Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) gilt als eine der häufigsten Krebserkrankungen weltweit. Die Forschung hat in den vergangenen Jahren jedoch bedeutende Fortschritte gemacht. © iStock.com / Sorapop
Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) gilt als eine der häufigsten Krebserkrankungen weltweit. Die Forschung hat in den vergangenen Jahren jedoch bedeutende Fortschritte gemacht. © iStock.com / Sorapop

Speiseröhrenkrebs: Symptome, Ursachen & aktuelle Forschungsansätze

Speiseröhrenkrebs, das sogenannte Ösophaguskarzinom, betrifft Männer häufiger als Frauen. Insbesondere in den westlichen Industriestaaten weist Speiseröhrenkrebs jedoch für beide Geschlechter die größten Zuwachsraten aller Krebsarten auf. Wo die Ursachen für diese Entwicklung liegen, welche Symptome auf ein Karzinom in der Speiseröhre hindeuten können und wie der aktuelle Forschungsstand zum Thema Speiseröhrenkrebs ist, können Sie in diesem Artikel nachlesen.

Inhalt

Speiseröhrenkrebs: Männer häufiger betroffen als Frauen

Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten2 erkrankten im Jahr 2020 1.720 Frauen und 5.660 Männer an Speiseröhrenkrebs. Die standardisierte Erkrankungsrate ist somit bei Männern mit neun pro 100.000 Personen deutlich höher als bei Frauen (2,2 Fälle pro 100.000 Personen).

Auf der Liste der weltweit häufigsten Krebserkrankungen rangiert Speiseröhrenkrebs auf Platz elf. Allein in 2022 erkrankten laut WHO3 weltweit etwa 511.000 Menschen an einem bösartigen Tumor in der Speiseröhre, etwas mehr als 445.000 Menschen starben im selben Jahr an Speiseröhrenkrebs.

Statistik: Inzidenz und Sterberate bei Speiseröhrenkrebs

Wie entsteht Speiseröhrenkrebs?

Krebs kann durch Erbgutveränderungen in den Zellen entstehen. Im Fall von Speiseröhrenkrebs steigt das Risiko für solche Mutationen durch chronische Reizungen der Schleimhaut, wie sie beispielsweise durch Zigarettenrauch und/oder Alkoholkonsum entstehen. Zellen entarten, vermehren sich unkontrolliert und bilden einen Tumor in der Speiseröhre. Im späteren Krankheitsverlauf können sich die kranken Zellen in andere Körperbereiche ausbreiten und Metastasen bilden. Speiseröhrenkrebs streut dabei am häufigsten in die Lymphknoten sowie in Leber und Lunge.5

Es gibt zwei Arten von Speiseröhrenkrebs: Etwa vier von zehn Betroffenen leiden unter einem Plattenepithelkarzinom, die übrigen unter einem Adenokarzinom. Während ein Plattenepithelkarzinom in jedem Bereich der Speiseröhre entstehen kann, bilden sich Adenokarzinome im unteren Abschnitt am Übergang zum Magen. Tumore, die mehr als zwei Zentimeter unterhalb der Schwelle zwischen Speiseröhre und Magen liegen, werden als Magentumore klassifiziert.4

Mögliche Ursachen für ein Ösophaguskarzinom

Rauchen und Alkohol

Nikotin und Alkohol gelten als größte Risikofaktoren für die Entstehung von Speiseröhrenkrebs. Besonders riskant ist die Kombination aus beidem: Etwa 75 Prozent aller Karzinome in der Speiseröhre sind auf die Einwirkung von Nikotin und Alkohol zurückzuführen.

Refluxkrankheit

Magensäure ist sehr aggressiv und kann die Schleimhaut in der Speiseröhre schädigen – denn anders als der Magen selbst verfügt diese nicht über einen speziellen Schutzfilm. Männer leiden besonders häufig an der Refluxkrankheit, bei der Magen- und Gallensäure aus dem Magen in die Speiseröhre gelangen. Im Laufe der Zeit werden die Plattenepithelzellen in der unteren Speiseröhre zerstört und vom Körper durch Magenschleimhautzellen ersetzt. Durch diesen als Metaplasie bezeichneten Vorgang kann ein Barrett-Ösophagus entstehen – also eine krankhafte Veränderung der Speiseröhre, die als Vorstufe für Speiseröhrenkrebs gilt. Sind die Zellveränderungen hochgradig, haben die Betroffenen ein 25-prozentiges Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Karzinom in der Speiseröhre zu entwickeln.

Falsche Ernährung und Übergewicht

Übergewicht und eine fettreiche Ernährung sind kein direkter Risikofaktor für Speiseröhrenkrebs, sie können jedoch zur Refluxkrankheit führen und das Risiko somit indirekt erhöhen.

Weitere Risikofaktoren für Krebs in der Speiseröhre sind:

  • frühere Bestrahlungen im Bereich von Hals/Brustkorb
  • Achalasie (eine gutartige Erkrankung der Speiseröhre)
  • höheres Alter: 50 Prozent der Betroffenen sind 70 Jahre oder älter1, 2

Symptome: Wie macht sich Speiseröhrenkrebs bemerkbar?

Das Fatale an Speiseröhrenkrebs ist, dass die Erkrankung im Frühstadium kaum oder keine Beschwerden auslöst. Erst dann, wenn der Tumor bereits eine gewisse Größe erreicht hat, verursacht er spürbare Probleme.

