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Häufigste Krebsart bei Männern: Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
Bei etwa einem Viertel aller Krebsneuerkrankungen bei Männern handelt es sich hierzulande um Prostatakrebs1. Jedes Jahr erkranken rund 65.000 Männer in Deutschland an einem Prostatakarzinom, wobei höheres Alter als größter Risikofaktor gilt. So sind Männer unter 50 Jahren eher selten betroffen. Außerdem tritt die Erkrankung bei Männern schwarzafrikanischer Herkunft häufiger auf als beispielsweise bei Europäern oder Nordamerikanern2.
Die Erkrankungsrate in Deutschland betrug im Jahr 2020 97,4 pro 100.000 Einwohner. Mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate von 75 Prozent sind die Heilungschancen jedoch sehr gut – vorausgesetzt, die Erkrankung wird früh genug diagnostiziert2,12.
Neben dem Alter vermuten Wissenschaftler:innen, dass auch chronische Entzündungen der Prostata und sexuell übertragbare Krankheiten das Risiko für ein Prostatakarzinom erhöhen. In den meisten Fällen wächst der Tumor dabei in der äußeren Zone der Prostata, während Tumore in der zentralen Zone eher selten auftreten. In etwa 95 Prozent der Fälle handelt es sich um ein Adenokarzinom – also um einen Tumor, der aus den Drüsenzellen der Prostata entstanden ist.3
Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)
Lungenkrebs ist zwar eine Erkrankung, die beide Geschlechter betreffen kann, die jedoch bei Männern wesentlich häufiger auftritt. So erhielten in Deutschland im Jahr 2020 rund 34.000 Männer die Diagnose Lungenkrebs, jedoch nur rund 23.000 Frauen. Dies entspricht einer Erkrankungsrate von 51,8 beim Mann beziehungsweise von 31,4 bei der Frau. Außerdem haben Frauen bei Lungenkrebs insgesamt eine bessere Prognose: Etwa 23 Prozent der Betroffenen leben fünf Jahre nach der Diagnose noch, bei Männern sind es nur 17 Prozent.12
In 44 Prozent der Fälle liegt ein Adenokarzinom vor, bei 21 Prozent handelt es sich um ein Plattenepithelkarzinom. Diese entstehen in den flachen Zellen, die das Innere der Atemwege in der Lunge auskleiden. Kleinzellige Bronchialkarzinome treten mit 15 Prozent eher selten auf, haben dabei jedoch eine wesentlich schlechtere Prognose, weil sie sehr früh Metastasen bilden4.
Darmkrebs
Mit einem Anteil von 11,7 Prozent ist der Darm die dritthäufigste Tumorlokalisation bei Männern. Auch an Darmkrebs erkranken mehr Männer als Frauen: Im Jahr 2020 erhielten fast 31.000 Männer und rund 24.000 Frauen die Diagnose Darmkrebs. Dies entspricht einer standardisierten Erkrankungsrate von 46,2 Männern je 100.000 Personen. Etwa zwei Drittel aller Darm-Tumore treten im Dickdarm auf.
Das Risiko für Darmkrebs steigt bei beiden Geschlechtern mit dem Alter: Mehr als 50 Prozent der Erkrankungen werden nach Erreichen des 70. Lebensjahrs diagnostiziert. Weitere Risikofaktoren sind: Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht und eine ballaststoffarme Ernährung mit einem hohen Konsum verarbeiteter Fleischprodukte. Auch genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen5.
Harnblasenkrebs
Bei Harnblasenkrebs sind die Unterschiede zwischen den Erkrankungsraten bei Männern und Frauen ebenfalls besonders auffällig: 2020 erhielten 12.500 Männer die Diagnose Harnblasenkrebs, gegenüber 4.600 Frauen. Dies entspricht einer Erkrankungsrate von 17,6 beziehungsweise 5,2 pro 100.000 Einwohner:innen.
