Wundermittel gegen Krebs gibt es nicht. Besser ist es, bei der Krebsbehandlung auf etablierte, wissenschaftlich erprobte, zugelassene Therapien zu setzen. ©iStock.com/gorodenkoff
Wundermittel gegen Krebs gibt es nicht. Besser ist es, bei der Krebsbehandlung auf etablierte, wissenschaftlich erprobte, zugelassene Therapien zu setzen. ©iStock.com/gorodenkoff

Wundermittel gegen Krebs – Gibt es das?

In den Medien tauchen immer wieder Nachrichten zu vermeintlichen Wundermitteln gegen Krebs auf – von Brokkoli bis Cannabis. Doch leider gilt: Wundermittel gegen Krebs gibt es ebenso wenig wie universell wirksame Krebs-Heilmittel, die bei allen Patient:innen gleichermaßen gut anschlagen. Warum bei Substanzen und Therapieformen, die eine schnelle und einfache Heilung versprechen, immer Vorsicht geboten ist und welche Gründe dafürsprechen, bei der Krebsbehandlung auf etablierte, wissenschaftlich erprobte, zugelassene Therapien zu setzen, erfahren Sie nachfolgend.

Inhalt

Bewährte Krebs-Medikamente: Was zeichnet sie aus?

Neues Mittel gegen Krebs gefunden: Nachrichten wie diese lösen bei Betroffenen verständlicherweise die Hoffnung auf eine baldige und vollständige Genesung aus. Allerdings befinden sich die beworbenen Substanzen oft noch in einem sehr frühen Forschungsstadium – das heißt, ihre Wirksamkeit wurde ebenso wenig abschließend erforscht oder gar nachgewiesen wie ihre Sicherheit oder etwaige Wechsel- und Nebenwirkungen. Oftmals liegen Wissenschaftler:innen nur ganz vage Hinweise auf einen möglichen medizinischen Nutzen vor, der im Rahmen der Krebsforschung noch genauer unter die Lupe genommen werden muss.1

Der Abschluss aller klinischen Studienphasen, in denen die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit einer Substanz oder Therapieform belegt werden konnte, ist Voraussetzung für eine Zulassung als Krebsmedikament. Auch in diesem Fall ist jedoch nicht davon auszugehen, dass das Mittel bei allen Krebsformen und allen Patient:innen die gewünschte Wirkung zeigt.1

Beispiele für vermeintliche Wundermittel gegen Krebs

1. Cannabis

Unter bestimmten Voraussetzungen ist Cannabis zur Behandlung von Krebspatient:innen zugelassen – allerdings nur zur Linderung von Schmerzen oder anderer Symptome. Eindeutige Hinweise darauf, dass Cannabis zur Heilung von Krebs beiträgt, gibt es nicht. Stattdessen ist die Forschungslage eher widersprüchlich, denn bei Zellkulturen und in Tierversuchen fanden Wissenschaftler:innen auch Hinweise darauf, dass bestimmte Inhaltsstoffe in Cannabis möglicherweise sogar krebsfördernd sind.1,3

2. Sulforaphan

Sulforaphan ist ein sekundärer Pflanzenstoff, der in größeren Mengen beispielsweise in Brokkoli zu finden ist. Erste Studien deuten darauf hin, dass das Senföl möglicherweise krebsvorbeugende Eigenschaften hat. Forschungsergebnisse zur Behandlung von Krebs liegen bislang nicht vor, weitere Studien laufen jedoch. Momentan wird es in Leitlinien und von Fachgesellschaften weder zur Prävention noch zur Behandlung empfohlen.1

3. Kieselalgen

Kieselalgen sollen laut Aussage ihrer Verfechter dazu in der Lage sein, Krebsmedikamente direkt in Tumorzellen zu transportieren, damit sie hier ihre Wirkung entfalten. Bislang gibt es nur wenig aussagekräftige Tests an Mäusen, allerdings keine Studien mit Menschen.2

4. Dichloracetat (DCA)

Dichloracetat, das Salz der Dichloressigsäure, wird – auch in Deutschland – in Kapsel- oder Pulverform von diversen Anbietern trotz nicht abgeschlossener Forschung angeboten. Die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) der WHO stuft die Substanz jedoch als möglicherweise krebserregend ein, weshalb auch hier Vorsicht geboten ist.1

5. Ingwer

Forscher:innen fanden zwar Hinweise darauf, dass bestimmte Substanzen in der Ingwerknolle möglicherweise in der Lage sind, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen – allerdings gibt es bislang nur Versuche im Reagenzglas. Es gilt: Ingwer essen oder trinken hilft nicht gegen eine schwere Krebserkrankung.2

