „Therapiefortschritte, die das Überleben verlängerten“, sowie „bessere Früherkennung“ (s. Pharma Fakten).
  • Eine „Kaskade an neuen Therapien“ hat sich zudem als „game-changing“ im Bereich von metastasiertem, schwarzem Hautkrebs erwiesen (s. Pharma Fakten). Dazu gehören zum Beispiel sogenannte Checkpoint-Inhibitoren – sie bewirken, dass das Immunsystem, das vom Tumor gebremst wurde, wieder aktiv werden kann; oder Proteinkinasehemmer – sie hemmen zielgerichtet das Wachstum und die Vermehrung von Krebszellen. Das Ergebnis: Bekam ein Mensch zwischen 2004 und 2006 die Diagnose fortgeschrittenes „Melanom mit Fernmetastasen“, lag die Wahrscheinlichkeit, dass er mindestens 3 Jahre lang überlebt, bei 20,6 Prozent. Zwischen 2016 und 2018 war sie schon bei 39,3 Prozent.
  • Viel konnte auch bei Krebsarten des blutbildenden und lymphatischen Systems erreicht werden – unter anderem aufgrund von zielgerichteten Therapien. „Die 5-Jahres-Überlebensrate bei chronischer myeloischer Leukämie zum Beispiel ist von 22 Prozent in den Mitt-1970ern auf 70 Prozent für zwischen 2012 und 2018 Diagnostizierte angestiegen“, heißt es in dem Bericht. „Und die meisten Betroffenen, die mit Tyrosinkinase-Hemmern behandelt wurden, haben eine fast normale Lebenserwartung“ (s. Pharma Fakten).
Krebsforschung: Es bleibt noch viel zu tun
Zugang zu Gesundheitsversorgung für alle Menschen? Foto: ©iStock.com/Pornpak Khunatorn

Als „besorgniserregend“ stufen die ACS-Expert:innen jedoch eine „zunehmende Zahl an Neuerkrankungen bei Brust-, Prostata- und Gebärmutterschleimhautkrebs“ ein – Früherkennung ist hier wichtig. Die Wissenschaftler:innen empfehlen außerdem, den Zugang zu Gesundheitsversorgung für alle Menschen in der Gesellschaft auszubauen. Und es gilt, das Potenzial verfügbarer Instrumente im Kampf gegen Krebs voll auszuschöpfen – und zu forschen, forschen, forschen.

Zum internationalen Welt-Krebs-Tag am 4. Februar betonte auch Professor Dr. Christof von Kalle, Onkologe an der Charité in Berlin, im Pharma Fakten-Interview: „Wir können und wir müssen noch viel mehr tun.“ Mit Blick auf Deutschland erklärte er: „510.000 Menschen erkranken bei uns jedes Jahr an Krebs – die Zahlen steigen. Rund 40 Prozent davon könnten wir vermeiden – durch gesunde Lebensweise, Prävention und intelligente Früherkennung. Das bedeutet: In einer perfekten Welt müssten mindestens 200.000 von diesen Menschen in diesem Jahr nicht mit einer Krebsdiagnose konfrontiert sein.“

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