Metastasen sind Tochtergeschwülste, die entstehen, wenn Krebszellen sich vom Ursprungstumor lösen, in andere Körperregionen gelangen und dort neue Tumore bilden. ©iStock.com/nd3000
Metastasen sind Tochtergeschwülste, die entstehen, wenn Krebszellen sich vom Ursprungstumor lösen, in andere Körperregionen gelangen und dort neue Tumore bilden. ©iStock.com/nd3000

Was sind Metastasen?

Krebs ist vor allem aufgrund der sich potenziell bildenden Metastasen so gefährlich: Fast 90 Prozent aller Krebstodesfälle gehen nicht auf den Ursprungstumor, sondern auf die Metastasen zurück.3 Doch was genau sind Metastasen eigentlich, auf welche Weise und in welchen Körperregionen bilden sie sich und welche Behandlungsoptionen stehen zur Verfügung?

Inhalt

Was sind Metastasen? Einfach erklärt!

Zellen haben normalerweise eine exakt festgelegte Funktion und damit einhergehend einen festen Platz – zum Beispiel in der Leber oder in der Haut. Bösartige Tumorzellen sind jedoch in der Lage, diese Grenzen zu überschreiten, in umliegendes Gewebe einzudringen oder sich aus dem Zellverband zu lösen und in andere Körperregionen auszuwandern. Geschieht dies, bilden sich Metastasen, also Tochtergeschwülste.2 Dabei gilt: Je bösartiger der Ursprungstumor ist, desto höher ist die Metastasen-Wachstumsgeschwindigkeit.4

Die Krebsart orientiert sich dabei immer am Ort des Ursprungstumors. Ein:e Patient:in mit einem Ursprungstumor in der Bauchspeicheldrüse und Tochtergeschwülsten in der Lunge hat demnach Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Lungenmetastasen. Die Frage „Können Metastasen gutartig sein?“ lässt sich dabei eindeutig verneinen, denn sie bestehen ebenso aus krankhaft veränderten Zellen wie der Primärtumor. Lokale Metastasen entstehen in der Nähe des Ursprungstumors, Fernmetastasen in weiter entfernten Geweben oder Organen.1

Die Zellen des Ursprungs- oder Primärtumors können sich auf verschiedenen Wegen im Körper ausbreiten1:

  • über das Blut (hämatogen)
  • über die Lymphbahnen (lymphogen)
  • über benachbarte Körperhöhlen, etwa im Bauchraum (kavitär)

Bilden Tumore immer Metastasen aus?

Manche Krebsformen bilden häufiger Metastasen aus, beispielsweise Lungen-, Brust- und Hodenkrebs.3 Tochtergeschwülste treten jedoch nicht bei allen, sondern nur bei einem Teil der Krebspatient:innen auf, und das manchmal erst nach Jahren.2  Warum einige Tumore metastasieren und andere nicht und zu welchem Zeitpunkt sie diese Fähigkeit erlangen, ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt. Forscher:innen vermuten jedoch, dass nur wenige Tumorzellen überhaupt in der Lage sind, sich vom Ursprungstumor zu lösen und Metastasen zu bilden. Möglicherweise ist diese Fähigkeit den Tumorstammzellen vorbehalten – also jenen Zellen, von denen das Krebswachstum ursprünglich ausgegangen ist.2

Wo bilden sich die meisten Metastasen?

Metastasen können im Zuge einer Krebserkrankung prinzipiell im gesamten Körper entstehen. Viele Tumorarten breiten sich jedoch vorrangig in ganz bestimmte Regionen aus. Hier einige Beispiele2:

  • Brustkrebs: Metastasen in den nahegelegenen Lymphknoten, im weiteren Verlauf in Knochen, Lunge und Leber
  • Darmkrebs: Fernmetastasen in Leber und Lunge
  • Krebs im Bauchraum: Befall des Bauchfells
  • Lungenkrebs: Gehirn, Knochen, Leber, Nebennieren

Aktuelle News zum Thema Krebs

In der Universitätsklinik Köln diskutierten Expert:innen über Chancen und Hemmnisse der CAR-T-Zelltherapie.

