Von der Genmutation zur Metastasenbildung - so entsteht Krebs. ©iStock.com/peterschreiber.media
Von der Genmutation zur Metastasenbildung - so entsteht Krebs. ©iStock.com/peterschreiber.media

Wie entsteht Krebs?

Allein in Deutschland sehen sich jedes Jahr rund eine halbe Million Menschen mit einer Krebsdiagnose konfrontiert – Tendenz steigend. Doch wie entsteht Krebs eigentlich, was sind die größten Risikofaktoren und wie ist der aktuelle Forschungsstand?
Inhalt

Zellwachstum: Wie werden aus gesunden Zellen veränderte Krebszellen?

Grundsätzlich ist der Körper gut in der Lage, das Zellwachstum zu steuern – beispielsweise im Fall einer Hautverletzung. Die Vermehrung der Körperzellen steigt dann im betroffenen Bereich sprunghaft an und wird wieder gestoppt, sobald die Verletzung abgeheilt ist.

Veränderte Krebszellen entstehen durch einen mehrstufigen Prozess, der mit Mutationen im Erbgut (Genen) beginnt. Zellen, die schwerwiegende Veränderungen (Mutationen) aufweisen, können sich ungebremst vermehren, das heißt: Sie wachsen unkontrolliert, zerstören umliegendes Gewebe und beeinträchtigen schlimmstenfalls die Funktion wichtiger Organe. Aus der gesunden Zelle ist eine Krebszelle geworden.1

Der Prozess der Krebsentstehung: Zellmutationen als Auslöser von Krebs

Der menschliche Körper besteht aus etwa einer Milliarde Zellen2. Doch Zelle ist nicht gleich Zelle. Stattdessen weist jede Körperzelle eine ganz eigene Spezialisierung auf, zum Beispiel als Haut, Gewebe- oder Gehirnzelle. Informationen zur Spezialisierung der Zelle sind im Erbgut gespeichert, welches sich im Zellkern befindet. Das Erbgut enthält außerdem Informationen darüber, wie häufig die Zelle sich teilen – also erneuern – soll. Die Lebensdauer variiert dabei von Zelltyp zu Zelltyp, wobei keine normale Zelle mehr als 40 Teilungszyklen durchlebt1. Ist die vorgesehene Anzahl an Teilungen erreicht, stirbt die Zelle. Dieser programmierte Zelltod soll verhindern, dass sich fehlerhafte Zellen weiter vermehren. Denn: Mit jeder Teilung steigt das Risiko für Mutationen.

Ist die Zelle bereits mutiert, kann es passieren, dass Informationen zum programmierten Zelltod ignoriert werden. Die Zelle stirbt dann nicht ab, sondern teilt sich immer weiter und bildet einen Tumor aus. Mutierte Zellen können sich im weiteren Verlauf der Erkrankung in andere Körperregionen ausbreiten und hier Metastasen bilden.2

4. Bildung von Metastasen

Weitere Mutationen ermöglichen es den Krebszellen, in umliegendes Gewebe einzudringen und sich über Blut- und Lymphbahnen zu verteilen. So können Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Organen entstehen.

3. Tumorbildung

Die unkontrolliert wachsenden Zellen bilden einen Tumor und verdrängen gesundes Gewebe.

2. Unkontrollierte Zellteilung

Durch das Ungleichgewicht zwischen wachstumsfördernden und -hemmenden Genen teilen sich die mutierten Zellen unkontrolliert, anstatt ihren normalen Lebenszyklus zu durchlaufen.

1. Genmutationen

In Genen, die das Zellwachstum regulieren, treten Schäden auf, die nicht repariert werden können.

Quellen: 3,4,5

Zwischen der Entstehung der ersten Krebszelle und einer nachweisbaren Krebserkrankung können Jahre oder sogar Jahrzehnte vergehen. Manche Krebsarten entwickeln sich schnell und aggressiv, andere wachsen lange Zeit im Verborgenen.