Der größte Risikofaktor für einen Tumor in der Harnblase ist Rauchen (auch passives Rauchen). Außerdem scheinen chronisch-entzündliche Schädigungen der Blasenschleimhaut das Krebsrisiko zu erhöhen6.
Hautkrebs (Malignes Melanom der Haut)
Mit einer standardisierten Erkrankungsrate von 19,9 je 100.000 Personen8 ist Hautkrebs die fünf-häufigste Krebsart bei Männern. Sie erkranken im Durchschnitt mit 69 Jahren.
Die häufigste Art des malignen Melanoms ist das sogenannte oberflächlich spreitende Melanom. Diese Art breitet sich meist eher flach auf der Haut aus und hat in der Regel eine relativ gute Prognose, das heißt, die Heilungschancen sind v.a. im frühen Stadium vergleichsweise gut. Andere Formen sind das noduläre Melanom und das amelanotische Melanom. Die Prognosen dieser beiden Arten sind als ungünstiger einzuschätzen.8 Bei Männern treten Melanome überwiegend am Rumpf auf (42 Prozent), gefolgt von den oberen Extremitäten (22 Prozent).8
Als wichtigster Risikofaktor für Hautkrebs gilt UV-Strahlung, insbesondere häufige intensive Sonneneinstrahlung. Darüber hinaus gelten angeborene Pigmentale, also Leberflecken, als wesentlicher Risikofaktor.
Aktuelle News zum Thema Krebs
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Krebstherapie: Es braucht mehr Mutausbrüche
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Krebs-Immuntherapie: Das konnte niemand ahnen
2011 erhielt eine erste Immuntherapie gegen Krebs die Zulassung, weitere Wirkstoffe folgten mit den Jahren. Die Erwartungen waren schon damals groß – doch niemand konnte die Studiendaten von Heute vorhersehen. Sie zeigen, wie sehr Patient:innen über viele Jahre von der Immunonkologie profitieren. Sie haben Leben geschenkt, wo vorher kaum mehr Hoffnung bestand.
„Typische“ Krebsart bei Männern: Hodenkrebs (Hodenkarzinom)
2020 stand Hodenkrebs auf Platz 15 der häufigsten Krebsarten bei Männern in Deutschland.13 Etwas mehr als 4.000 Männer erkrankten an Hodenkrebs. Die Heilungschancen sind sehr gut: Rund 92 Prozent der Betroffenen überleben die ersten zehn Jahre nach der Diagnose.12
Bei Hodenkrebs gibt es einen wesentlichen Unterschied zu den anderen häufigen Männer Krebsarten: Die Erkrankung tritt vorrangig in jüngeren Jahren auf – genauer gesagt zwischen dem 25. und 45. Lebensjahr. In dieser Altersklasse ist ein Hodentumor sogar der am häufigsten diagnostizierte bösartige Tumor bei Männern. Mit zunehmendem Alter nimmt das Risiko für Hodenkrebs allmählich ab, während es für Prostatakrebs zunimmt.7
Risikofaktoren für Hodenkrebs sind: Hodenhochstand (Kryptorchismus), ein sehr geringes oder sehr hohes Geburtsgewicht (weniger als 2.500 beziehungsweise mehr als 4.500 Gramm) sowie vermutlich Hochwuchs, wobei die Zusammenhänge hier noch nicht vollständig erforscht sind. Darüber hinaus scheint es eine familiäre Disposition für Hodenkrebs zu geben.