CAR-T-Zelltherapie: Woran es noch fehlt

Die CAR-T-Zelltherapie könnte die Behandlung zahlreicher Krebsarten in den kommenden Jahren entscheidend voranbringen – allerdings nur dann, wenn es gelingt, neben den Tumoren auch die Bürokratie in den Griff zu bekommen. Wie das konkret aussehen könnte, darüber haben sich Expert:innen bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Universitätsklinik Köln und des forschenden Pharma-Unternehmens BMS (Bristol Myers Squibb) ausgetauscht. Dabei gab es verblüffend einfache Lösungsvorschläge.

Weiterlesen »
Onkologe Prof. Dr. Michael Hallek setzte auf dem Vision Zero Berlin Summit ein hohes Ziel: Deutschland solle zum Weltmeister in der Krebsmedizin und -forschung werden. Foto: Peter Müller BILD

So wird Deutschland zum „Weltmeister der Krebsforschung“

Deutschland kann dies nicht, Deutschland kann das nicht – eigentlich kann man es längst nicht mehr hören: die wiederkehrenden Klagen darüber, was alles schiefläuft, angefangen bei einem Zuviel an Bürokratie und einem Zuwenig an Digitalisierung. Der Onkologe Prof. Dr. Michael Hallek plädierte auf dem Vision Zero Berlin Summit für ein anderes Mindset: „Warum haben wir nicht einfach mal den Anspruch Weltmeister in der Krebsforschung zu werden?“

Weiterlesen »
Jeder zweite Mensch wird in seinem Leben mit einer Krebsdiagnose konfrontiert sein, jeder vierte wird daran sterben. Das will „Vision Zero in der Onkologie“ ändern. Auf ihrem Jahresgipfel diskutieren führende Gesundheitsexpert:innen, wie das gelingen kann. Foto: Ralf Günther/BILD

Vision Zero in der Onkologie: Den Tod nicht akzeptieren

Jeder zweite Mensch wird in seinem Leben mit einer Krebsdiagnose konfrontiert sein, jeder vierte wird daran sterben. Das zu ändern – dafür ist „Vision Zero in der Onkologie“ angetreten, eine Initiative aus Forschung und Wissenschaft, Vertreter:innen aus dem Gesundheitssystem und von forschenden Pharmaunternehmen. Auf ihrem Jahresgipfel diskutieren führende Gesundheitsexpert:innen, wie das gelingen kann. Denn auch das ist ein Fakt: Mit den zur Verfügung stehenden Instrumenten – Prävention, Früherkennung, Behandlung und Nachsorge – könnte jeder zweite Todesfall vermieden werden.

Weiterlesen »

Wo sind Metastasen am gefährlichsten?

Haben sich bereits Fernmetastasen gebildet, spricht dies für eine fortgeschrittene Krebserkrankung – anders als bei Metastasen in nahegelegenen Lymphknoten, die auch bereits in einem sehr frühen Krankheitsstadium auftreten können.2

Wie gefährlich Metastasen sind und wie die Prognose ist, hängt von individuellen Faktoren ab, beispielsweise von der Art des Tumors sowie von seinen biologischen Eigenschaften, aber auch davon, wie groß die Metastasen sind und wie viele es von ihnen gibt.2

Nicht zuletzt spielt es eine Rolle, ob wichtige Organe von den Tochtergeschwülsten betroffen sind. Als besonders gefährlich gelten dabei Metastasen im Gehirn, in Leber und Lunge.

Wie werden Metastasen behandelt?

In der Regel kommt eine systemische Therapie zum Einsatz, die ihre Wirkung im gesamten Körper entfaltet und daher auch solche Metastasen behandelt, die vielleicht noch gar nicht entdeckt wurden. Auch die Kombination aus verschiedenen systemischen Therapien ist möglich, zum Beispiel aus2:

  • Chemotherapie,
  • Immuntherapie,
  • Hormontherapie,
  • zielgerichteten Medikamenten.