Mögliche Anzeichen für einen Tumor in der Speiseröhre sind:

  • Schluckbeschwerden (zum Beispiel häufiges Verschlucken oder Schmerzen/Druckgefühle beim Schlucken)
  • Erbrechen von Blut
  • Blut im Stuhl
  • Heiserkeit

In späteren Stadien oder im Endstadium der Erkrankung leiden Betroffene häufig unter Appetitlosigkeit und einem unerwünschten Gewichtsverlust. Oftmals sind zu diesem Zeitpunkt auch bereits vergrößerte Lymphknoten ertastbar, etwa am Hals oder am Schlüsselbein.6, 7

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Diagnostik bei Verdacht auf Ösophaguskarzinom

Bei Verdacht auf eine Erkrankung der Speiseröhre wird für gewöhnlich eine Speiseröhrenspiegelung durchgeführt. Dabei schluckt der:die Patient:in einen dünnen Schlauch, der mit einer Kamera bestückt ist. Mithilfe dieser Kamera kann der:die Ärzt:in die Schleimhaut im Detail untersuchen. Außerdem ist eine Entnahme von Gewebeproben möglich, um diese feingeweblich analysieren zu lassen.

Erhärtet sich der Tumorverdacht, folgen weitere Untersuchungen, zum Beispiel:

  • endoskopischer Ultraschall
  • Ultraschall des Halses und des Bauchraums
  • Computertomografie (Hals, Brust, Bauch)
  • Magnetresonanztomografie

Diese Untersuchungen dienen in erster Linie dazu, das Tumorstadium zu bestimmen und etwaige Tochtergeschwülste ausfindig zu machen. Eine Blutuntersuchung wird in der Regel standardmäßig durchgeführt, allerdings sind bislang keine verlässlichen Tumormarker für Speiseröhrenkrebs bekannt.

Behandlung: Ist Speiseröhrenkrebs heilbar?

Die Prognose bei Speiseröhrenkrebs hat sich verbessert – dank moderner Diagnosemethoden und Operations- und Therapieverfahren . Sofern der Tumor noch klein genug ist, wird er – mitsamt der ihn umgebenden Lymphknoten – herausoperiert. Oftmals muss dabei auch die Speiseröhre ganz oder teilweise entfernt werden. Ist das der Fall, werden verbleibende Teile der Speiseröhre anschließend mit dem Magen verbunden, um weiterhin die Aufnahme von Nahrung zu ermöglichen. Alternativ kann auch ein Segment des Dünn- oder Dickdarms als Speiseröhrenersatz genutzt werden.

Im Anschluss an die Operation wird für gewöhnlich eine Chemo- oder Strahlentherapie durchgeführt, um im Körper verbliebene Tumorzellen abzutöten. Eine Chemotherapie oder eine kombinierte Chemo-Strahlen-Therapie ist auch präoperativ möglich, um den Tumor vorab zu verkleinern.

Auch Medikamente aus dem Bereich der Immuntherapie oder der zielgerichteten Therapien können unter bestimmten Voraussetzungen bei Speiseröhrenkrebs zum Einsatz kommen.

Doch wie ist bei Speiseröhrenkrebs die Überlebenschance? Ist Speiseröhrenkrebs ein Todesurteil? Grundsätzlich gilt: Je früher der Krebs entdeckt wird und je besser der Allgemeinzustand des:der Patient:in ist, desto höher ist auch die Lebenserwartung. Trotzdem gehört Speiseröhrenkrebs eher zu den Krebsarten mit ungünstigerer Prognose. Im Schnitt leben fünf Jahre nach der Diagnose noch rund 22 Prozent der Betroffenen.2, 9

Speiseröhrenkrebs besiegen: aktuelle Forschungsansätze

Die Krebsforschung hat in den vergangenen Jahren bedeutende Fortschritte gemacht, auch im Bereich Speiseröhrenkrebs. Daher wird beispielsweise weiterhin an Immuntherapien geforscht, mit der Hoffnung, die Behandlungsergebnisse und Prognosen der Patient:innen künftig zu verbessern.10, 11

Aktuelle Forschungsansätze zum Speiseröhrenkrebs konzentrieren sich außerdem auf genetische Risikofaktoren, Früherkennung und ein besseres Verständnis der Krankheitsentstehung. Eine groß angelegte, internationale genomweite Assoziationsstudie hat 16 neue Risikogene identifiziert, die mit der Entstehung von Speiseröhrenkrebs und seinen Vorstufen in Verbindung stehen.

Die Ergebnisse zeigen, dass genetische Faktoren eine bedeutende Rolle bei der Entstehung dieser Krankheit spielen. Diese Erkenntnisse sollen helfen, Risikopatient:innen frühzeitig zu erkennen und die Krankheitsmechanismen besser zu verstehen.12

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Quellen:

  1. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/weitere-krebsarten/speiseroehrenkrebs/ursache-und-risikofaktoren.html
  2. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Speiseroehrenkrebs/speiseroehrenkrebs_node.html
  3. https://gco.iarc.who.int/media/globocan/factsheets/cancers/6-oesophagus-fact-sheet.pdf
  4. https://www.krebsinformationsdienst.de/speiseroehrenkrebs
  5. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/weitere-krebsarten/speiseroehrenkrebs/erkrankungsverlauf.html
  6. https://www.krebsinformationsdienst.de/speiseroehrenkrebs/symptome
  7. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/weitere-krebsarten/speiseroehrenkrebs/frueherkennung.html
  8. https://www.krebsinformationsdienst.de/speiseroehrenkrebs/diagnostik
  9. Krebs: Überlebensraten im internationalen Vergleich
  10. https://healthcare-in-europe.com/de/news/speisenroehrenkrebs-neue-studie-gibt-anlass-zur-hoffnung.html
  11. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/aktuelle-themen/news/neue-immuntherapie-bei-fortgeschrittenem-speiseroehrenkrebs.html
  12. https://www.uniklinikum-leipzig.de/presse/Seiten/Pressemitteilung_7526.aspx

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