Es gibt einige Krebsarten, die eine erbliche Komponente haben können. Dennoch gilt: eine genetische Veranlagung führt nicht zwangsläufig zur Erkrankung. ©iStock.com/CIPhotos
Es gibt einige Krebsarten, die eine erbliche Komponente haben können. Dennoch gilt: eine genetische Veranlagung führt nicht zwangsläufig zur Erkrankung. ©iStock.com/CIPhotos

Die Rolle der Genetik bei Krebs

Krebs entsteht durch Mutationen im Erbgut, die zur unkontrollierten Vermehrung kranker Zellen und zur allmählichen Verdrängung gesunder Zellen führen. Diese Mutationen können spontan auftreten, etwa durch Schadstoffe in der Umwelt oder durch den natürlichen Alterungsprozess – etwa fünf bis zehn Prozent aller Krebspatient:innen weisen jedoch angeborene Mutationen im Erbgut auf.1

Inhalt

Krebs und Genetik – ein Zusammenhang?

Wird Krebs in einer Familie von einer Generation an die nächste weitergegeben, sprechen Wissenschaftler:innen vom hereditären (erblich bedingten) Tumorsyndrom. Dabei gilt: Die Veränderung betrifft in den meisten Fällen Gene, die eine Funktion für die Reparatur von DNA-Schäden oder die Kontrolle des Zellzyklus haben.2

Der Vater oder die Mutter gibt eine Mutation mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent an das Kind weiter. Erbt das Kind die Mutation nicht, sind auch dessen Kinder nicht betroffen. Die weit verbreitete Annahme, Krebs überspringt eine Generation, ist somit falsch.1

Wenn mehrere Krebsfälle innerhalb einer Familie auftreten, spricht dies nicht zwangsläufig für eine genetische Veranlagung, denn die Krankheitshäufung kann auch Zufall sein. Des Weiteren gilt: Selbst dann, wenn in der Familie ein Krebs-Gendefekt vorliegt, bedeutet dies nicht, dass zwingend Krebs entsteht, sondern lediglich, dass das individuelle Risiko erhöht ist.1

Welche Krebsarten sind vererbbar?

Es gibt einige Krebsarten, die eine erbliche Komponente haben können. Dabei ist jedoch wichtig, noch einmal zu betonen, dass eine genetische Veranlagung nicht zwangsläufig zur Erkrankung führt. Die Vererbung betrifft nicht den Krebs selbst, sondern Gene bzw. Mutationen, die das Krebsrisiko erhöhen können.

Darmkrebs

Bei Darmkrebs sind etwa fünf Prozent aller Erkrankungen erblich bedingt. Oftmals treten in den betroffenen Familien auch andere Krebsarten häufiger auf, zum Beispiel Krebs in der Bauchspeicheldrüse, in den Eierstöcken, im Magen oder in der Gebärmutterschleimhaut.1

Im Falle einer familiären adenomatösen Polyposis (FAP) bilden sich im Darm unzählige gutartige Polypen, die sich unbehandelt fast immer zu Krebs entwickeln können. Bei einem erblichen Darmkrebs ohne Polyposis sprechen Expert:innen von einem hereditären nonpolypösen Kolonkarzinom (HNPCC oder auch Lynch-Syndrom). Die Erkrankungswahrscheinlichkeit beträgt hier 80 Prozent. Damit einhergehend ist auch das Erkrankungsrisiko für Gebärmutterkörperkrebs erhöht (40 Prozent).2

Prostatakrebs

Etwa zehn bis zwanzig Prozent aller Prostatafälle sind erblich bedingt. Insbesondere dann, wenn Bruder oder Vater betroffen sind, ist das Erkrankungsrisiko erhöht.1 Laut Definition liegt aller Wahrscheinlichkeit nach immer dann ein familiäres Prostatakarzinom vor, wenn Prostatakrebs in drei aufeinanderfolgenden Generationen auftritt oder wenn zwei Verwandte bis zum 56. Lebensjahr an Prostatakrebs erkrankt sind. Mutationen im BRCA-2-Gen führen dabei besonders häufig zu einem Prostatakarzinom.7

Brustkrebs

Fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebsfälle sind auf erblich bedingte Mutationen zurückzuführen1. Sind die sogenannten Brustkrebsgene BRCA 1 und BRCA 2 verändert, liegt das Erkrankungsrisiko bei 60 bis 80 Prozent. Außerdem erhöhen diese Gene das Risiko für Eierstockkrebs: Es liegt dann bei etwa 30 bis 40 Prozent.2

Schwarzer Hautkrebs

Schwarzer Hautkrebs ist in zehn Prozent der Fälle genetisch bedingt. Außerdem ist bei den Betroffenen das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöht.1