Bei einzelnen Metastasen kommt auch eine Operation infrage. Mitunter lassen sich Tochtergeschwülste auch durch Strahlentherapie, große Kälte (Kryotherapie) oder große Hitze (Thermoablation) unschädlich machen.2

Die Forschung arbeitet daran, auch für Menschen mit fortgeschrittenem, metastasiertem Krebs weitere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Beispiel schwarzer Hautkrebs: Die Diagnose „Malignes Melanom im fortgeschrittenen Stadium“ kam noch vor rund zehn Jahren einem Todesurteil gleich. Heute haben immer mehr Betroffene die Chance auf ein Langzeitüberleben. Die Hoffnung ist, dass eines Tages auch eine Heilung möglich ist.

Können sich Metastasen zurückbilden?

Die spontane Rückbildung von Metastasen ist extrem selten. Systemische Therapien wirken jedoch nicht nur auf den Ursprungstumor, sondern auch auf die Tochtergeschwülste, sodass diese im besten Fall entweder vollständig verschwinden (Vollremission) oder sich teilweise zurückbilden (Partialremission).4

Können Metastasen streuen?

Dass Metastasen in der Lage sind, sich ähnlich wie der Primärtumor in weitere Körperregionen auszubreiten, macht sie so gefährlich. In einigen Fällen werden sogar nur Metastasen gefunden, jedoch kein Ursprungstumor. Mediziner:innen sprechen in diesem Fall vom CUP-Syndrom – CUP steht dabei für „cancer of unknown primary“.5

Neues Medikament gegen Metastasen? Von Nanopartikeln bis Präzisionsonkologie

Die Krebsforschung macht immer wieder durch beeindruckende Fortschritte auf sich aufmerksam. Beispielsweise forschen Wissenschaftler:innen an Nanopartikeln, die sozusagen als Verpackung für ein Medikament dienen und dieses über die Blutbahn direkt in die betroffenen Zellen transportieren. Nanopartikel sind so beschaffen, dass sie sich in krankem Gewebe besonders gut einnisten können, weil dieses (durch die unkontrollierte Zellteilung bedingt) häufig Lücken aufweist. Nachdem das Medikament in die Zellen eingeschleust wurde, wird es durch Licht aktiviert, was einen immunogenen Zelltod zur Folge hat, sagen die Forschenden. Diese Technologie könnte so in der Lage sein, alle Krebszellen zu erreichen, auch solche in Metastasen – allerdings ist das Verfahren noch experimentell, und bis zur potenziellen klinischen Anwendung werden vermutlich noch mehrere Jahre an Entwicklungsarbeit vergehen.6,7

Die Forschung arbeitet darüber hinaus an vielen unterschiedlichen Ansätzen, um Krebs auch im fortgeschrittenen, metastasierten Stadium Schritt für Schritt den Schrecken zu nehmen. So haben zum Beispiel immer mehr Hautkrebs-Betroffene Chance auf Chronifizierung ihrer fortgeschrittenen Erkrankung. Ziel der Forschung ist es u.a., durch weitere Therapie-Kombinationen – sei es mit bereits verfügbaren Arzneimitteln als auch mit neuen Wirkstoffkandidaten – die Tiefe des Ansprechens auf die Behandlung weiter zu verbessern und die Verträglichkeit zu optimieren. Besonders vielversprechend ist zudem die Präzisionsonkologie, bei der die Medikamente individuell auf das Genom des Tumors maßgeschneidert werden.8 Auch bei diesem Ansatz bekämpfen die Wirkstoffe nicht nur den Primärtumor, sondern auch etwaige Metastasen.