Häufigste Krebsarten beim Mann: neue Forschungen und Entwicklungen
Ob Prostatakrebs, Harnblasenkrebs oder Hodentumor: Die Strahlentherapie zählt bei der Behandlung von Krebs bereits seit vielen Jahren zum Standard. Da die Strahlung häufig auch gesundes Gewebe in Mitleidenschaft zieht, haben Forscher:innen beispielsweise mit der Radioligandentherapie eine vielversprechende Alternative entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine Form der Präzisionsonkologie, bei der die Bestrahlung nicht von außen, sondern von innen erfolgt. Bestimmte Biomoleküle, sogenannte Liganden, werden in Kombination mit einem Radionuklid injiziert und docken an den Tumor – und zwar nur an den Tumor – an, woraufhin das Radionuklid zerfällt und radioaktive Strahlung freisetzt. Bei fortgeschrittenem Prostatakrebs kommt die Radioligandentherapie heute bereits zum Einsatz, für viele andere Krebsformen müssen hingegen erst noch passende Liganden entwickelt werden9.
Darüber hinaus stehen Mediziner:innen im Kampf gegen Krebs immer mehr und immer bessere Medikamente zur Verfügung. Insgesamt wurden zwischen 1995 und 2018 118 neue Arzneimittel gegen Krebs in Europa zugelassen – und die Forschung geht weiter10.
Weitere Hintergrundinfos zum Thema Krebs
Warum heißt Krebs Krebs?
Viele Bezeichnungen für Krankheiten sind allgemein eher unbekannt – dies gilt jedoch nicht für den Begriff Krebs. Im Gegenteil: Kaum ein medizinischer Begriff ist mit so viel Angst und Schrecken verbunden. Immerhin erkranken etwa 500.000 Menschen jährlich an Krebs – allein in Deutschland1. Doch warum heißt die Krankheit Krebs Krebs, wie hat sich der Begriff über die Jahrhunderte entwickelt und was genau wird unter der Bezeichnung heute verstanden?
Krebs Mythen – wahr oder falsch?
Trotz großer wissenschaftlicher Fortschritte und zunehmender medizinischer Aufklärung gibt es einige Krebs-Mythen, die sich hartnäckig halten. Doch wie viel Wahrheitsgehalt haben Aussagen wie „Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen Zucker und Krebs“ oder „Bügel-BHs verursachen Krebs“ tatsächlich? Eines ist ganz klar: Es ist wichtig, stets zwischen wissenschaftlich fundierten Informationen und Mythen zu unterscheiden.
Die Rolle der Genetik bei Krebs
Krebs entsteht durch Mutationen im Erbgut, die zur unkontrollierten Vermehrung kranker Zellen und zur allmählichen Verdrängung gesunder Zellen führen. Diese Mutationen können spontan auftreten, etwa durch Schadstoffe in der Umwelt oder durch den natürlichen Alterungsprozess – etwa fünf bis zehn Prozent aller Krebspatient:innen weisen jedoch angeborene Mutationen im Erbgut auf.1
Quellen:
Krebsstatistiken: So häufig ist Krebs in Deutschland
https://www.krebsinformationsdienst.de/forschung/krebszahlenProstatakrebs (Prostatakarzinom)
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Prostatakrebs/prostatakrebs_node.htmlProstatakrebs (Prostatakarzinom)
https://www.krebsinformationsdienst.de/prostatakrebsLungenkrebs (Bronchialkarzinom)
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Lungenkrebs/lungenkrebs_node.htmlDarmkrebs
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Darmkrebs/darmkrebs_node.htmlHarnblasenkrebs
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Harnblasenkrebs/harnblasenkrebs_node.htmlHodenkrebs (Hodenkarzinom)
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Hodenkrebs/hodenkrebs_node.htmlMalignes Melanom der Haut
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Melanom/melanom_node.htmlStrahlentherapie bei Krebs: Präzise und zielgerichtet
https://pharma-fakten.de/news/strahlentherapie-bei-krebs-praezise-und-zielgerichtet/Krebs: Fortschritt durch neue Medikamente
https://pharma-fakten.de/grafiken/926-krebs-fortschritt-durch-neue-medikamente/WHO; International Agency for Research on Cancer (World)
https://gco.iarc.who.int/media/globocan/factsheets/populations/900-world-fact-sheet.pdf- https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/krebs_in_deutschland_2023.pdf?__blob=publicationFile
- https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/krebsarten_node.html