Externe und interne Auslöser für Krebs im Überblick

Die Liste der möglichen Auslöser für die Krebs-Entstehung ist lang und bis heute haben Wissenschaftler:innen nicht vollständig geklärt, welche Mechanismen letztlich zum Ausbruch der Erkrankung führen. Fakt ist: Bestimmte Substanzen und Umweltgifte können das Risiko für Krebs ebenso erhöhen wie ein ungesunder Lebensstil, hormonelle Veränderungen oder chronische Infektionen. Das Krebsrisiko wird beispielsweise beeinflusst durch:

  • Tabakrauch
  • Alkoholkonsum
  • krebserregende Stoffe (Karzinogene) in der Umwelt (z. B.: Asbest, Holzstaub, Pestizide)
  • UV-Strahlung
  • andere Formen der Strahlenbelastung (z. B.: Röntgen)
  • starkes Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Hepatitis-B, Hepatitis-C

Nicht zuletzt spielt auch die genetische Veranlagung eine Rolle. So fanden Forscher:innen heraus, dass Frauen mit Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 häufiger unter Brustkrebs leiden. Das Alter nimmt ebenfalls Einfluss auf das individuelle Krebsrisiko: Fast alle Formen von Krebs treten bei älteren Menschen häufiger auf.

Alle genannten Faktoren sind allein nicht krebserzeugend, erhöhen jedoch das Krebsrisiko – und dies gilt umso mehr, wenn mehrere Faktoren zusammenkommen. Im Umkehrschluss gilt: Wer externe und interne Auslöser so gut wie möglich vermeidet und einen gesunden Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und viel Bewegung pflegt, kann sein individuelles Krebsrisiko reduzieren.14

Aktuelle News zum Thema Krebs

Im Pharma Fakten-Interview erklärt Professor Dr. Christof von Kalle vom Berlin Institute of Health, warum sich Krebswissenschaftler:innen für die Gesundheitswirtschaft stark machen.

Krebsbekämpfung von morgen: Ein Ökosystem für Innovationen schaffen

Die Vision Zero-Initiative hat einen Masterplan vorgelegt, mit dem sie die industrielle Gesundheitswirtschaft (iGW) in Deutschland stärken will; also Unternehmen aus den Branchen Medizintechnik, E-Health, Pharma und Biotechnologie. Ein Gespräch mit Professor Dr. Christof von Kalle vom Berlin Institute of Health (BIH) an der Charité darüber, warum sich führende Krebswissenschaftler:innen für eine Industrie stark machen.

Weiterlesen »
Die Initiative „Vision Zero in der Onkologie“ hat den Masterplan „Die industrielle Gesundheitswirtschaft (iGW) als Schlüsselindustrie in Deutschland“ veröffentlicht. Foto: ©iStock.com/Martin Barraud

Für Innovation, Wohlstand und Gesundheit: Ein Masterplan

Die Initiative „Vision Zero in der Onkologie“ hat auf ihrem Neujahrsempfang den Masterplan „Die industrielle Gesundheitswirtschaft (iGW) als Schlüsselindustrie in Deutschland“ veröffentlicht. Er enthält sechs Punkte, um den Innovationsstandort nachhaltig zu stärken. Die Chancen dafür stünden gut. Denn schon heute steuert die Branche Milliardensummen zum Wohlstand des Landes bei.

Weiterlesen »
In der Krebstherapie wird die Rolle der Patient:innen für eine Optimierung von Versorgung und Forschung immer wichtiger. Foto: ©iStock.com/KatarzynaBialasiewicz

Krebs: Patient:in zu werden ist nicht schwer…

In der Krebstherapie wird die Rolle der Patient:innen für eine Optimierung von Versorgung und Forschung immer wichtiger. Auf der Vision Zero-Herbsttagung im vergangenen November kamen Menschen mit Krebs deshalb auch prominent zu Wort. Ein wichtiges Thema dabei: Die partizipative Entscheidungsfindung zwischen Behandelnden und Erkrankten.