Weitere Hintergrundinfos zum Thema Krebs

Bei Männern treten einige Krebsarten, z. B. Lungen-, Darm- und Harnblasenkrebs, häufiger auf als bei Frauen. ©iStock.com/gorodenkoff

Häufige Krebsarten bei Männern

Im Jahr 2022 erkranken weltweit 10.311.610 Männer an Krebs11. Das Risiko, vor dem Alter von 75 Jahren an Krebs zu erkranken, lag damit bei 21,8 Prozent11.
Einige Krebsarten treten bei Männern wesentlich häufiger auf als bei Frauen, darunter Lungen-, Darm- und Harnblasenkrebs. Zusätzlich zählen Tumore in der Prostata und im Hoden zu den häufigsten Krebsformen bei Männern.

Weiterlesen »
Leberkrebs (hepatozelluläre Karzinom , HCC) ist oft mit einer vorhandenen Leberzirrhose verbunden. Symptome treten oft erst in einem späten Krankheitsstadium auf. ©iStock.com / peterschreiber.media

Leberkrebs: Ursachen, Symptome und moderne Therapieansätze

Leberkrebs, das sogenannte hepatozelluläre Karzinom (HCC), ist zwar relativ selten, zählt aber aufgrund der eher schlechten Prognose zu den Krebsarten, die am häufigsten tödlich verlaufen. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Entstehung, Ursachen und Symptome von Leberkrebs sowie Therapieansätze, die Hoffnung für Patient:innen bieten können.

Weiterlesen »
Manche Krebsarten sind gefährlicher und statistisch gesehen tödlicher als andere. ©iStock.com / Mohammed Haneefa Nizamudeen

Die 10 schlimmsten Krebsarten

Krebs ist immer eine schreckliche und furchteinflößende Diagnose. Jährlich sterben weltweit etwa 10 Millionen Menschen an Krebs1. Manche Krebsarten sind jedoch gefährlicher und statistisch gesehen tödlicher als andere – auf die Fragen „Welche Krebsart ist die schlimmste?“ oder „Welche Krebsarten sind unheilbar?“ gibt es keine pauschale Antwort. Letztlich kommt es immer auch darauf an, wie weit der Krebs bereit fortgeschritten ist und welche Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Weiterlesen »

Quellen:

  1. Was ist Krebs?
    https://www.krebsinformationsdienst.de/was-ist-krebs

  2. Metastasen bei Krebs
    https://www.krebsinformationsdienst.de/metastasen

  3. Metastasen sind die größte Gefahr bei Krebs
    https://www.wissensschau.de/krebs_tumor/metastasen_primaertumor.php

  4. Metastasen bei Krebs
    https://www.staerkergegenkrebs.de/krebsarten/metastasen/

  5. Metastasen: Wann eine Heilung möglich ist
    https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/krebserkrankungen/id_100068232/wie-metastasen-entstehen-wann-sie-streuen-und-wann-eine-heilung-moeglich-ist.html

  6. Neues Medikament lässt Immunsystem auf Krebszellen los
    https://www.focus.de/gesundheit/news/fortschritt-in-der-forschung-spuert-metastasen-auf-neuer-wirkstoff-laesst-immunsystem-auf-krebszellen-los_id_203958169.html

  7. Theranostic imaging and multimodal photodynamic therapy and immunotherapy using the mTOR signaling pathway
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37660174/

  8. Präzisionsonkologie: Der nächste Schritt im Kampf gegen Krebs
    https://pharma-fakten.de/news/835-praezisionsonkologie-der-naechste-schritt-im-kampf-gegen-krebs/

  9. Krebspatienten profitieren von bahnbrechenden Entwicklungen
    https://pharma-fakten.de/news/320-krebspatienten-profitieren-von-bahnbrechenden-entwicklungen/

Verwandte Nachrichten

Anmeldung: Abo des Pharma Fakten-Newsletters

Ich möchte per E-Mail News von Pharma Fakten erhalten:

© Pharma Fakten e.V.
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir Ihnen die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in Ihrem Browser gespeichert und dienen dazu, Sie wiederzuerkennen, wenn Sie auf unsere Website zurückkehren, und unserem Team zu helfen, zu verstehen, welche Bereiche der Website Sie am interessantesten und nützlichsten finden.