Vom „New Kid on the Block“ zum Therapiestandard in nur 5 Jahren: Bei bestimmten Blutkrebsarten, wie dem früh rezidivierten/primär refraktären diffus großzelligen B-Zell-Lymphom , sind CAR-T-Therapien ab der zweiten Therapielinie heute Behandlungsstandard. Sie haben damit die Hochdosis (HD)-Chemotherapie mit nachfolgender autologer Stammzelltransplantation (HDT-ASZT) abgelöst. Für die Menschen, denen vor Entwicklung und Einführung dieser Therapie nur noch wenig Lebenszeit blieb, schafft dies neue Perspektiven – auf eine langanhaltende Remission und unter bestimmten Voraussetzungen sogar auf Heilung. „Die CAR-T-Zelltherapie hat die Hämatoonkologie revolutioniert“, erklärte Professorin Marion Subklewe bei der Eröffnung der Fotoausstellung im Juli 2024. „Wir waren eines der ersten qualifizierten Zentren in Deutschland und sind stolz darauf, diese innovative Therapie anbieten zu können. Ich danke den mutigen Patientinnen und Patienten, die uns in dieser Anfangszeit ihr Vertrauen geschenkt haben“, so die Leiterin des Gene Center Munich. Von ihr stammte die Idee für die Ausstellung mit dem Titel: „Celebration of Life“. Sie wird vom forschenden Unternehmen Gilead Sciences unterstützt.
CAR-T-Therapie: Ein personalisiertes Krebspräparat
Die CAR-T-Therapie ist eines dieser Arzneimittel, die bei der Behandlung von Krebserkrankungen auf die Power des menschlichen Immunsystems setzen; bzw. dafür sorgen, dass die Bremsen gelöst werden, die es daran hindert, bestimmte Krankheitserreger zu bekämpfen. Die vom erkrankten Menschen entnommenen T-Zellen werden dazu im Labor genetisch aufgepäppelt („dressiert“, wie das Magazin Der Spiegel schreibt) und wieder infundiert. Die Immunabwehr erkennt nun auch jene Krankheitserreger, die sich bis dahin erfolgreich tarnen konnten (s. Grafik) und kann sie unschädlich machen. In Deutschland gibt es mittlerweile über 40 auf die CAR-T-Therapie spezialisierte Zentren; nur sie dürfen sie durchführen. Aus einer Nachbeobachtungszeit von 4 Wochen in der Klinik zu Beginn des CAR-T-Zeitalters sind mittlerweile 7 bis 10 Tage geworden. Professorin Subklewe: „Dabei erfordert die Therapie eine hohe Expertise des CAR-T-Teams, einen intensiven interdisziplinären Austausch sowie eine engmaschige Betreuung der Patientinnen und Patienten.“ Bereits mehr als 150 Blutkrebserkrankte hat sie mit CAR-T-Zellen behandelt.
Doch die Forschungsreise mit den editierten Zellen ist offenbar noch lange nicht zu Ende. Solide Tumore stellen die Therapieform zwar immer noch vor große Herausforderungen. Aber auch für Autoimmunerkrankungen wird die Immuntherapie untersucht und hat beispielsweise beim Systemischem Lupus erythematodes eine beeindruckende Wirksamkeit gezeigt. Das Uniklinikum Erlangen behandelte erstmals eine 20-jährige schwer kranke Frau. „Die Beschwerden sind verschwunden.“
Die Ausstellung ist noch bis Ende August sowie am Tag der offenen Tür (14.09.2024) im oberen Eingangsbereich des LMU Klinikums Campus Großhadern, Marchioninistraße 15, 81337 München, zu besichtigen.
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