Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) haben in Deutschland einen Rekordwert erreicht – zwei Drittel der Investitionen kommen aus der Privatwirtschaft. Foto: ©iStock.com/gorodenkoff
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) haben in Deutschland einen Rekordwert erreicht – zwei Drittel der Investitionen kommen aus der Privatwirtschaft. Foto: ©iStock.com/gorodenkoff

Forschungsausgaben: Deutschland setzt auf Zukunft

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) haben in Deutschland mit 121,4 Milliarden Euro einen Rekordwert erreicht – zwei Drittel der Investitionen kommen aus der Privatwirtschaft. Allein die im Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) organisierten Firmen investierten 9,6 Milliarden Euro. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2022.
Innovationsboom
Trend: F&E-Ausgaben steigen. Foto: ©iStock.com/howtogoto

Mindestens 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für F&E ausgeben – das ist das in der EU-Wachstumsstrategie „Europa 2020“ ausgegebene Ziel. Nach den vorläufigen Berechnungen des Statischen Bundesamtes liegt Deutschland bei 3,1 Prozent. „Bis 2025 will die Bundesregierung den Anteil der Forschungs- und Entwicklungsausgaben am BIP auf 3,5 Prozent steigern“, schreiben die Statistiker:innen.

Damit setzt das Land den seit Jahren anhaltenden Trend steigender F&E-Ausgaben fort. Allein gegenüber dem Jahr 2021 verbucht das Bundesamt ein Plus von 7 Prozent; nur die Corona-Pandemie hatte im Jahr 2020 eine Bremse reingehauen. „Einen deutlichen Ausgabenzuwachs von 8 Prozent auf 81,8 Milliarden Euro verzeichneten im Jahr 2022 die Unternehmen. Damit bestritt die Wirtschaft mehr als zwei Drittel der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung. Die Ausgaben der Hochschulen stiegen um 7 Prozent auf 22,0 Milliarden Euro. Außeruniversitäre Einrichtungen für Forschung und Entwicklung wendeten 17,6 Milliarden Euro auf. Das waren 5 Prozent mehr als im Vorjahr.“

Pharma: Die forschungsstärkste Branche

Auch die Zahlen forschender Pharmaunternehmen zeigen nach oben. 9,6 Milliarden Euro nahmen die im vfa organisierten Unternehmen im Jahr 2022 in die Hand, um neue Arzneimittel und Impfstoffe zu entwickeln. Auch das ist ein Rekord. Gemessen an den deutschen Gesamtausgaben für F&E sind das fast 8 Prozent (7,9 %), gemessen an den Ausgaben der Privatwirtschaft fast 12 Prozent (11,7 %). Die Branche gilt als besonders forschungsstark – das zeigt sich sowohl am Anteil des F&E-Personals an den Beschäftigten eines Unternehmens als auch an den F&E-Aufwendungen am Umsatz. Damit lässt sie selbst die Luft- und Raumfahrt, den Fahrzeug- und Maschinenbau oder die Elektrotechnik weit hinter sich.

Vfa: „Wir sind innovativer denn je.“

Vfa: „Wir sind innovativer denn je.“
Wissensexplosion: Treiber für mehr Innovation. ©istock.com/gorodenkoff

Die Milliarden sind gut angelegt. Der vfa rechnet für den Zeitraum von 2021 bis 2025 mit rund 310 Medikamenten, die auf neuen Wirkstoffen beruhen. Treiber dafür ist die Wissensexplosion, die im Rekordtempo neue Erkenntnisse zum Verständnis der menschlichen Biologie liefert und die Grundlagenforschung befeuert. Treiber dafür sind die hohen Summen, die die Unternehmen in die Hand nehmen, um diese Erkenntnisse in neue Therapiemöglichkeiten zu übersetzen. „Wir sind innovativer denn je“, so fasste vfa-Präsident Han Steutel das Selbstbewusstsein der Branche auf einer Veranstaltung des Tagesspiegels zusammen.

Was so gut klingt, hat aber auch Risse: In den USA und China wird wesentlich mehr in F&E investiert als es Europa tut, bei der Zahl der klinischen Studien – ein Gradmesser für das Tempo medizinischer Innovationen – gerät Deutschland im internationalen Vergleich zunehmend in den Rückstand; unter anderem, weil die deutsche Bürokratie mit voller Wucht zuschlägt und den Fortschritt behindert. Die Hemmschuhe für mehr Wachstum bei den F&E-Investitionen im Bereich der industriellen Gesundheitswirtschaft sind erkannt – im Dezember 2023 hat das Bundeskabinett die „Nationale Pharmastrategie“ verabschiedet. Nun muss sie so schnell wie möglich umgesetzt werden.

Weiterführender Link:

Vfa: Digitorial Forschung

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