Weiterlesen »

Krebsarten und ihre spezifischen Ursachen

Krebs kann in unterschiedlichen Körperregionen entstehen. Nachfolgend ein Überblick über häufige Krebsarten und wodurch sie verursacht werden.

Brustkrebs (Mammakarzinom)

Brustkrebs ist die häufigste Form der Krebserkrankung bei Frauen. Jede 8. Frau erhält im Laufe ihres Lebens die Diagnose Brustkrebs, was in etwa 13 Prozent entspricht. Risikofaktoren sind unter anderem: eine erbliche Veranlagung (Brustkrebsfälle in der Familie), ein ungesunder Lebensstil (Nikotin, Alkohol, Übergewicht) und hormonelle Faktoren.8

Prostatakrebs (Prostatakarzinom)

Prostatakrebs betrifft vorrangig Männer ab 50. Neben dem Alter spielen jedoch auch hier ähnliche Faktoren eine Rolle wie bei der Entstehung von Brustkrebs und anderen Krebsarten, zum Beispiel: familiäre Veranlagung, Umwelteinflüsse und ganz allgemein die Lebens- und eventuell auch Arbeitsbedingungen.9

Lungenkrebs

Der größte Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs ist Nikotinkonsum. Statistiken des Robert-Koch-Instituts haben ergeben, dass bei Männern neun von zehn Lungenkrebserkrankungen auf das Rauchen zurückgehen, bei Frauen mindestens sechs von zehn. Auch Passivrauchen stellt ein Risiko dar, zumal die Konzentration von krebserregenden Substanzen im sogenannten Nebenstromrauch höher ist als im Hauptstromrauch, der von den Raucher:innen direkt eingeatmet wird.10

Hautkrebs

Wenn von Hautkrebs die Rede ist, ist für gewöhnlich schwarzer Hautkrebs gemeint, in der Fachsprache malignes Melanom genannt. Die wichtigsten Risikofaktoren sind hier: eine hohe UV-Belastung (Sonnenstrahlung, Besuche im Solarium), ein heller Hauttyp und eine hohe Anzahl an Pigmentflecken. Bei Hautkrebsfällen in der näheren Verwandtschaft ist das Risiko ebenfalls erhöht.11

Aktueller Forschungsstand

Obwohl die Krebsraten insgesamt steigen, nehmen die Sterberaten ab. Neben besserer Früherkennung, besseren Operationsmethoden und besserer Nachsorge ist dies vor allem auch der Tatsache geschuldet, dass immer mehr hochwirksame Arzneimittel zur Krebsbehandlung (sogenannte Onkologika) entwickelt werden. Viele der neuen Medikamente haben mit der klassischen Chemotherapie nicht mehr viel gemein, beispielsweise die Immuntherapeutika, die laut Ansicht vieler Expert:innen das Potenzial haben, das Leben von Krebspatient:innen selbst bei fortgeschrittener Erkrankung zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern.

Immer mehr Menschen profitieren auch von personalisierter Medizin: Innovative Therapiekonzepte zielen darauf ab, die Krebserkrankung der einzelnen Patient:innen möglichst individuell zu behandeln. Die Voraussetzung ist eine präzise Diagnostik. Die Betroffenen erhalten hierfür eine Testung auf sogenannte Biomarker, die wichtige Hinweise auf spezifische Tumor-Eigenschaften liefern können. Dies ermöglicht ggf. den Einsatz von Therapien, die genau auf diese Eigenschaften zugeschnitten sind.12,13,14

Weitere Hintergrundinfos zum Thema Krebs

Im fünften und vierten Jahrhundert v. Chr. benutzte der griechische Arzt Hippokrates das altgriechische Wort „karkinos“, welches Krabbe/Krebs bedeutet. ©iStock.com / links: peterschreiber.media; rechts: pkripper503

Warum heißt Krebs Krebs?

