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Wie häufig tritt eine Leukämie auf?
Im Jahr 2022 erkrankten in Deutschland 5.600 Frauen bzw. Mädchen und 7.800 Männer bzw. Jungen neu an Leukämie, was 2,4 Prozent aller Tumorerkrankungen entspricht2. Blutkrebs ist im Vergleich zu Krebserkrankungen wie Brust- oder Lungenkrebs also relativ selten.
Von den insgesamt rund 13.500 Personen, die 2022 erkrankten, waren etwas mehr als vier Prozent jünger als 15 Jahre, wobei die akute lymphatische Leukämie Kinder am häufigsten betrifft1.
Weltweit gab es 2022 laut WHO etwa 487.000 neue Fälle von Leukämie. Tendenz steigend4. 305.000 Menschen starben im selben Jahr an den Folgen von Blutkrebs3.
Was ist Leukämie und welche Blutkrebs-Arten gibt es?
Für die Produktion der Blutzellen sind die Zellen des Knochenmarks verantwortlich. Sämtliche Blutzellen (also rote und weiße Blutkörperchen sowie die Blutplättchen) stammen dabei von einer gemeinsamen Mutterzelle im Knochenmark ab. Zu einer Leukämie kommt es, wenn der normale Reifungsprozess der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gestört ist: Statt reifer Leukozyten entstehen sogenannte Blasten – unausgereifte Blutkörperchen, die nicht funktionsfähig sind. Diese vermehren sich sehr schnell, während die anderen Blutzellen nicht mehr in ausreichender Menge gebildet werden. Die Folge ist eine stark erhöht Anzahl weißer Blutkörperchen, worauf auch der Name der Krebserkrankung hindeutet, denn Leukämie stammt aus dem Griechischen und bedeutet „weißes Blut“5.
Es gibt verschiedene Blutkrebs-Arten, wobei sich die folgenden vier Haupttypen unterscheiden lassen7, 14:
- die akute myeloische Leukämie (AML)
- die akute lymphatische Leukämie (ALL)
- die chronisch myeloische Leukämie (CML)
- die chronisch lymphatische Leukämie (CLL)
Hierbei werden die Blutkrebs-Arten einerseits nach der Schnelligkeit des Krankheitsverlaufs (akut vs. chronisch) eingeteilt. Andererseits spielt der Zelltyp eine Rolle, von dem die Leukämie ausgeht (myeloisch vs. lymphatisch).
Bei etwa der Hälfte aller Blutkrebsfälle liegt eine chronisch lymphatische Leukämie vor. Akute Leukämie-Formen (AML und ALL) machen gemeinsam rund 40 Prozent aus. Lediglich 10 Prozent der Betroffenen leiden unter einer chronisch myeloischen Leukämie.
Akute lymphatische Leukämie (ALL)
ALL ist die häufigere Art von Leukämie bei Kindern. Sie betrifft die Lymphozyten, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen. Die Klassifikation der ALL basiert auf der Art der betroffenen Lymphozyten (B- oder T-Zellen) und deren Reifungsstadium.
Akute myeloische Leukämie (AML)
AML betrifft das Knochenmark und die Vorläuferzellen von roten Blutkörperchen, Blutplättchen und Granulozyten. Die akute myeloische Leukämie wird anhand zellulärer Formen, Oberflächenmerkmalen und genetischen Veränderungen in acht Untergruppen (M0 bis M7) eingeteilt. Diese Unterteilung ist wesentlich für die Prognose und spezifische Therapieansätze. Eine besondere Form, die AML M3 oder akute Promyelozytenleukämie, hat dank der Behandlung mit Vitamin A-Säure eine sehr gute Heilungsrate.
Chronisch Lymphatische Leukämie (CLL)
CLL ist die am häufigsten auftretende Form von Leukämie bei Erwachsenen in der westlichen Welt, Sie wird meist bei Menschen über 50 Jahren diagnostiziert. Es handelt sich um eine mildere Form von Leukämie, die oft viele Jahre ohne Behandlung gutartig bleibt. Bei einigen Menschen kann die CLL jedoch aggressiver sein und eine Behandlung erfordern, die typischerweise Chemotherapie und spezielle Antikörper umfasst.
Chronische myeloische Leukämie (CML)
CML entsteht durch eine genetische Veränderung in den Stammzellen des Knochenmarks. Die chronische myeloische Leukämie verläuft in drei Phasen: die chronische Phase, die akzelerierte Phase und die Blastenkrise, mit zunehmender Verschlechterung und einer Erhöhung der unreifen Blutzellen (Blasten).
