Biopharmazeutische Arzneimittel auf dem Vormarsch

Nie war der Anteil an biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln und Impfstoffen höher: Im Jahr 2022 waren es fast 60 Prozent aller in der EU neu zugelassenen Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen. Biopharmazeutika treiben medizinischen Fortschritt und bieten Patient:innen gerade bei komplexen Erkrankungen neue Perspektiven.

Biopharmazeutika sind Fortschrittstreiber für mehr Gesundheit“, schreibt der Verband der Chemischen Industrie, VCI. „Unternehmen der medizinischen Biotechnologie entdecken, erfinden, entwickeln und produzieren Medikamente für Autoimmun- und Krebserkrankungen ebenso wie für Stoffwechselkrankheiten und seltene Erkrankungen.“ Für Menschen mit schweren, komplexen und oft chronischen Erkrankungen sind sie so genannte „Game Changer“, weil sie völlig neue und wirksamere Therapieansätze darstellen, die Überlebenschancen erhöhen und die Lebensqualität steigern können.

Biotech-Report: Ein neuer Rekord

Biotech-Report: Ein neuer Rekord
Die biopharmazeutische Pipeline wächst. Foto: ©iStock.com/appledesign

Die Liste der im Jahr 2022 neuzugelassenen Biopharmazeutika kann sich sehen lassen. Eine Gentherapie zur Behandlung der Hämophilie A, 2 CAR-T-Therapien zur Behandlung von B-Zell-Lymphomen bzw. dem Multiplen Myelom, rekombinante Antikörper zur Behandlung von A wie Aderhautmelanom, über M wie Migräne bis zu S wie Systemischer Lupus. Außerdem mit dabei: 3 neue Impfstoffe und 7 Biosimilars. Von den 63 gezählten Zulassungen des vergangenen Jahres sind 37 biopharmazeutische Präparate, ein Anteil von 59 Prozent und damit ein Rekord. Das alles ist nachzulesen in „Biotech-Report kompakt: Medizinische Biotechnologie in Deutschland 2023“. Der Bericht wird einmal im Jahr von der Bosten Consulting Group und dem Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) herausgegeben. Für den vfa ist es eine „Erfolgsgeschichte in Zahlen“.

Und die soll fortgeschrieben werden:

  • Die biopharmazeutische Pipeline hat sich seit 2005 weit mehr als verdoppelt auf aktuell 672 Entwicklungsprojekte. „Der Anstieg der Phase-I-Projekte um 5,6 Prozent belegt, dass nach wie vor viele neue innovative Wirkstoffe aus der Forschung in die Phase der klinischen Entwicklung gebracht werden“, heißt es in dem Bericht. Die Schwerpunkte liegen auf der Immunologie, den Infektionskrankheiten und der Onkologie.
  • Die Zahl der Beschäftigten wuchs deutlich um 8,7 Prozent auf ca. 50.000 – das entspricht einem Plus von ca. 4.000 Mitarbeiter:innen im Vergleich zum Vorjahr. Umsatz und Marktanteile der Biopharmazeutika sind gestiegen.
  • Biosimilars zeigen nach ihrer Markteinführung in Deutschland ein starkes Wachstum; sie erreichen bereits im ersten Jahr signifikante Marktanteile von bis zu 80 Prozent. 

Biotechs rocken es

Biotechs rocken es
Innovationstreiber: Biotechnologische Unternehmen. ©iStock.com/ismagilov

Biotechnologische Unternehmen rocken es. Ihre Entwicklungen sind hoch innovativ – sie bieten therapeutische Lösungen für komplexe Probleme. Sie benötigen für die Entwicklung und hochkomplexe Herstellung solcher „lebender“ Medikamente Knowhow und viel Erfahrung – und bieten hochattraktive Arbeitsplätze. Sie sind Innovationstreiber, die andere Innovationen nach sich ziehen, etwa im Anlagenbau. Und mit den Biosimilars, also den biotechnologischen Arzneimitteln, die nach Ablauf des Patentschutzes der Original-Präparate entwickelt und hergestellt werden, schlagen sie gleich 2 Fliegen mit einer Klappe: Günstiger als die Originale, entlasten sie die Budgets der Krankenkassen und sorgen gleichzeitig dafür, dass mehr Menschen von Biopharmazeutika profitieren können.

Vfa-Chef Han Steutel kommentiert: „Die starken Zahlen der Biotechnologie dürfen jedoch nicht über die trüben Aussichten der gesamten Pharmabranche hinwegtäuschen. Gerade die Einschnitte durch die Gesetze zur GKV-Finanzierung machen den Standort Deutschland zunehmend unattraktiver. Die Erfolge der Biotechnologie sollten nicht unnötig aufs Spiel gesetzt werden.“ Mit dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz hatte der Gesetzgeber im vergangenen Jahr massive Einschnitte bei den Erstattungsbeträgen innovativer Arzneimittel beschlossen.

Die Grundregel ist: Nur wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen können wissenschaftlich erfolgreich sein – und damit den medizinischen Fortschritt voranbringen.

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