Viele Bezeichnungen für Krankheiten sind allgemein eher unbekannt – dies gilt jedoch nicht für den Begriff Krebs. Im Gegenteil: Kaum ein medizinischer Begriff ist mit so viel Angst und Schrecken verbunden. Immerhin erkranken etwa 500.000 Menschen jährlich an Krebs – allein in Deutschland1. Doch warum heißt die Krankheit Krebs Krebs, wie hat sich der Begriff über die Jahrhunderte entwickelt und was genau wird unter der Bezeichnung heute verstanden?

Weiterlesen »
Früherkennung erhöht die Heilungschancen bei Krebs. ©iStock.com/peakSTOCK

Krebs Scan

Eine frühe Diagnose erhöht die Heilungschancen im Falle einer Krebserkrankung deutlich. Auch die Behandlung ist oftmals schonender, wenn der Tumor noch klein ist und noch keine Metastasen gebildet hat. Krebs Scans, also Untersuchungen zur Früherkennung, nehmen daher in der modernen Medizin einen hohen Stellenwert ein.

Weiterlesen »
Von der Genmutation zur Metastasenbildung - so entsteht Krebs. ©iStock.com/peterschreiber.media

Wie entsteht Krebs?

Allein in Deutschland sehen sich jedes Jahr rund eine halbe Million Menschen mit einer Krebsdiagnose konfrontiert – Tendenz steigend. Doch wie entsteht Krebs eigentlich, was sind die größten Risikofaktoren und wie ist der aktuelle Forschungsstand?

Weiterlesen »

Quellen:

  1. Wie entstehen krankhafte veränderte Krebszellen?
    https://www.wissen-gesundheit.de/Krankheiten-Beschwerdebilder/Krebs/Krebs-allgemein/Wie-entstehen-aus-normalen-gesunden-Zellen-krankhafte-veraenderte-Krebszellen-
  2. Wie Krebszellen wachsen und sich ausbreiten
    https://www.gesundheitsinformation.de/wie-krebszellen-wachsen-und-sich-ausbreiten.html
  3. Wie Krebs entsteht
    https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/wie-krebs-entsteht.html
  4. Krebs: Entstehung, Ursachen und Arten
    https://www.openscience.or.at/de/wissen/medizin-mensch-ernaehrung/2023-12-22-krebs-entstehung-ursachen-und-arten/
  5. Was ist Krebs und wie entsteht er?
    https://www.helios-gesundheit.de/magazin/news/03/was-ist-krebs/
  6. Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es für Krebs?
    https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/koerper/krebs/krebs-ursachen-1058260#Welchen_Einfluss_hat_der_Lebensstil_auf_das_Krebsrisiko-1058260
  7. Wie entsteht Krebs?
    https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/krebsentstehung.php
  8. Brustkrebs (Mammakarzinom)
    https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/index.php
  9. Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
    https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/index.php
  10. Lungenkrebs (Bronchialkarzinom)
    https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/lungenkrebs/index.php
  11. Weißer und schwarzer Hautkrebs
    https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/hautkrebs.php
  12. Krebs: Arzneimittelinnovationen, die sich lohnen
    https://pharma-fakten.de/news/krebs-arzneimittelinnovationen-die-sich-lohnen/
  13. Krebs bleibt Schwerpunkt der Pharma-Forschung
    https://pharma-fakten.de/grafiken/777-krebs-bleibt-schwerpunkt-der-pharma-forschung/
  14. Immuntherapie bei Krebs
    https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/koerper/krebs/immuntherapie-krebs-1058248

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten:

© Pharma Fakten e.V.
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir Ihnen die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in Ihrem Browser gespeichert und dienen dazu, Sie wiederzuerkennen, wenn Sie auf unsere Website zurückkehren, und unserem Team zu helfen, zu verstehen, welche Bereiche der Website Sie am interessantesten und nützlichsten finden.