
Noch vor wenigen Jahrzehnten war Sonnenbaden ohne ausreichenden Schutz vor UV-Strahlung sehr weit verbreitet. Jetzt werden die Spätfolgen davon sichtbar, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER. Laut dem Arztreport der Krankenkasse zeigen sich vor allem in den Geburtenjahrgängen ab Ende der 1950er „steigende Risiken“ für Hautkrebs; spätestens bei den Jahrgängen nach 1980 scheint das Risiko wieder zu sinken. Dies könnte daran liegen, dass die Achtsamkeit zugenommen hat. „Schwere Sonnenbrände in jüngeren Jahren hinterlassen bleibende Schäden“, betont Straub.
Die Zahl der Menschen mit dokumentierter Diagnose eines malignen Melanoms (schwarzer Hautkrebs) stieg nach den Hochrechnungen für Deutschland von 188.603 im Jahr 2005 auf 417.400 im Jahr 2023 um 121 Prozent; bei nicht-melanotischem, weißem Hautkrebs gab es eine Zunahme um 186 Prozent auf rund 1,8 Millionen. Befürchtet wird, dass sich dieser Trend fortsetzt. Straub: „Gerade für ältere Menschen sind Screenings jetzt umso wichtiger, um eine mögliche Hautkrebserkrankung frühzeitig zu entdecken“.
Schutz vor UV-Strahlung: Mythen unter der Lupe
„Prävention ist das beste Mittel, um das Hautkrebsrisiko zu senken. Sei es durch Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor, langärmlige Kleidung, Sonnenhüte und die Vermeidung der direkten Sonne“, erklärt Prof. Dr. med. Joachim Szecsenyi, Autor des Arztreports und Geschäftsführer des aQua-Instituts in Göttingen. Auch künstliche UV-Strahlung – etwa in Solarien – sollte gemieden werden.

Auf ihrer Website räumt die München Klinik mit gängigen Mythen rund um das Sonnenbaden auf. „Gesunde Bräune gibt es nicht wirklich“, heißt es da beispielsweise. „Dass die Haut braun wird, ist ein reiner Schutzmechanismus. Und noch nicht mal ein besonders effektiver: Körpereigene Bräune hat höchstens einen Lichtschutzfaktor von vier bis sechs. Das ist zu wenig.“ Viele Menschen denken, dass es erst gefährlich wird, wenn schon ein Sonnenbrand da ist. Doch das ist falsch: Die „negativen Folgen der Sonne addieren sich auf lange Sicht. Regelmäßige Sonneneinstrahlung in nicht so hohen Dosen kann auch zu Hautkrebs führen.“ Schatten und (gerade nasse oder helle) Kleidung schützen nicht immer ausreichend – Sonnencreme auftragen ist die beste Devise.
Je nach Hauttyp beträgt die Eigenschutzzeit circa zehn bis 30 Minuten. „Durch Sonnencreme kann die Schutzzeit einmalig verlängert werden. Diese errechnet sich aus der Eigenschutzzeit multipliziert mit dem verwendeten Lichtschutzfaktor. Cremt man sich zweimal ein, verdoppelt sich der Lichtschutzfaktor nicht“, betont die München Klinik. Durch Faktoren wie Schweiß, Reibung und Wasser kann Schutz verloren gehen. Gut sei es daher, „ungefähr alle zwei Stunden nachzucremen.“ Das erhält den Schutz – verlängert ihn aber nicht. Übrigens: „Die meisten benutzen nur ein Viertel bis die Hälfte der Menge an Sonnencreme, die eigentlich erforderlich wäre“, heißt es. „Die Richtlinien empfehlen zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Hautoberfläche. Je nach Körpergröße sind das 30 bis 40 Milliliter für den gesamten Körper. Das ist fast eine halbe Flasche.“ Das gilt auch für Männer, die oft als Eincreme-Muffel gelten. Mit zunehmendem Alter werden die Haare häufig lichter: „In der München Klinik werden viele Patienten mit Lichtschäden auf der Kopfhaut behandelt“.
Hautkrebs: Früh erkennen und behandeln

Nach der Prävention ist Früherkennung das zweitbeste Mittel im Kampf gegen Krebs. Die Krankenkassen zahlen ihren Versicherten ab 35 Jahren alle zwei Jahre ein Hautkrebs-Screening. So können bereits Vorstufen identifiziert und behandelt werden. Wenn bereits ein bösartiger Krebs vorliegt, ist die Prognose in der Regel im frühen Stadium am besten. Heller Hautkrebs hat meist sehr gute Heilungsaussichten. Auch schwarzer Hautkrebs – das maligne Melanom – kann anfangs oft operiert und bestenfalls geheilt werden. Doch im fortgeschrittenen Stadium sinkt die Überlebenschance.
Laut dem Arztreport der BARMER müssen immer mehr Menschen wegen Hautkrebs im Krankenhaus versorgt werden. Beim malignen Melanom haben die Behandlungsfälle von 2005 bis 2023 um 21 Prozent zugenommen. Bei weißem Hautkrebs gab es gar einen Anstieg um 106 Prozent. „In den kommenden Jahren könnte es noch deutlich mehr Betroffene geben, das lässt sich zum Teil bereits durch die alternde Gesellschaft erklären“, so Straub. Er hofft, „dass der Anstieg durch primäre Prävention und entsprechendes Verhalten abgebremst werden kann“. Davon würden nicht nur die einzelnen Menschen profitieren – Vorbeugung ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Denn ein Gesundheitssystem, das nur als Reparaturbetrieb funktioniert, ist im Grunde unbezahlbar.
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