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Mögliche Hinweise auf eine genetische Veranlagung für Krebs

Es gibt einige Punkte, die auf eine genetische Veranlagung für Krebs in der Familie hindeuten können, zum Beispiel1:

  • Eine bestimmte Krebsart tritt in der Familie immer wieder auf.
  • Mitglieder mehrerer Generationen hintereinander sind an Krebs erkrankt.
  • Der Krebs (insbesondere Darm-, Brust- und Gebärmutterkörperkrebs) tritt in jungen Jahren auf (unter 50).
  • Es kommt wiederholt zu seltenen Krebsarten innerhalb der Familie, etwa zu Brustkrebs beim Mann.
  • Eine Person erkrankt immer wieder an Krebs.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, Krebs zu bekommen? Der Krebs Gentest und seine Grenzen

Bei Verdacht auf eine genetische Veranlagung für Krebs kann ab dem 18. Lebensjahr ein Krebs Gentest durchgeführt werden. Vorher findet eine humangenetische Beratung statt, bei der die Gründe für den Test ebenso erörtert werden wie die möglichen Folgen der Ergebnisse.

Der Test untersucht das Erbgut auf relevante Genveränderungen. Liegen diese nicht vor, hat die Person kein erhöhtes familiäres Risiko für die Entwicklung einer Krebserkrankung, was jedoch nicht bedeutet, dass Krebs in Zukunft ausgeschlossen ist.

Ist das Ergebnis positiv, bedeutet dies, dass das Risiko für Krebs erhöht ist – ob die Erkrankung tatsächlich ausbricht, kann jedoch nicht vorhergesagt werden. Liegen die entsprechenden Genveränderungen vor, liegt das Erkrankungsrisiko für Brustkrebs bei 60 bis 80 Prozent, für Darmkrebs bei 50 bis 100 Prozent und für Eierstockkrebs bei 30 bis 40 Prozent. Die Teilnahme an intensivierten Früherkennungsprogrammen (Mammografie, Endoskopie, Ultraschall etc.) ist dann empfehlenswert.2

Welche Rolle spielt die Genetik bei der Therapie von Krebserkrankungen?

Erbliche Tumorerkrankungen haben nicht unbedingt eine schlechtere Prognose, allerdings ist das Risiko für eine Neuerkrankung nach erfolgreicher Therapie erhöht. Andererseits gilt: Genetisch bedingter Brustkrebs spricht auf einige Therapien, darunter bestimmte Chemotherapien, besonders gut an, was die Bandbreite an erfolgversprechenden Behandlungsoptionen erweitert.2

Die Medizin setzt zunehmende Hoffnung in sogenannte personalisierte Therapien – also Therapien, die individuell an das Tumorgenom angepasst werden. Bei Patient:innen mit Darmkrebs kann etwa untersucht werden, ob eine Veränderung im sogenannten KRAS-Gen vorliegt. Mit dem daraus gewonnen Wissen können Mediziner:innen besser abschätzen, ob ein Arzneimittel Erfolgschancen hat: Denn manche Therapien schlagen nicht an, wenn eine KRAS-Mutation vorliegt. Bei Betroffenen von Eierstockkrebs kommt ggf. eine „BRCA1/2-Testung“ in Frage. Liegt zum Beispiel eine Mutation in den BRCA-Genen vor, könnte ein „PARP-Inhibitor“ vielversprechend sein, der zielgerichtet verschiedene Eiweißstoffe, die das Krebswachstum beeinflussen, hemmt.

Die Erforschung der Krebsmutationen und damit einhergehend die Präzisionsmedizin bieten somit ganz neue Möglichkeiten – nicht nur für die frühzeitige Diagnose von Krebs, sondern auch für eine Therapie, die noch individueller auf die Patient:innen zugeschnitten wird.4

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Quellen:

  1. Genetische Vorbelastung
    https://www.krebsliga.ch/ueber-krebs/genetische-vorbelastung

  2. Familiärer Krebs – Wie viel liegt in den Genen?
    https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/genetisch-bedingter-krebs.html

  3. Krebs – eine Krankheit der Gene
    https://www.wissensschau.de/krebs_tumor/tumor_onkogen_genmutationen.php#Kritik

  4. Tumor-Genome: Grundlage für maßgeschneiderte Krebstherapien?
    https://www.wissensschau.de/krebs_tumor/tumorgenom_krebstherapie_personalisierte_medizin.php

  5. Ist Prostatakrebs genetisch bedingt?
    https://www.universimed.com/ch/article/onkologie/ist-prostatakrebs-genetisch-bedingt-2114757

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