Aktuelle News zum Thema Krebs
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Das forschende Pharmaunternehmen AstraZeneca will „die Krebstherapie revolutionieren“. Die Chancen dafür, so Dr. Niko Andre, stehen sehr gut, weil sich die Krebsforschung in einem regelrechten Innovationsschub befindet. Der Leiter der Onkologie des Unternehmens, selbst Krebsmediziner, spricht im Pharma Fakten-Interview über Erreichtes und darüber, was wir in den kommenden Jahren in der Bekämpfung der Todesursache Nummer 2 erreichen können.
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Krebs-Immuntherapie: Das konnte niemand ahnen
2011 erhielt eine erste Immuntherapie gegen Krebs die Zulassung, weitere Wirkstoffe folgten mit den Jahren. Die Erwartungen waren schon damals groß – doch niemand konnte die Studiendaten von Heute vorhersehen. Sie zeigen, wie sehr Patient:innen über viele Jahre von der Immunonkologie profitieren. Sie haben Leben geschenkt, wo vorher kaum mehr Hoffnung bestand.
Ursachen & Risikofaktoren von Blutkrebs
Wie die meisten anderen Krebsarten entsteht auch Blutkrebs durch genetische Mutationen11. Manche Personen haben auch eine genetische Veranlagung für Blutkrebs: Bei Patient:innen mit chronisch-myeloischer Leukämie ist häufig das sogenannte Philadelphia-Chromosom zu finden, eine spezifische genetische Veränderung.
Darüber hinaus kann Blutkrebs durch Umweltfaktoren ausgelöst werden, insbesondere durch hohe Dosen ionisierender Strahlung, die das Erbgut der Knochenmarkzellen schädigen. Neben radioaktiver Strahlung ist Strahlung, wie sie bei Strahlentherapien zum Einsatz kommt, ein Risikofaktor.
Inzwischen konnten Wissenschaftler:innen weitere Risikofaktoren für Blutkrebs identifizieren, darunter Rauchen, frühere Chemotherapien sowie virale Infektionen.
Allerdings gilt: Ein spezifischer Auslöser für Blutkrebs kann zumeist nicht identifiziert werden, zumal häufig mehrere Faktoren zusammenwirken.6
Was sind typische Symptome bei Blutkrebs?
Blutkrebs geht oftmals mit sehr unspezifischen Symptomen einher, die auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Betroffene leiden häufig unter8:
- allgemeiner Müdigkeit
- wiederkehrenden Infektionen
- ungewöhnlichen Blutungen
- Knochen- oder Gelenkschmerzen
- nächtlichen Schweißausbrüchen
- geschwollenen Lymphknoten
- Blässe als Begleiterscheinung einer Anämie
- Kurzatmigkeit
Es ist wichtig zu beachten, dass sich die Symptome von Mensch zu Mensch unterscheiden können.
Wie wird Blutkrebs diagnostiziert?
Der erste Schritt zur Diagnose ist eine ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung, bei der insbesondere die Lymphknoten, aber auch die Leber und die Milz auf Vergrößerungen abgetastet werden. In der Regel wird anschließend ein großes Blutbild12 durchgeführt, um das Verhältnis der verschiedenen Blutzellen im Blut zu analysieren. Deuten die Blutwerte auf Leukämie hin, stehen weitere Tests an9:
- Knochenmarkbiopsie: Entnahme einer Probe des Knochenmarks, um das Vorhandensein von Leukämiezellen zu bestätigen
- Bildgebende Verfahren (Ultraschall, CT, MRT), um den Status des Knochenmarks zu überprüfen und das Ausmaß der Erkrankung zu beurteilen
- Genetische Tests, um spezifische Genveränderungen in den Krebszellen zu identifizieren, die für die Therapie eine Rolle spielen können
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei Leukämie?
Bei der Behandlung von Leukämie stehen Mediziner:innen moderne Therapieformen zur Verfügung, die individuell auf die Patient:innen abgestimmt werden. 10
Immuntherapien
Immuntherapien machen sich das körpereigene Immunsystem zunutze, um Krebszellen zu identifizieren und unschädlich zu machen. So werden CD-20-Antikörper beispielsweise bei der Behandlung von chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) eingesetzt.
Zielgerichtete Therapien
Auch zielgerichtete Therapien wie die Tyrosinkinasehemmer kommen bei der Behandlung von Leukämie zum Einsatz. Sie zielen darauf ab, genetische Veränderungen in den Krebszellen zu neutralisieren – etwa, indem sie ihr Wachstum hemmen.
Gentherapie
Die CAR-T-Zelltherapie ist Zell-, Gen- und Immuntherapie in einem. Es werden bestimmte Immunzellen des Patienten entnommen und mithilfe von Gentechnik so verändert, dass sich auf ihrer Oberfläche so genannte Chimäre Antigen Rezeptoren (CAR) bilden. Diese CAR-T-Zellen sind nun dazu fähig, Krebszellen zu erkennen. Im Labor werden sie vermehrt – und dem Patienten per Infusion zurückgeführt. Finden Sie einen Tumor, vervielfältigen sie sich und greifen ihn an.
