Zu wenig Prävention und Gesundheitsförderung – das ist im Kern die Herausforderung für das Gesundheitswesen „Made in Germany“. Foto: ©iStock.com/SARINYAPINNGAM
Zu wenig Prävention und Gesundheitsförderung – das ist im Kern die Herausforderung für das Gesundheitswesen „Made in Germany“. Foto: ©iStock.com/SARINYAPINNGAM

Gesundheit der Menschen in Deutschland? Ausbaufähig.

Eine gute Medizin, aber zu wenig Prävention und Gesundheitsförderung: So ist im Kern die Herausforderung für das Gesundheitswesen „Made in Germany“ beschrieben. Das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, kurz: BIPS, fordert in einer Untersuchung die Einrichtung einer zentralen „Public Health“-Institution, um die öffentliche Gesundheit zu fördern.
Public Health
Public Health: Prävention ist der Schlüssel zu einem gesunden Leben, Foto: ©iStock.com/Maridav

Public Health – ein abstrakter Begriff. Im Kern geht es in diesem interdisziplinären Fachgebiet um die öffentliche Gesundheit und umfasst die Vermeidung von Krankheiten (Prävention), die Förderung der Gesundheit, die Überwachung von Gesundheitsrisiken und die politische Steuerung des Gesundheitswesens. Es ist auch das Fachgebiet des in Bremen ansässigen BIPS: „Wir untersuchen Ursachen von Gesundheitsstörungen und entwickeln wirksame Strategien zur Prävention chronischer, nichtübertragbarer Erkrankungen in interdisziplinären Teams“, heißt es im Leitbild des Instituts. In einer in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlichten Untersuchung stellt das Team um Professor Hajo Zeeb fest: „Deutschland kann sich sein aktuelles System auf Dauer nicht leisten – weder gesundheitspolitisch noch wirtschaftlich.“

Die Forschenden beim BIPS pflegen eine klare Sprache; Deutschlands System ist eines, das Krankheiten verwaltet, statt sie zu verhindern. Als Hauptprobleme haben sie identifiziert:

  • Es fehlt eine zentrale Steuerung, um Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit zu koordinieren. Stattdessen herrsche ein Flickenteppich aus Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen: Schlechte Abstimmung und Ineffizienz sind die Folge.
  • Zu viel Reparaturmedizin und zu wenig Krankheitsvorbeugung: „Die Krankenkassen investieren Milliarden in hochspezialisierte Behandlungen, während die Finanzierung von Prävention und Gesundheitsförderung weiterhin ein Nischendasein fristet,“ stellt das BIPS fest.
  • Es fehlt an steuernden Maßnahmen wie eine Zuckersteuer, Werbeverbote für ungesunde Lebensmittel und strengere Regulierungen für Tabak und Alkohol. Das Institut beklagt einen zu starken Einfluss wirtschaftlicher Interessen.

Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Gesundheitsförderung anstatt Reparaturbetrieb. Foto: ©iStock.com/Chinnapong

„Die Folge ist ein Gesundheitssystem, das zwar enorm teuer ist, aber zu wenig für die langfristige Gesundheit der Bevölkerung tut“, sagt Erstautor Zeeb. Er mahnt eine nationale Public-Health-Strategie an, wie sie andere Länder bereits umgesetzt haben. Die Entwicklung und Umsetzung einer solchen Strategie ist eine der Reformvorschläge, die die Bremer vorgestellt haben; das bedeutet: Nein zu einer Gesundheitsförderung als „Flickwerk“ und Ja zu einer „kohärente Vision für Gesundheitspolitik, die Prävention und Gesundheitsförderung in den Mittelpunkt stellt.“ Dazu gehöre die Entscheidung, Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Neben dem Gesundheitswesen müssten auch Bildung, Arbeit und Umweltpolitik auf präventives Handeln ausgerichtet werden. Von der Politik fordert das BIPS mehr Mut, um gesundheitsschädliche wirtschaftliche Interessen stärker zurückzudrängen; zum Beispiel in den Bereichen Ernährung, Alkohol oder Tabak.

„Deutschland muss umdenken“ – das ist die zentrale Botschaft der BIPS-Untersuchung. Längst kann es bei der Debatte um die Reform des Gesundheitswesens nicht mehr nur um die Frage gehen: Wo kommt das Geld her? Denn das gesamte System muss auf den Prüfstand: Wann, wenn nicht jetzt?

Weiterführender Link:

Hajo Zeeb et al.: Public health in Germany: structures, dynamics, and ways forward – The Lancet Public Health, 2025.

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