„Deutsche erkranken immer häufiger an Asthma, COPD oder Lungenkrebs“, meldet eine Fachgesellschaft. Foto: ©iStock.com/mi-viri
„Deutsche erkranken immer häufiger an Asthma, COPD oder Lungenkrebs“, meldet eine Fachgesellschaft. Foto: ©iStock.com/mi-viri

Lungen- und Atemwegserkrankungen: Alle 4 Minuten stirbt ein Mensch in Deutschland

Von einer enormen Herausforderung für das „gesamte Gesundheits- und Versicherungswesen“ spricht die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP): Die „Häufigkeit der meisten Lungenerkrankungen“ nimmt zu, „teilweise stark.“ Das geht aus dem „Weißbuch Lunge 2023“ hervor. Es enthält Hochrechnungen auf Basis der Daten von 8,8 Millionen Versicherten – und ist somit eine „einzigartige Entscheidungshilfe für Politik und Gesundheitswesen“, heißt es.
Lungen- und Atemwegserkrankungen: Alle 4 Minuten stirbt ein Mensch in Deutschland
Lungenkrankheiten: Die Zahlen sind „alarmierend“. ©iStock.com/Zinkevych

„Alle vier Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an den Folgen einer Lungen- oder Atemwegserkrankung“, schreibt die DGP in einer Pressemitteilung.  Wissenschaftler und Mediziner aus der Bundesrepublik haben Trends zwischen 2010 und 2019 analysiert und publiziert. „Ganz bewusst“ hätten sie die Schilderungen „mit dem Jahr 2019 beendet, denn mit der SARS-CoV-2-Pandemie wurden wahrscheinlich die Entwicklungstendenzen deutlich verändert. Erst in einer zukünftigen Ausgabe des Weißbuchs werden die tatsächlichen Auswirkungen der Pandemie in Bezug auf die stationäre und ambulante Versorgung von Lungenkrankheiten analysiert werden können“.

Die Zahlen jedenfalls sind schon jetzt „alarmierend“. Ein Auszug:

  • Das Auftreten von Asthma hat im untersuchten Zeitraum um 17 Prozent zugenommen.
  • Die Fälle von chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) sind um 8 Prozent angestiegen.
  • Lungenkrebs verzeichnete ein Plus von 33 Prozent,
  • und Lungenembolien von sogar 71 Prozent.
  • Besonders deutlich ist die Entwicklung beim „Schlafapnoe-Syndrom“, das verminderte Atmung oder Atemstillstände während des Schlafs zu Folge hat. Hier war ein Anstieg von 92 Prozent zu verzeichnen.

Auch wenn es Bereiche gibt – wie die Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose, Lungenentzündungen oder Tuberkulose – welche stagnierende oder sinkende Zahlen aufweisen, gilt, „dass die meisten Lungenerkrankungen häufiger auftreten“, resümiert Pneumologe Prof. Dr. Winfried J. Randerath.

Immer mehr Lungenerkrankungen: Forschung und Politik gefordert

Immer mehr Lungenerkrankungen: Forschung und Politik gefordert
Forschung: Lungenerkrankungen besser in ihre Schranken weisen. Foto: ©iStock.com/mi-viri

„Um diesen neuen, großen Herausforderungen zu begegnen, ist auch eine exzellente Forschung wichtig“, meint die DGP. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat sich bereits viel getan. Siehe Asthma: Die Wissenschaft hat einiges über die Mechanismen hinter der Krankheitsentstehung gelernt – sodass „erhebliche Fortschritte erzielt werden“ konnten. Das ist im Weißbuch zu lesen. Dazu zählt etwa die Einführung von biopharmazeutischen Arzneimitteln, die sich gegen bestimmte Prozesse im Körper, die bei Asthma eine wichtige Rolle spielen, richten. Sie „ermöglichten eine wesentlich bessere Behandlung vor allem des schweren Asthmas.“ Doch es brauche weiterhin „außerordentliche Anstrengungen“, um Lungen- und Atemwegserkrankungen besser in ihre Schranken zu weisen. „Wesentlich wird dabei sein, die enormen technologischen Entwicklungen in der zellulären und molekularen Forschung, aber auch im Bereich der Bildgebung […] auch für die Pneumologie nutzen zu können“, so die Autoren.

Die Zahlen des aktuellen Weißbuchs „gab es in dieser Form und diesem Umfang noch nicht“, weiß Mediziner Prof. Dr. Adrian Gillissen. „Sie erlauben zum Beispiel auch eine bessere Kostenabschätzung für den stationären Sektor. Und sie zeigen vor allem, dass es für die adäquate Behandlung von Atemwegs- und Lungenerkrankungen noch viel mehr Finanzierung braucht“. Prof. Dr. Torsten T. Bauer, Past-Präsident der DGP, findet: „Dieses Buch gehört auf den Tisch einer jeden Person im Gesundheitswesen, die Entscheidungen trifft.“ 

Weiterführende Links:

Weißbuch Lunge 2023

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