Stammzelltransplantation
Bei einer Stammzelltransplantation werden gesunde Stammzellen von einem:r Spender:in ins Knochenmark des:der Patient:in transplantiert, um die Produktion gesunder Blutzellen zu ermöglichen. Auch die erkrankte Person selbst kann als Spender:in fungieren, sofern er oder sie noch über gesunde Stammzellen verfügt. Ärzt:innen sprechen in diesem Fall von einer autologen Transplantation. Stammen die Stammzellen von einer anderen Person, handelt es sich um eine allogene Transplantation.
Chemotherapie
Die Chemotherapie ist nach wie vor eine zentrale Therapieform bei der Behandlung von Leukämie. Moderne Chemotherapien sind hochwirksam und werden häufig mit anderen Behandlungsmethoden kombiniert, um die Heilungschancen zu steigern.
Neue Forschungsansätze bei Leukämie
Die Krebsforschung ist sehr dynamisch. Es werden kontinuierlich neue Therapieformen entwickelt. Eine davon ist die molekulare Tumortherapie, bei der die Medikamente zielgerichtet auf die genetischen Veränderungen der kranken Zellen abgestimmt werden. Die Radioliganden-Therapie ist wiederum eine Behandlungsmethode bei Krebs, bei der winzige radioaktive Teilchen gezielt an Krebszellen geschickt werden, um diese von innen heraus zu bekämpfen und gesundes Gewebe zu schonen.
Wissenschaftler:innen des Universitätsklinikums Heidelberg zeigten zudem, dass auch neue Entwicklungen bei CAR-T-Zelltherapien die Behandlung von Leukämie verbessern könnten13. Anders als noch vor einigen Jahren und Jahrzehnten ist Leukämie heute dank der hochmodernen Forschungs- und Therapieansätze nicht mehr unbedingt ein Todesurteil.
Weitere Hintergrundinfos zum Thema Krebs
Was sind Metastasen?
Krebs ist vor allem aufgrund der sich potenziell bildenden Metastasen so gefährlich: Fast 90 Prozent aller Krebstodesfälle gehen nicht auf den Ursprungstumor, sondern auf die Metastasen zurück.3 Doch was genau sind Metastasen eigentlich, auf welche Weise und in welchen Körperregionen bilden sie sich und welche Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung?
Blutkrebs verstehen: Entstehung und moderne Forschungsansätze
In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 13.500 Menschen an Leukämie, also an Blutkrebs. Es handelt sich dabei um einen Sammelbegriff für Krebserkrankungen des blutbildenden Systems, die sich sowohl in puncto Häufigkeit als auch in Bezug auf ihre Ursachen, Therapiemöglichkeiten und Heilungschancen voneinander unterscheiden.
Die Rolle der Genetik bei Krebs
Krebs entsteht durch Mutationen im Erbgut, die zur unkontrollierten Vermehrung kranker Zellen und zur allmählichen Verdrängung gesunder Zellen führen. Diese Mutationen können spontan auftreten, etwa durch Schadstoffe in der Umwelt oder durch den natürlichen Alterungsprozess – etwa fünf bis zehn Prozent aller Krebspatient:innen weisen jedoch angeborene Mutationen im Erbgut auf.1
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/leukaemie/definition-und-haeufigkeit.html
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/leukaemie/leukaemie-basis-infos-fuer-patienten.html
- https://gco.iarc.who.int/media/globocan/factsheets/cancers/36-leukaemia-fact-sheet.pdf
- https://gco.iarc.who.int/tomorrow/en/dataviz/trends?multiple_populations=1&cancers=36
- https://www.krebsinformationsdienst.de/leukaemie
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/leukaemie/ursachen-und-risikofaktoren.html
- https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Leukaemien/leukaemien_node.html
- https://www.krebsinformationsdienst.de/leukaemie/symptome
- https://www.krebsinformationsdienst.de/leukaemie/diagnostik
- https://www.oncology-guide.com/erkrankung/leukaemie/#Behandlung-von-Leuk%C3%A4mie
- Die Rolle der Genetik bei Krebs
- Blutwerte bei Krebs
- https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/newsroom/neue-perspektiven-fuer-behandlung-akuter-lymphatischer-leukaemie-bei-erwachsenen++CAR+T-Zellen/
- https://www.uniklinik-freiburg.de/innere-medizin-i-20210624/behandlung/zentren-und-sektionen/kompetenzzentrum-leukaemien-und-praeleukaemien/formen-der-leukaemien.html