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Hohe Zahlen bei Darmkrebs – in Deutschland und weltweit
Im Jahr 2022 erhielten laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten1 etwa 55.000 Personen in Deutschland die Diagnose Darmkrebs, darunter 25.000 Frauen und knapp 30.000 Männer. Damit betrifft in etwa jede achte Krebserkrankung in Deutschland den Dickdarm (Kolon) bzw. Mastdarm (Rektum).
Auch global gesehen sind die Zahlen hoch: Die WHO2 gibt an, dass 2022 weltweit 1,14 Millionen Menschen an Darmkrebs erkrankt sind.
Was ist über die Entstehung von Darmtumoren bekannt?
Darmkrebs ist inzwischen gut erforscht. So ist heute bekannt, dass sich etwa 90 Prozent der Tumore im Darm aus Darmpolypen entwickeln. Diese Adenome sind zunächst gutartig, können sich jedoch im Laufe der Zeit zu einem Karzinom entwickeln – ein Vorgang, der als Adenom-Karzinom-Sequenz bezeichnet wird.3
Ursache für die Entstehung bösartiger Darmtumore sind Mutationen in den Schleimhautzellen der Darmwand. Die Zellen verlieren ihre natürliche Wachstumskontrolle, breiten sich immer weiter aus und verdrängen gesunde Zellen. Gelangen sie in die Blut- oder Lymphbahn, können sie in anderen Körperbereichen Metastasen11 ausbilden, im Falle von Darmkrebs am häufigsten in Leber und Lunge.3
Ursachen und Risikofaktoren für Darmkrebs
Schädliche Genveränderungen in einer Zelle im Darm müssen sich zunächst anhäufen, damit Darmkrebs entstehen kann. Bis aus einem gutartigen Polypen Krebs wird, können Jahre oder sogar Jahrzehnte vergehen. Das Risiko für Darmkrebs im Alter ist daher entsprechend höher.3
Manchmal tritt Darmkrebs familiär gehäuft auf – es scheint also auch ein genetisches Risiko zu geben. So fanden Forscher:innen heraus, dass Personen, deren Eltern, Geschwister oder Kinder an einem Darmtumor erkrankt sind, selbst ein zwei- bis dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. Dieser Umstand muss jedoch nicht zwangsläufig an den Genen liegen, sondern kann auch durch einen gemeinsamen ungesunden Lebens- und Ernährungsstil bedingt sein. Beispielsweise erhöhen die folgenden Faktoren das Risiko für Darmkarzinome:
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- ballaststoffarme Ernährung
- der häufige Verzehr von rotem Fleisch und verarbeiteten Fleischprodukten
- Rauchen
- Alkohol
Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen gehen mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko einher, vor allem die Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Wie stark das Risiko erhöht ist, hängt dabei vom Ausmaß der Entzündung sowie von der Dauer der Erkrankung ab. 4
Welche Symptome können auf Darmkrebs hindeuten?
Da Darmkarzinome für gewöhnlich langsam und über Jahre hinweg anwachsen, spüren Betroffene davon zunächst meist nichts. Es gibt jedoch Warnzeichen, die – wenn sie häufiger auftreten oder länger anhalten – ärztlich abgeklärt werden sollten, zum Beispiel:
- veränderte Stuhlgewohnheiten (etwa ein häufiger Wechsel von Verstopfung zu Durchfall)
- ungewohnt häufiger Stuhlgang
- bei Blähungen gleichzeitiger Abgang von Stuhl oder Schleim
- rot oder schwarz verfärbter Stuhl
- krampfartige Bauchschmerzen
Häufig ist bei Darmkrebs die Gewichtszunahme erschwert. Betroffene leiden eher unter einem unerwünschten Gewichtsverlust, fühlen sich abgeschlagen und sind auffallend blass. Diese und ähnliche Beschwerden müssen nicht zwangsläufig auf Darmkrebs hinweisen. Sie können auch bei einer Vielzahl von anderen, gutartigen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts auftreten. Eine umfangreiche Diagnostik ist daher umso wichtiger.5
Aktuelle News zum Thema Krebs
Krebs: Eine Revolution anzetteln
Das forschende Pharmaunternehmen AstraZeneca will „die Krebstherapie revolutionieren“. Die Chancen dafür, so Dr. Niko Andre, stehen sehr gut, weil sich die Krebsforschung in einem regelrechten Innovationsschub befindet. Der Leiter der Onkologie des Unternehmens, selbst Krebsmediziner, spricht im Pharma Fakten-Interview über Erreichtes und darüber, was wir in den kommenden Jahren in der Bekämpfung der Todesursache Nummer 2 erreichen können.
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Krebs-Immuntherapie: Das konnte niemand ahnen
2011 erhielt eine erste Immuntherapie gegen Krebs die Zulassung, weitere Wirkstoffe folgten mit den Jahren. Die Erwartungen waren schon damals groß – doch niemand konnte die Studiendaten von Heute vorhersehen. Sie zeigen, wie sehr Patient:innen über viele Jahre von der Immunonkologie profitieren. Sie haben Leben geschenkt, wo vorher kaum mehr Hoffnung bestand.
Wie wird Krebs im Darm diagnostiziert?
Beschwerden im Darmtrakt können verschiedenste Ursachen haben – ungesunde Ernährungsgewohnheiten ebenso wie Infektionen oder ganz einfach Stress. Die ausführliche Anamnese nimmt daher bei der Diagnostik einen hohen Stellenwert ein. Gleiches gilt für die körperliche Untersuchung, bei der der:die Ärzt:in den Bauchraum abtastet. In der Regel wird auch eine Blutuntersuchung durchgeführt, um zu prüfen, ob die Entzündungswerte erhöht sind. Ein immunologischer Stuhltest (iFOBT) gibt indes Aufschluss darüber, ob nicht sichtbares Blut im Stuhl vorhanden ist.