6. Mistel

Auch zur krebshemmenden Wirkung von Extrakten aus der Mistelpflanze (Viscum album) gibt es keine allgemein anerkannten wissenschaftlichen Belege. Dennoch werden Mistelpräparate in Form von Injektionen angeboten, die von Patient:innen selbstständig unter die Haut gespritzt werden, was ohne ärztliche Überwachung mit nicht unerheblichen Risiken verbunden ist.5

Die genannten Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, dass Patient:innen keine ungeprüften Substanzen nehmen, die sich als vermeintliche Krebs-Heilmittel präsentieren. Wechsel- und Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen. Der Weg von einer potenziell krebshemmenden Substanz zu einem zugelassenen Medikament gegen Krebs ist zu Recht langwierig und ausgesprochen komplex. Nicht selten müssen zunächst vielversprechende Wirkstoffe wieder von der Liste der Hoffnungsträger gestrichen werden.1

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Operation

Die Entfernung eines Tumors sowie von angrenzendem Gewebe oder auch nur von verdächtigen Hautveränderungen ist in vielen Fällen der erste und manchmal auch der einzig erforderliche Schritt bei der Krebsbehandlung.

Strahlentherapie/Nuklearmedizin

Mehr als die Hälfte aller Krebspatient:innen erhält im Laufe der Therapie eine Strahlenbehandlung7. Diese soll die Krebszellen so stark schädigen, dass sie sich nicht weiter teilen, sondern absterben.

Antihormontherapie

Einige Tumorarten benötigen Hormone, um zu wachsen, darunter bestimmte Formen von Brustkrebs und Prostatakrebs. Werden dem Körper diese Hormone entzogen, wird auch das Tumorwachstum eingestellt.

Immuntherapie

Die Immuntherapie zielt darauf ab, das körpereigene Immunsystem so zu trainieren, dass es in der Lage ist, bösartige Krebszellen selbstständig zu bekämpfen.

Individualisierte Therapie

Die individualisierte Therapie, auch Präzisionsonkologie8,9 genannt, könnte bei der Behandlung von Krebs einen Durchbruch bringen. Den Betroffenen werden spezielle Arzneimittel verabreicht, die individuell auf die biologischen Merkmale des Tumors zugeschnitten sind. Sie greifen gezielt in die Wachstumsprozesse des Tumors ein und unterbinden diese.

Fazit: Die Behandlung von Krebs ist oftmals also auch ohne Chemotherapie möglich, sie sollte jedoch immer auf schulmedizinisch anerkannten, wissenschaftlich erprobten Therapieformen10 basieren. Als Wundermittel angepriesene Substanzen sollten hingegen mit großer Skepsis betrachtet und nicht ohne ärztlichen Rat eingenommen werden.

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Quellen:

  1. Vermeintliche Wundermittel bei Krebs: Was ist dran?
    https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/detail/vermeintliche-wundermittel-bei-krebs-was-ist-dran

  2. Mittel gegen Krebs? Wenn Ihnen ein Freund dazu rät, seien Sie skeptisch
    https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/krebs/therapie/forschung/vermeintliche-wundermittel-krebs-vorbeugen-wenn-ihnen-ein-freund-zu-diesen-methoden-raet-seien-sie-skeptisch_id_5441618.html

  3. Hilft Cannabis gegen Krebs?
    https://www.grossesblutbild.de/cannabis-gegen-krebs.html

  4. Krebs: alternative und komplementäre Medizin
    https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/detail/krebs-alternative-und-komplementaere-medizin

  5. Misteltherapie gegen Krebs
    https://www.krebsinformationsdienst.de/mistel

  6. Therapie von Krebs
    https://www.krebsinformationsdienst.de/krebstherapien

  7. Strahlentherapie bei Krebs: Präzise und zielgerichtet
    https://pharma-fakten.de/news/strahlentherapie-bei-krebs-praezise-und-zielgerichtet/

  8. Präzisionsonkologie: Große Chance für Krebs-Patient:innen und Gesundheitssysteme
    https://pharma-fakten.de/news/praezisionsonkologie-grosse-chance-fuer-krebs-patientinnen-und-gesundheitssysteme/

  9. Lungenkrebs: Zielgerichtete Therapien machen den Unterschied
    https://pharma-fakten.de/news/lungenkrebs-zielgerichtete-therapien-machen-den-unterschied/

  10. Krebsforschung: Arbeit an den Grenzen menschlichen Wissens
    https://pharma-fakten.de/news/krebsforschung-arbeit-an-den-grenzen-menschlichen-wissens/

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