Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Dr. Klaudia Lepka, Lead Medical Science Liaison Manager bei Alexion in Deutschland. Design: Pharma Fakten. Hintergrundbild: iStock.com / Jacob Wackerhausen
Warum „ausgerechnet“ Pharma? In einer Serie kommen Mitarbeiter:innen der Branche zu Wort. Heute: Dr. Klaudia Lepka, Lead Medical Science Liaison Manager bei Alexion in Deutschland. Design: Pharma Fakten. Hintergrundbild: iStock.com / Jacob Wackerhausen

Arbeiten in der Pharmabranche: Im Austausch mit Ärzt:innen

Von einer seltenen Erkrankung sind maximal 5 von 10.000 Menschen betroffen. Meist ist das Wissen begrenzt – Forschung, Diagnose und Therapie stellen eine besondere Herausforderung dar. Und weil es rund 6.000 bis 8.000 „rare diseases“ gibt, gilt: Kein Mensch kann jede von ihnen im Kopf haben oder die Symptome und Therapiemöglichkeiten kennen – auch Ärzt:innen nicht. Eine optimale Versorgung der Patient:innen braucht die Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure. Dr. Klaudia Lepka geht daher als „Lead Medical Science Liaison Manager“ beim biopharmazeutischen Unternehmen Alexion in den direkten Austausch mit der Ärzteschaft – und informiert über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse.

Sie arbeiten für die forschende Pharmaindustrie. Warum ausgerechnet Pharma?

Dr. Klaudia Lepka, Lead Medical Science Liaison Manager bei Alexion in Deutschland
Dr. Klaudia Lepka, Lead Medical Science Liaison Manager bei Alexion, Deutschland. Foto: privat

Dr. Klaudia Lepka: Ich bin promovierte Biologin – und war anfangs in der universitären Grundlagenforschung im Bereich der Nervenerkrankung „Multiple Sklerose“ aktiv. Anschließend bin ich in die Klinik gewechselt: Dort hatte ich die Möglichkeit, in einer Ambulanz an klinischen Studien zu NMOSD mitzuwirken. Die Abkürzung steht für Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen. Die Patienten sind von schubförmig auftretenden, schwerwiegenden Entzündungen betroffen – charakteristisch sind Schädigungen des Sehnervs und Rückenmarks. NMOSD sind selten – in so einem Fall ist es besonders wichtig, dass Klinik, Forschung und Pharmaindustrie auf Augenhöhe zusammenarbeiten. So erhielt ich damals „von außen“ erste Einblicke, was pharmazeutische Unternehmen alles leisten – und war überrascht, wie vielfältig die Arbeitsbereiche sind. Nach 3 Jahren in der Klinik wollte ich gerne sehen, wie die Entscheidungsprozesse „auf der anderen Seite“ tatsächlich ablaufen. Ich bin weiterhin im Bereich NMOSD tätig – aber heute für das biopharmazeutische Unternehmen Alexion.

Sie sind dort „Lead Medical Science Liaison Manager Neurology”. Was genau ist Ihre Aufgabe?

Lepka: Als Medical Science Liaison, MSL, bin ich im Außendienst für eine bestimmte Region zuständig. Die Ärzte dort informiere ich über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu bestimmten Erkrankungen. Ich beantworte medizinische Fragen – etwa zu der NMOSD-Therapie von Alexion. Außerdem vermittle ich wissenschaftliche Kooperationen – um klinische sowie angewandte Forschung voranzutreiben. Dazu gehe ich an Kliniken, halte neutrale Vorträge, besuche Kongresse, gehe in den persönlichen Austausch mit einzelnen Ärzten. Weil Alexion auf seltene Leiden spezialisiert ist, spielt dabei das Thema „Disease Awareness“ eine große Rolle. Das bedeutet: Wir wollen die Aufklärung und das Bewusstsein zu diesen Erkrankungen ausbauen. Daher trete ich nicht nur an die Spezialisten heran, sondern gehe auch auf kleinere Kliniken zu – sodass sie alle aktuellen Informationen haben und wissen, wie zum Beispiel die Diagnose von NMOSD funktioniert, wie die medizinischen Leitlinien aussehen oder an welches Spezialzentrum Patienten unter Umständen überwiesen werden können. Mein Ziel ist, dass Ärzte eine gut informierte Entscheidung für ihre Patienten treffen können. Neben meiner klassischen MSL-Tätigkeit ist es als Lead Manager außerdem meine Aufgabe, alle Informationen, die wir aus dem Außendienst in ganz Deutschland sammeln, an den Innendienst im Unternehmen heranzutragen. Denn die Kollegen sind – etwa bei der Planung von ärztlichen Weiterbildungen – darauf angewiesen, dass sie erfahren, was in der medizinischen Community gerade so diskutiert wird.

Schnittstelle zwischen Ärzteschaft und Industrie
Medical Science Liaison: Schnittstelle zwischen Ärzteschaft und Industrie. Foto: ©iStock.com/Martin Barraud

Was treibt Sie tagtäglich in Ihrer Arbeit für ein forschendes biopharmazeutisches Unternehmen an?

Lepka: Zum einen bin ich die Schnittstelle zwischen Ärzteschaft und Industrie und zum anderen zwischen Innen- und Außendienst innerhalb des Unternehmens: Das ermöglicht mir, mit ganz vielen verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten – das ist jeden Tag aufs Neue spannend. Mit meiner Arbeit möchte ich dazu beitragen, den oftmals viel zu langen Weg der Patienten bis zu einer korrekten Diagnose und einer zeitgemäßen Therapie zu verkürzen. Das geht nur gemeinsam mit den Ärzten.

Weitere Artikel aus der Serie „Ausgerechnet Pharma? Die Menschen und ihre Jobs“ lesen Sie hier.

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