Bei länger anhaltenden Verdauungs- und Darmbeschwerden, für die bislang keine Ursache gefunden werden konnte, raten Ärzt:innen in der Regel zu einer Darmspiegelung (Koloskopie), mit der sich Darmkrebs und andere Darmerkrankungen zuverlässig diagnostizieren lassen. Außerdem ist es möglich, Polypen, die sich zu Darmkrebs entwickeln könnten, zu entfernen und Gewebeproben von der Darmschleimhaut zu entnehmen, um diese labortechnisch untersuchen zu lassen.7
Ist Darmkrebs heilbar? Wissenswertes zum Thema Behandlung
Die Therapie bei Darmkrebs wird individuell auf den:die Patient:in zugeschnitten, wobei das Krebsstadium eine wichtige Rolle spielt. In den frühen Darmkrebs Stadien I bis III hat der Darmtumor noch nicht oder nicht weit gestreut und die Prognose ist entsprechend besser. Darmkrebs im Stadium IV hat bereits andere Organe befallen.6
Die folgenden Therapieformen können unter anderem bei Darmkrebs infrage kommen:
- Darmkrebs OP: Entfernung des Tumors und der angrenzenden Lymphknoten sowie etwaiger Metastasen
- Adjuvante (unterstützende) Strahlen- und/oder Chemotherapie, um nach der Operation im Körper verbliebene Tumorzellen abzutöten
Eine Strahlen- oder Chemotherapie kann auch im Vorfeld der Operation (neoadjuvant oder präoperativ) angewandt werden, um den Tumor zu verkleinern und die umliegenden Bereiche des Tumors zu sterilisieren.
Bei einem Rektumkarzinom (im Enddarm) erhalten 15 Prozent der Betroffenen im Anschluss an die Operation einen künstlichen Darmausgang. Solch ein Stoma (Anus praeter) ist insbesondere dann notwendig, wenn der Tumor nah am Schließmuskel liegt und dieser vollständig mitentfernt werden muss.8
Auch Immuntherapien mit Checkpoint-Inhibitoren kommen zur Behandlung bei Darmkrebs zum Einsatz. Die Immuntherapie regt das körpereigene Immunsystem so an, dass es den Tumor aus eigener Kraft besiegen kann. Insbesondere bei Darmkrebspatienten mit Mikrosatelliteninstabilität, also mit einer Schwäche der Zellen Schäden in der Erbsubstanz zu reparieren, verzeichnen sie beachtliche Erfolge.13
Die Behandlung von Darmkrebs wird außerdem zunehmend personalisiert, um die Therapiechancen individuell zu verbessern. Laut IQVIA-Daten erhalten 75 Prozent der Patient:innen eine Biomarker-Testung, bei der auf Veränderungen im KRAS-Gen untersucht wird. Diese genetische Analyse ermöglicht es Ärzt:innen gezielt abzuschätzen, ob bestimmte Medikamente wirksam sein könnten. Bei Vorliegen einer KRAS-Mutation können Therapien, die in solchen Fällen unwirksam sind, vermieden werden. Stattdessen können direkt alternative Optionen erwogen werden, die auf die individuellen genetischen Voraussetzungen abgestimmt sind.
Darmkrebs: neueste Studien und Forschungsergebnisse
Die Diagnose Darmkrebs ist für Betroffene sehr niederschmetternd – neuartige Therapien und innovative Medikamente geben Patient:innen jedoch Anlass zur Hoffnung. Dazu gehört zum Beispiel eine Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren, genauer gesagt einem sogenannten PD-1-Inhibitor. Er kann “versteckte” Krebszellen aufdecken, sodass das Immunsystem sie bekämpfen kann. In Zukunft könnten Medikamente dieser Art womöglich sogar Operationen und Chemotherapien ersetzen.9
Auch mRNA-Impfstoffe stehen zunehmend im Fokus der Wissenschaftler:innen. Diese Ansätze zielen darauf ab, das Immunsystem gezielt zu aktivieren, um entartete Zellen effizient zu bekämpfen. Anders als klassische mRNA-Impfstoffe, die präventiv wirken, sind diese Therapien speziell für den Einsatz in der Krebsbehandlung konzipiert. Erste Ergebnisse zeigen, dass sie gut verträglich sind und nur wenige Nebenwirkungen aufweisen – ein vielversprechender Ansatz für die Zukunft der Krebstherapie.10, 12
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Quellen:
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Darmkrebs/darmkrebs_node.html
https://gco.iarc.who.int/media/globocan/factsheets/cancers/8-colon-fact-sheet.pdf
https://www.darmkrebs.de/ueberblick/was-ist-darmkrebs/wie-entsteht-darmkrebs
https://www.krebsinformationsdienst.de/darmkrebs/risikofaktoren
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/darmkrebs/symptome.html
https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/darmkrebs-fruehes-stadium
https://www.krebsinformationsdienst.de/darmkrebs/diagnostik
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/darmkrebs/therapie.html
https://www.fr.de/panorama/forschung-gesundheit-antikoerper-medikament-darmkrebs-therapie-immuntherapie-krebs-zr-93114202.html
https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/detail/darmkrebs-mit-impfung-behandeln
- 1.600 Arzneimittel und Impfstoffe gegen Krebs in klinischer Entwicklung
- https://www.lmu-klinikum.de/aktuelles/pressemitteilungen/innovationen-bei-der-behandlung-von-darmkrebs/c0bb034b5a4b8b4